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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Augenblick in Bewegung
setzen.
    Ramses folgte dem Zeremonienmeister.
    Der Zug erstreckte sich vom Tor des Palastes bis zum
Außenportal des Tempelbezirks. Der Prinz wurde bis zur Spitze geleitet, wo das
königliche Paar dem »Wegöffner« folgte. Die weißgekleideten Priester mit dem
kahlgeschorenen Schädel sahen den jüngeren Sohn des Sethos vorübergehen und
bewunderten sein stattliches Auftreten. Andere sahen in ihm immer noch den
Jüngling, der an allerlei Spiel und Vergnügen Gefallen fand und ein
beschauliches und unbeschwertes Leben vor sich hatte.
    Ramses schritt voran.
    Es ging an einigen einflußreichen Höflingen vorbei und
an so manchen hohen Frauen im Festtagsstaat. Zum erstenmal erschien der jüngere
Prinz in der Öffentlichkeit. Nein, er hatte nicht geträumt, an diesem
Neujahrstag werde sein Vater ihn neben sich thronen lassen.
    Plötzlich ging es nicht mehr vorwärts.
    Der Zeremonienmeister wies ihm seinen Platz zu: hinter
dem Hohenpriester des Ptah, weit hinter dem königlichen Paar, weit hinter
Chenar, der sich zur Rechten des Vaters noch immer als der künftige Nachfolger
Sethos’ brüstete.
     
    ACHTZEHN
     
     
    zwei tage lang weigerte sich Ramses, zu essen und mit wem auch immer
ein Wort zu sprechen.
    Ameni, dem bewußt war, wie tief enttäuscht sein Freund
war, machte sich unsichtbar und schwieg. Wie ein Schatten wachte er über den
Prinzen, ohne ihn zu stören. Gewiß, Ramses war herausgetreten aus der
Anonymität und gehörte von nun an zu jenen Persönlichkeiten des Hofes, die bei
Staatsritualen zugelassen waren. Aber durch den Platz, der ihm zugewiesen
worden war, wurde er zum bloßen Statisten. In aller Augen blieb Chenar der Erbe
der Krone.
    Der goldgelbe Hund verspürte die Traurigkeit seines
Herrn und bettelte weder um Spaziergang noch Spiel. Dieser Zutraulichkeit war
es zu verdanken, daß der Prinz aus dem selbstgewählten Gefängnis dann doch
hervorkam. Weil er Wächter füttern mußte, willigte er schließlich ein, die
Mahlzeit, die Ameni ihm anbot, zu sich zu nehmen.
    »Ich bin ein Dummkopf und ein eitler Fant, Ameni. Mein
Vater hat mir eine gute Lehre erteilt.«
    »Was nützt es, daß du dich so quälst?«
    »Ich hielt mich nicht für so dumm.«
    »Ist Macht denn so wichtig?«
    »Macht? Nein, aber seiner wahren Natur zu entsprechen,
das ist wichtig! Und ich war überzeugt, meine wahre Natur bestimme mich zum
Regieren. Mein Vater versperrte mir den Thron, und ich war blind.«
    »Wirst du dich jetzt in dein Los fügen?«
    »Habe ich denn überhaupt eins?«
    Ameni fürchtete, Ramses würde eine Verzweiflungstat
begehen. Die Enttäuschung des Prinzen war so groß, daß er sich durchaus kopflos
in ein Abenteuer stürzen und darin willentlich zugrunde gehen könnte. Nur die
Zeit würde den Schmerz lindern, doch Geduld war eine Tugend, die der Prinz
nicht kannte.
    »Sary hat uns zum Angeln eingeladen«, murmelte Ameni,
»willst du diese Zerstreuung annehmen?«
    »Wie du willst.«
    Der junge Schreiber unterdrückte seinen Jubel. Wenn
Ramses an den alltäglichen Vergnügungen erst einmal wieder Freude fand, könnte
es mit der Genesung schnell gehen.
    Ramses’ ehemaliger Erzieher und seine Gattin hatten
die pfiffigsten jungen Leute aus gutem Hause eingeladen, um sie das Angeln zu
lehren. Das war ein Vergnügen besonderer Art. In einem Wasserbecken wimmelte es
von Zuchtfischen, jeder Teilnehmer bekam einen dreibeinigen Hocker und eine
Angelrute aus Akazienholz. Der Geschickteste in diesem Wettkampf würde als
Sieger gefeiert und einen herrlichen Papyrus mit den Abenteuern Sinuhes
erhalten, an denen Generationen von Gebildeten sich schon erfreut hatten.
    Ramses überließ seinen Platz Ameni, der sich an diesem
unbekannten Spiel ergötzte. Wie sollte er auch verstehen, daß weder seine
Freundschaft noch Isets Liebe das Feuer zu löschen vermochten, das Ramses’
Seele verzehrte. Die Zeit würde diese unersättliche Flamme, die nach Nahrung
gierte, nur noch heftiger entfachen. Ob es seine Bestimmung war oder nicht, ein
Leben in Mittelmäßigkeit würde er nicht hinnehmen. Nur zwei Wesen konnten ihn
beeindrucken: sein Vater, der König, und seine Mutter, die Königin. Ihre
Vorstellungen hätte er teilen wollen, keine anderen.
    Liebevoll legte Sary seinem früheren Schüler die Hand
auf die Schulter.
    »Langweilt dich dieses Spiel?«
    »Es ist ein gelungenes Fest.«
    »Gelungen dank deiner Anwesenheit.«
    »Willst du mich verspotten?«
    »Das ist nicht meine Absicht, deine Stellung ist

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