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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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ein Schurz und Sandalen steckten, in der rechten einen
Stock. Wenn er anhielt, um zu rasten, entrollte er die Matte im Schatten eines
Baumes und schlief sofort ein, sein getreuer Gefährte schützte ihn.
    Prinz Ramses hatte den ersten Teil seiner Reise im
Boot und den zweiten zu Fuß zurückgelegt. Da er die Pfade über die Hügel
oberhalb des Stroms gewählt hatte, war er durch viele kleine Dörfer gekommen,
wo er sich bei den Bauern erfrischen konnte. Der Stadt überdrüssig, entdeckte
er hier eine friedliche, sich immer gleichbleibende Welt, die im Rhythmus der
Jahreszeiten und Feste lebte.
    Ramses hatte weder Ameni noch Iset verständigt, denn
er wollte allein reisen, wie ein gewöhnlicher Ägypter, der die Verwandtschaft
besuchte oder zur Arbeit auf einer der zahlreichen Baustellen, die während der
Überschwemmungszeit gut zu tun hatten, aufbrach.
    An einigen Orten hatte er den Fährmann gerufen, der
arme Leute und solche, die kein Boot besaßen, nicht einmal ein notdürftig
zusammengezimmertes, über den Fluß zu setzen pflegte. Auf der wogenden
Wasseroberfläche kreuzten Dutzende von Kähnen unterschiedlicher Größe, einige
hatten Kinder an Bord, die so wild herumfuchtelten, daß sie ins Wasser
plumpsten und sogleich Wettschwimmen veranstalteten.
    Erholung, Spiele und Reisen… Ramses spürte den Atem
des ägyptischen Volkes, seine tiefe und gelassene Freude, verankert im
Vertrauen zum Pharao. Hier und dort wurde mit Hochachtung und Bewunderung von
Sethos gesprochen. Sein Sohn empfand Stolz und schwor sich, sich seiner würdig
zu erweisen, selbst wenn er ein einfacher königlicher Schreiber bleiben sollte,
der über das Einbringen des Korns oder die Eintragung der Erlässe zu wachen hatte.
    Am Eingang des Fayum, dieser grünenden Provinz, wo
Sobek, der Krokodilgott, herrschte, erstreckte sich über weite, von
ausgesuchten Gärtnern gehegte Flächen der königliche Harim Mer-Our, was »Reich
an Liebe« bedeutet. Ein klug angelegtes Kanal-Metz versorgte das ausgedehnte
herrschaftliche Anwesen, das vielen als das schönste Ägyptens galt. In die
Jahre gekommene edle Damen genossen dort einen ruhigen Lebensabend und
bewunderten die herrlichen jungen Frauen, die in den Webereien arbeiteten oder
in den Schulen sich der Poesie, der Musik und dem Tanz widmen durften. Andere
vervollkommneten ihre Kenntnisse der Emailherstellung, und wieder andere
entwarfen Schmuck. Der Harim war ein wahrer Bienenkorb, in dem unermüdliches
Treiben herrschte.
    Bevor Ramses sich am Eingangstor des Anwesens meldete,
tat er einen sauberen Schurz um, schlüpfte in die Sandalen und klopfte seinem
Hund den Staub aus dem Fell. Nun konnte er sich zeigen. Er ging auf einen
Aufseher zu, der grimmig dreinblickte.
    »Ich komme einen Freund besuchen.«
    »Dein Empfehlungsschreiben, junger Mann?«
    »Ich brauche keins.«
    Der Aufseher warf sich in die Brust.
    »Was soll dieses Gehabe?«
    »Ich bin Prinz Ramses, Sohn des Sethos.«
    »Du machst dich wohl lustig über mich! Ein Königssohn
reist mit Begleitern.«
    »Mein Hund genügt mir.«
    »Geh deines Weges, Junge, ich schätze deine Späße
nicht.«
    »Ich befehle dir, den Weg frei zu machen.«
    Der keinen Widerspruch duldende Ton und der scharfe
Blick verblüfften den Aufseher. Sollte er diesen Hochstapler kurzerhand
fortschaffen oder lieber Vorsicht walten lassen?
    »Wie lautet der Name deines Freundes?«
    »Moses.«
    »Gedulde dich hier.«
    Wächter setzte sich im Schatten einer Persea auf die
Hinterpfoten. Die Luft war von Düften erfüllt, Hunderte von Vögeln nisteten in
den Bäumen. Gab es ein süßeres Leben?
    »Ramses!«
    Moses stieß den Aufseher beiseite und lief auf Ramses
zu. Die beiden Freunde umarmten sich, gingen durchs Tor, und hinter ihnen
trottete Wächter, der gar nicht mehr wußte, wo er noch schnüffeln sollte bei
all den Düften, die jetzt aus der Küche des Aufsehers drangen und ihm so
verlockend schienen.
    Moses und Ramses schritten durch eine mit Steinplatten
belegte Allee, die sich unter Sykomoren dahinschlängelte, und gelangten an ein
Wasserbecken, in dem zwischen breiten, ausladenden Blättern weiße Lotosblüten
prangten. Sie setzten sich auf eine Bank aus drei Kalksteinblöcken.
    »Welch wunderbare Überraschung, Ramses! Hat man dir
dieses Amt hier zugewiesen?«
    »Nein, ich wollte dich wiedersehen.«
    »Bist du allein gekommen, ganz ohne Begleitschutz?«
    »Was ist dabei?«
    »Das sieht dir ähnlich! Was hast du getrieben, seit
unser Kreis sich zerstreut

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