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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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dieser Aufgabenteilung
vollauf zufrieden.
    Eines Morgens war das Schlafzimmer leer, Ramses war
schon aufgestanden. Beunruhigt lief sie in den Garten. Sie rief nach ihrem
Geliebten, doch er antwortete nicht. Sie wurde fast wahnsinnig, entdeckte ihn
dann aber am Brunnen, wo er mitten in einem Irisbeet saß und meditierte.
    »Was ist los mit dir? Ich bin vor Angst fast
gestorben!«
    Sie kniete sich neben ihn.
    »Gibt es eine neue Sorge, die dich quält?«
    »Für ein Leben an deiner Seite bin ich nicht
geschaffen.«
    »Du irrst dich, sind wir denn nicht glücklich?«
    »Diese Art Glück genügt mir nicht.«
    »Verlang nicht zuviel vom Leben, es könnte sich
letztlich gegen dich wenden.«
    »Ein schönes Kräftemessen, das du mir da verheißt.«
    »Ist Hochmut etwa eine Tugend?«
    »Wenn er einem etwas abverlangt und man über sich
hinauswächst, dann schon. Ich muß mit meinem Vater sprechen.«
    Seit zwischen Ägyptern und Hethitern Waffenruhe
herrschte, waren die Kritiker verstummt. Man war sich einig, daß Sethos weise
gehandelt hatte, keinen Krieg mit Ungewissem Ausgang heraufzubeschwören, selbst
wenn das ägyptische Heer in der Lage schien, die hethitischen Truppen zu
besiegen.
    Obwohl Chenar kräftig auftrumpfte, glaubte ihm
niemand. Laut Aussage der hohen Offiziere hatte der ältere Sohn des Königs an
keiner Auseinandersetzung wirklich teilgenommen, sondern nur aus sicherer
Entfernung die Scharmützel beobachtet.
    Der Pharao hörte zu und handelte entsprechend.
    Er hörte seine Berater an, von denen einige es ehrlich
meinten, verglich die Aussagen, trennte die Spreu vom Weizen und traf keinerlei
übereilte Entscheidung.
    Er arbeitete in dem weitläufigen Raum des
Hauptpalastes von Memphis. Aus drei hohen holzvergitterten Fenstern fiel das
Licht herein, die Wände waren weiß und durch keinerlei Schmuck aufgelockert.
Die schlichte und karge Einrichtung bestand aus einem großen Tisch, einem
Sessel mit gerader Rückenlehne für den Herrscher und Rohrgeflechtstühlen für
die Besucher sowie einem Schrank für Papyri.
    Hier, in dieser Einsamkeit und Stille, entwarf der
Herr beider Länder die Zukunft des mächtigsten Landes der Welt und versuchte,
es auf dem von der Maat vorgezeichneten Weg zu halten, denn die Maat war die
Verkörperung der Weltordnung.
    In diese Stille drang plötzlich Geschrei. Es kam vom
Innenhof her, wo die dem König und seinen Beratern vorbehaltenen Wagen standen.
    Aus einem der Fenster erblickte Sethos ein Pferd, das
plötzlich irrsinnig geworden zu sein schien. Nachdem es den Strick zerrissen
hatte, mit dem es an einen Pfosten gebunden war, galoppierte es kopflos umher
und gefährdete jeden, der sich ihm zu nähern wagte. Es keilte aus und warf einen
Aufseher zu Boden, schlug abermals aus und traf einen betagten Schreiber, der
sich zu spät in Sicherheit gebracht hatte.
    In dem Augenblick, da das Tier neuen Atem schöpfte,
trat Ramses hinter einem Pfeiler hervor, schwang sich auf den Rücken des
Pferdes und zog die Zügel an. Das verängstigte Tier stieg und versuchte
vergeblich, den Reiter loszuwerden. Schließlich gab es sich geschlagen,
schnaubte, wieherte und beruhigte sich langsam.
    Ramses sprang zu Boden, ein Soldat der königlichen
Leibgarde trat zu ihm hin.
    »Dein Vater wünscht dich zu sehen.«
    Zum erstenmal wurde der Prinz in das Arbeitszimmer des
Pharaos vorgelassen. Die Kargheit des Raumes überraschte ihn. Er hatte erlesene
Kostbarkeiten erwartet, doch der Raum war fast leer und ohne jeglichen Schmuck.
Dort saß der König, einen entrollten Papyrus vor sich.
    Da er nicht wußte, wie er sich zu verhalten hatte,
blieb Ramses in angemessener Entfernung stehen. Sethos bot ihm keinen Platz an.
    »Du hast dich großen Gefahren ausgesetzt.«
    »Wie man’s nimmt. Ich kenne dieses Pferd gut, es ist
nicht bösartig. Die Sonne dürfte ihm zugesetzt haben.«
    »Dennoch hast du dich zu großer Gefahr ausgesetzt,
meine Leibwache hätte es schon bezwungen.«
    »Ich glaubte das Richtige zu tun.«
    »Mit der Absicht, die Aufmerksamkeit auf dich zu
lenken?«
    »Nun…«
    »Sei ehrlich.«
    »Ein verrücktes Pferd zu bezwingen ist keine leichte
Aufgabe.«
    »Soll ich daraus schließen, daß du diesen Zwischenfall
selbst herbeigeführt hast, um Vorteile daraus zu ziehen?«
    Ramses errötete vor Empörung.
    »Vater! Wie kannst du nur…«
    »Ein Pharao muß ein guter Stratege sein.«
    »Hättest du ein derartiges Vorgehen gutgeheißen?«
    »In deinem Alter hätte ich dann etwas

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