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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Augen des Königs einen Zusammenstoß vom Zaun brechen. Während der
Dauer ihrer Mission mußte sich jeder mit dem Charakter des anderen abfinden.
Bakhen klärte sofort die Rangfolge, indem er Ramses befahl, die Nachhut zu
übernehmen, wo nach seinen Worten »ein Neuling die geringste Gefahr für seine
Untergebenen darstellte«.
    Mehr als sechshundert Mann bildeten die Truppe, die
auszog, Türkise heranzuschaffen, den Stein der himmlischen Hathor, die im
Herzen eines kargen und wüsten Landes sich diese Gestalt erwählt hatte.
    Der Weg durch die Wüste bereitete kaum
Schwierigkeiten. Er war gut gespurt, wurde regelmäßig gewartet und war gesäumt
von kleinen Festungsanlagen und Wasserstellen. Allerdings verlief er durch
feindliche Landstriche, wo rote und gelbe Berge aufragten, deren Höhe die
Neulinge verblüffte. Einige bekamen Angst, diese Gipfel könnten Dämonen ausspucken,
die sich ihrer Seele bemächtigten, doch dank der Anwesenheit des Pharaos und
der Selbstsicherheit seines Sohnes ließen sie sich beruhigen.
    Ramses hatte auf eine schwere Prüfung gehofft, um
seinem Vater sein Können zu beweisen. Daher beklagte er innerlich seine so
einfache Aufgabe. Dieser dreißig Mann starke, seinem Befehl unterstellte
Fußtrupp ließ sich von seiner Autorität mühelos beeindrucken. Alle hatten schon
von seinem Ruf als begnadeter Bogenschütze und Pferdebändiger gehört und
hofften, hätten sie erst einmal unter ihm gedient, auf eine Beförderung.
    Nach eindringlichem Zureden von Ramses hatte Ameni auf
dieses Abenteuer verzichtet. Seine schwache Konstitution untersagte ihm eine so
große körperliche Anstrengung, und außerdem hatte er in einer Müllhalde
nördlich der verdächtigen Werkstatt soeben eine Kalksteinscherbe entdeckt, die
eine merkwürdige Inschrift trug. Es war noch zu früh, zu behaupten, dies sei
die richtige Spur, doch der junge Schreiber verfolgte sie verbissen.
    Ramses beschwor ihn, vorsichtig zu sein. Zu seinem
Schutz ließ er ihm Wächter da und gab ihm den Rat, sich im Notfall an Setaou zu
wenden, der mit dem Verkauf von Gift an die Arzneikammern der Tempel und dem
Vertreiben unerwünschter Kobras aus den Häusern der Reichen allmählich zu
Wohlstand gelangte.
    Der Prinz hielt die Augen offen. Er, der die Wüste so
liebte, obgleich er beinahe darin umgekommen wäre, schätzte die des Sinai ganz
und gar nicht. Es gab hier zu viele stumme Felsen, zu viele beunruhigende
Schatten, zu viel Chaos. Bakhen beschwichtigte ihn zwar, doch Ramses
befürchtete immer noch einen Beduinenüberfall. Gewiß, die große Zahl der
Ägypter würde sie wohl abhalten, anzugreifen, aber was hinderte sie, einen
Nachzügler auszurauben oder, noch schlimmer, sich nachts in das Zeltlager
einzuschleichen? Man konnte nicht vorsichtig genug sein, mußte Umsicht walten
lassen. Nach einem kurzen Zwist mit Bakhen wurde beschlossen, daß letzterer die
Sicherheitsvorkehrungen zwar befehligen, Ramses’ Vorschläge aber
berücksichtigen werde.
    Eines Abends entfernte der Sohn des Pharaos sich von
seiner Nachhut und ging von Zelt zu Zelt bis zur Spitze der Kolonne, um etwas
Wein zu holen für seine Männer, die von der Versorgungseinheit benachteiligt
wurden. Man verwies ihn an den Verantwortlichen, der in seinem Zelt bei der
Arbeit saß. Ramses hob einen Zipfel der Leinwand, bückte sich und entdeckte
verblüfft einen Mann in Schreiberhaltung, der im Lampenschein eine Karte
studierte.
    »Moses! Du hier?«
    »Befehl des Pharaos. Ich habe den Auftrag, die Versorgung
zu gewährleisten und eine genauere Karte der Gegend zu erstellen.«
    »Und ich befehlige die Nachhut.«
    »Ich wußte nicht, daß du dabei bist. Bakhen redet
offensichtlich nicht gern von dir.«
    »Allmählich verstehen wir uns besser.«
    »Gehen wir nach draußen, hier ist es zu eng.«
    Die beiden jungen Männer hatten fast den gleichen
Körperbau, ihre kräftige Gestalt und ihre natürliche Stärke ließen sie älter
erscheinen. Sie wirkten nicht mehr wie Jünglinge, sondern wie erwachsene
Männer.
    »Das war eine schöne Überraschung«, bekannte Moses,
»ich langweilte mich im Harim, und da kam diese Einberufung. Ohne endlich
wieder frischen Wind um die Ohren zu bekommen, hätte ich wohl bald Reißaus
genommen.«
    »Ist Mer-Our denn kein wundervoller Ort?«
    »Nicht für mich, die launischen Mädchen ärgern mich,
die Handwerker hocken auf ihren Geheimnissen, und eine Verwalterstelle ist
nichts für mich.«
    »Und hast du’s jetzt besser getroffen?«
    »Zweifellos!

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