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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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verschied, würde niemand auf den Gedanken verfallen, Iset die Schöne zu beschuldigen. Dolente hatte ihr diese nicht nachweisbare Mordwaffe gegeben und beteuert, daß allein die göttliche Gerechtigkeit Nefertaris Tod bewirke.

    Kurz vor Sonnenuntergang betrat die Königin den Obstgarten. Sie nahm ihr Diadem ab, dann küßte sie Merenptah und Iset.
    «Das war ein anstrengender Tag», bekannte sie.

«Hast du den König gesehen, Majestät?»
    «Leider nicht. Ameni belagert ihn, und ich mußte ebenfalls unzählige Aufgaben bewältigen, die keinen Aufschub duldeten.»
    «Benehmen dir die rituellen Verpflichtungen und der Trubel des öffentlichen Lebens nicht zuweilen die Sinne?»
    «Mehr, als du dir vorstellen kannst, Iset. Wie glücklich war ich in Nubien! Ich brauchte mich nie von Ramses zu trennen, jeder Augenblick war pures Entzücken.»
    «Dennoch…»
    Isets Stimme zitterte. Nefertari wurde stutzig.
    «Ist dir nicht wohl?»
    «Doch, aber… ich bin…»
    Iset die Schöne konnte sich nicht mehr beherrschen und stellte die Frage, die ihr auf den Lippen und im Herzen brannte.
    «Majestät, liebst du Ramses wirklich?»
    Ein Schatten des Unmuts legte sich wie ein Schleier über Nefertaris Antlitz, wich jedoch im nächsten Augenblick einem strahlenden Lächeln.
    «Weshalb zweifelst du daran?»
    «Bei Hof munkelt man…»
    «Der Hof munkelt, wie die Gans schnattert, und niemandem wird es je gelingen, dieses ‹man› zum Schweigen zu bringen, das nur ein Ziel kennt: verleumden. Weißt du das nicht schon seit langem?»
    «Doch, natürlich, aber…»

    «Ich bin von bescheidener Herkunft und habe mich mit Ramses dem Großen vermählt: das ist der Grund für das Gerede. War es nicht unvermeidlich?»
    Nefertari blickte Iset in die Augen.
    «Ich liebe Ramses seit unserer ersten Begegnung, seit wir einander zum erstenmal sahen, aber ich wagte nicht, es mir einzugestehen. Und diese Liebe wuchs unaufhörlich bis zu unserer Hochzeit, sie wächst seither stetig weiter und wird unseren Tod überdauern.»
    «Hast du nicht den Bau eines Tempels zu deinem Ruhm in Abu Simbel gefordert?»
    «Nein, Iset. Der Pharao wünscht, daß der Stein von der unwandelbaren Eintracht des Königspaares künden möge. Wer sonst als er könnte so großartige Pläne ersinnen?»
    Iset die Schöne stand auf und ging auf den niedrigen Tisch zu, auf dem die beiden Schalen standen.
    «Ramses lieben zu dürfen ist eine unermeßliche Gunst», fuhr Nefertari fort. «Ich bin ganz sein, und er bedeutet mir alles.»
    Mit dem Knie stieß Iset gegen den Tisch. Die zwei Schalen kippten um, und ihr Inhalt ergoß sich ins Gras.
    «Vergib mir, Majestät, aber ich bin gerührt. Bitte vergiß meine unsinnigen und verachtenswerten Zweifel.»

    König Hattuschili ließ die einst erbeuteten und zur Schau gestellten Waffen entfernen, die den Audienzsaal seines Palastes geziert hatten. Der graue und kalte, für seinen Geschmack zu düstere Stein sollte mit Wandteppichen in klaren Mustern und leuchtenden Farben behängt werden.
    In ein großes, buntes Stück Stoff gehüllt, den Hals mit einer silbernen Kette geschmückt, einen Armreif über dem linken Ellenbogen und die Haare von einem Band zusammengehalten, trug Hattuschili eine wollene Mütze, die seinem verstorbenen Bruder gehört hatte. Sparsam und wenig auf seine äußere Erscheinung bedacht, würde er das Vermögen des Staates mit bisher noch nie gekannter Strenge verwalten.
    Im Audienzsaal folgte ein wichtiger Kaufmann dem anderen, um mit dem König die Richtlinien festzulegen, die in Handel und Wandel Vorrang haben sollten. Als Vorsteherin der Priesterschaft nahm auch Königin Puducheba an diesen Unterredungen teil und forderte nachdrücklich, die der Armee zur Verfügung gestellten Mittel wesentlich zu verringern.
    Obgleich die Händler ihre alten Vorrechte wiedererlangt hatten, wunderten sie sich über diese Haltung. Befand sich Hatti nicht im Krieg mit Ägypten?
    Hattuschili erzielte die ersten kleinen Fortschritte, traf sich immer häufiger mit Kaufleuten und hohen Offizieren und pries beharrlich die Vorzüge einer langen Waffenruhe, ohne jemals das Wort «Frieden» auszusprechen. Puducheba verfuhr in gleicher Weise bei der Priesterschaft, und der ägyptische Gesandte Acha stellte den lebendigen Beweis für die Verbesserung der Beziehungen zwischen den zwei mächtigen Gegnern dar. Mußten die Hethiter, solange Ägypten darauf verzichtete, ihr Land anzugreifen, nicht alles daransetzen, um ein Ende der

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