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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Feindseligkeiten herbeizuführen?
    Doch da drohte etwas gleich einem Blitz aus heiterem Himmel das schöne, auf Wunschträumen errichtete Gebäude zum Einsturz zu bringen.
    Hattuschili beorderte Acha unverzüglich zu sich.
    «Ich möchte dir die Entscheidung kundtun, die ich soeben getroffen habe und die du an Ramses weiterleiten wirst.»
    «Handelt es sich um ein Friedensangebot, Majestät?»
    «Nein, Acha, um die Erklärung, daß der Krieg fortgesetzt wird.»
    Für den ägyptischen Gesandten brach eine Welt zusammen.
    «Woher rührt dieser plötzliche Sinneswandel?»

    «Ich habe soeben erfahren, daß Uriteschup in Ägypten Zuflucht gesucht und gefunden hat.»
    «Und das entrüstet dich so sehr, daß du unsere Abmachungen in Frage stellst?»
    «Nur du, Acha, kannst ihm geholfen haben, Hatti zu verlassen und sich in dein Land zu flüchten.»
    «Gehört das nicht der Vergangenheit an, Majestät?»
    «Ich fordere Uriteschups Kopf. Dieser Verräter muß verurteilt und hingerichtet werden. Ehe der Mörder meines Bruders nicht nach Hatti zurückgekehrt ist, wird es keine Friedensverhandlungen geben.»
    «Was hast du denn von ihm zu befürchten, solange er sich in Pi-Ramses aufhält?»
    «Ich möchte seinen Leichnam auf einem Scheiterhaufen brennen sehen, hier, in meiner Hauptstadt.»
    «Es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß Ramses bereit ist, sein Wort zu brechen und einen Mann auszuliefern, dem er seinen Schutz zugesichert hat.»
    «Mache dich sogleich auf den Weg nach Pi-Ramses, überrede deinen König und schaffe mir Uriteschup herbei. Sonst wird meine Armee in Ägypten einfallen, und ich werde den Verräter selbst gefangennehmen.»

    SECHSUNDVIERZIG

    BEI GROSSER HITZE brachten die Bauern im Monat Mai die Ernte ein, nachdem man die Erträge schon im voraus berechnet hatte. Mit Sicheln wurden die goldgelben Ähren abgeschnitten, und die Halme blieben an Ort und Stelle zurück. Tapfer und unermüdlich schleppten die Esel das Getreide zu den Dreschplätzen. Es war harte Arbeit, doch Ägypten würde es in diesem Jahr weder an Brot noch an Früchten oder frischem Wasser mangeln, und kein Aufseher hätte es gewagt, die Mittagsruhe zu verbieten.
    Es war die Zeit, in der Homer sich dazu entschlossen hatte, das Schreiben für immer einzustellen. Als Ramses ihm einen Besuch abstattete, rauchte der Poet nicht einmal mehr Salbeiblätter in seiner Schneckenhauspfeife. Trotz der brütenden Hitze lag er mit einem Kissen unter dem Kopf in einem wollenen Gewand auf einem Bett, das er sich unter seinen geliebten Zitronenbaum hatte stellen lassen.
    «Majestät… ich hatte nicht mehr zu hoffen gewagt, dich noch einmal zu sehen.»
    «Was ficht dich an?»
    «Nichts, Majestät, nur das hohe Alter. Meine Hand ist müde geworden und mein Herz auch.»
    «Warum hast du nicht nach den Ärzten des Palastes geschickt?»
    «Ich bin nicht krank, Majestät. Steht der Tod nicht im Einklang mit dem Leben? Hektor, meine schwarzweiße Katze, hat mich verlassen, und ich bringe es nicht über mich, sie durch eine andere zu ersetzen.»
    «Du mußt noch große Werke schreiben, Homer.»

    «Ich habe mein Bestes in der Ilias und in der Odyssee gegeben. Weshalb sollte ich mich dagegen auflehnen, daß die Stunde für die letzte Reise gekommen ist?»
    «Wir werden dich heilen.»
    «Seit wann regierst du, Majestät?»
    «Seit fünfzehn Jahren.»
    «Du hast noch nicht genügend Erfahrung, um glaubhaft einen Greis zu belügen, der so viele Männer hat sterben sehen. Der Tod hat sich in meine Adern geschlichen, er läßt mein Blut erstarren, und keine Arznei vermag ihn daran zu hindern. Aber es gibt Wichtigeres, viel Wichtigeres: Deine Vorfahren haben ein einzigartiges Land aufgebaut, sieh zu, daß du es vor Schaden bewahrst. Wie steht es um den Krieg gegen die Hethiter?»
    « Acha hat seinen Auftrag erfüllt: Wir hoffen, daß wir einen Vertrag unterzeichnen können, der den Feindseligkeiten ein Ende setzen wird.»
    «Wie schön ist es, aus einer Welt des Friedens zu scheiden, nachdem ich soviel über den Krieg geschrieben habe… In den Okeanos sank das strahlende Leuchten der Sonne, und die schwarze Nacht zog über die fruchtbaren Fluren … sagt einer meiner Helden,… so daß den Besiegten brach nun ersehnt und dreifach erfleht die finstere Nacht an. Heute bin ich der Besiegte und wünsche mir nur noch die finstere Nacht.»
    «Ich lasse dir ein prachtvolles Haus für die Ewigkeit errichten.»
    «Nein, Majestät… Ich bin Grieche geblieben, und meinem Volk

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