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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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verheißt jene andere Welt nur Vergessen und Schmerz. In meinem Alter ist es zu spät, seinem Glauben noch abzuschwören.
    Selbst wenn dir diese Zukunft nicht freudvoll erscheint, so ist sie doch das, worauf ich mich vorbereitet habe.»

    «Unsere Weisen behaupten, die Werke großer Dichter seien dauerhafter als die Pyramiden.»
    Homer lächelte.
    «Gewährst du mir eine letzte Gunst, Majestät? Ergreife meine rechte Hand, diejenige, welche geschrieben hat… Dank deiner Kraft wird es mir leichter fallen hinüberzugehen.»
    Und der Poet entschlief friedlich.

    Homer ruhte nun unter einem Erdhügel in der Nähe seines Zitronenbaumes, und sein Leichentuch barg auch eine Abschrift der Ilias und der Odyssee nebst einem Papyrus, der von der Schlacht bei Kadesch kündete. Nur Ramses, Nefertari und Ameni hatten tief bewegt an seiner Beisetzung teilgenommen.
    Als der Herrscher in seinen Amtsraum zurückkehrte, erstattete ihm Serramanna Bericht.
    «Ich konnte keine Spur des Magiers Ofir entdecken, Majestät. Es steht zu vermuten, daß er sich nicht mehr in Ägypten aufhält.»
    «Könnte er sich vielleicht bei den Hebräern verbergen?»
    «Falls er sein Aussehen verändert und ihr Vertrauen errungen hat, warum nicht?»
    «Was sagen deine Zuträger?»
    «Seit Moses als Oberhaupt der Hebräer anerkannt wird, hüllen sie sich in Schweigen.»
    «Dann weißt du also nicht, was sie aushecken.»
    «Ja und nein, Majestät.»
    «Erkläre dich deutlicher, Serramanna.»
    «Es kann sich nur um einen von Moses und den Feinden Ägyptens angeführten Aufstand handeln.»
    «Moses hat mich um eine Audienz gebeten.»
    «Gewähre sie ihm nicht, Majestät!»

    «Was befürchtest du?»
    «Daß er versucht, dich zu töten.»
    «Sind deine Ängste nicht übertrieben?»
    «Ein Aufrührer ist zu allem fähig.»
    «Moses ist seit unserer Kindheit mein Freund.»
    «Diese Freundschaft, Majestät, die hat er vergessen.»

    Maienlicht durchflutete Ramses’ Arbeitsraum. Es fiel durch drei hohe Fenster mit steinernem Gitterwerk ein, von denen eins Ausblick auf einen Innenhof bot, in dem mehrere Wagen standen. Weiße Wände, ein Sessel mit gerader Rückenlehne für den Herrscher und Stühle mit Strohgeflecht für seine Besucher, eine Truhe für Papyrusrollen und ein großer Tisch bildeten die karge Ausstattung, die auch Sethos gebilligt hätte.
    Da trat Moses ein.
    Von hohem Wuchs, mit breiten Schultern, dichtem Haar, üppigem Bart und von tiefen Falten durchzogenem Gesicht bekundete der Hebräer große Reife.
    «Setze dich, Moses.»
    «Ich bleibe lieber stehen.»
    «Was möchtest du?»
    «Wir haben einander lange nicht gesehen, und ich habe um so mehr nachgedacht.»
    «Hat es dich zu kluger Einsicht geführt?»
    «Ich bin in der ganzen Weisheit Ägyptens unterwiesen worden, doch was bedeutet sie schon, verglichen mit dem Willen Jahwes?»
    «Du hast also deinem unsinnigen Vorhaben nicht entsagt.»
    «Im Gegenteil, ich habe den Großteil meines Volkes dazu bewogen, mir Gefolgschaft zu leisten. Schon bald werden alle mir zur Seite stehen.»

    «Ich erinnere mich an die Worte meines Vaters, Sethos: ‹Ein Pharao darf weder Aufrührer noch Unruhestifter dulden. Täte er es dennoch, wäre es das Ende der Herrschaft der Maat.
    Dann käme Wirrnis über das Land, und sie brächte allen Unheil, Großen wie Kleinen.›»
    «Ägyptens Gesetze gelten für uns nicht mehr.»
    «Solange sie in diesem Land leben, müssen sie sich ihm unterwerfen.»
    «Erteile meinem Volk die Genehmigung, drei Tagesmärsche weit in die Wüste zu ziehen, um dort Jahwe zu opfern.»
    «Aus Gründen der Sicherheit muß ich dies ablehnen.»
    Moses umklammerte seinen knorrigen Stock noch fester.
    «Mit dieser Antwort kann ich mich nicht zufriedengeben.»
    «Im Namen der Freundschaft bin ich bereit, über deine Dreistigkeit hinwegzusehen.»
    «Ich bin mir dessen bewußt, daß ich zum Pharao spreche, zum Herrn der Beiden Länder, und es liegt mir fern, ihm die gebührende Achtung zu versagen. Trotzdem bleiben Jahwes Forderungen bestehen und werden weiterhin durch meinen Mund zum Ausdruck kommen.»
    «Wenn du unter den Hebräern Aufruhr stiftest, zwingst du mich dazu, ihn niederzuschlagen.»
    «Auch dessen bin ich mir bewußt. Deshalb wird Jahwe andere Mittel anwenden. Solltest du den Hebräern beharrlich die Freiheit verweigern, die sie fordern, wird Gott Ägypten mit grauenerregenden Plagen heimsuchen.»
    «Glaubst du, du könntest mir damit angst machen?»
    «Ich werde mein Anliegen vor deinen

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