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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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einen Schrei aus, doch schon bald ertönten laute Jubelrufe, als sich die Schlange in Setaous Hand wieder in einen Stock verwandelte.
    «Ich selbst habe Moses vor langer Zeit im Harim von Mer-Our dieses Zauberkunststück beigebracht. Um die Berater des Pharaos und den Hof von Ägypten zu beeindrucken, gehört mehr dazu.»
    Moses und Setaou sahen einander herausfordernd an.
    Zwischen den beiden Männern bestanden keinerlei freundschaftliche Bande mehr.
    «In einer Woche», so kündigte der Prophet an, «wird ein neues Wunder das Volk in Erstaunen versetzen.»
    Unter den wachsamen Blicken von Wächter, der im Schatten einer Sykomore lag, badete Nefertari nackt im Wasserbecken neben dem Palast. Dank dünner, auf den Steinen befestigter Kupferplättchen sowie dank klug angelegter Zu- und Abflüsse, die das Wasser fortwährend erneuerten, war es stets sauber.
    Obendrein schüttete ein sachkundiger Diener in regelmäßigen Zeitabständen ein Pulver aus Kupfersalzen hinein.
    Wenn die Überschwemmung nahte, wurde die Hitze erdrückend. Deshalb kostete die Königin, ehe sie ihre Audienzen begann, diesen herrlichen Augenblick aus, in dem der Leib, erquickt und zufrieden, die Gedanken beflügelte und ihnen freien Lauf ließ. Während sie schwamm, legte Nefertari sich die bald tröstenden, bald strengen Worte für ihre Besucher zurecht, von deren Bittschriften wieder eine dringlicher als die andere sein würde.
    Mit offenem Haar und in einem Kleid mit Trägern, das ihre Brüste unverhüllt ließ, näherte sich Iset lautlos dem Wasserbecken. Sie, die man immerhin «die Schöne» nannte, kam sich, an Nefertari gemessen, nahezu unscheinbar vor. Jede Bewegung der Königin war von unvergleichlicher Harmonie, als wäre sie den Pinselstrichen eines überaus begabten Malers entsprungen, der es verstanden hatte, dem Körper einer Frau vollkommene Schönheit zu verleihen.
    Nachdem sie lange gezögert und sich ein letztes Mal mit Dolente besprochen hatte, deren glühender Eifer unvermindert anhielt, war Iset zu einer endgültigen Entscheidung gelangt.
    Jetzt wollte sie wirklich handeln.
    Sie verdrängte jedwede Furcht, die ihren Entschluß beeinträchtigen könnte, aus ihren Gedanken und trat noch einen Schritt näher an das Wasserbecken. Handeln… Sie durfte sich nicht mehr anders besinnen.
    Nefertari erblickte Iset.
    «Komm und nimm auch ein Bad!»
    «Ich fühle mich nicht wohl, Majestät.»
    Die Königin schwamm an den Rand des Beckens und stieg auf einer steinernen Treppe aus dem Wasser.
    «Was fehlt dir?»
    «Ich weiß es nicht…»
    «Bereitet dir Merenptah Kummer?»
    «Nein, ihm geht es ausgezeichnet, seine Widerstandskraft erstaunt mich jeden Tag aufs neue.»
    «Lege dich hier auf die warmen Steinplatten, neben mich.»
    «Vergib mir, aber mir bekommt die Sonne nicht.»
    Nefertaris Körper bezauberte die Seele. Glich er nicht dem Leib der Göttin des Westens, die mit ihrem Lächeln das Jenseits wie das Diesseits erhellte? Mit geschlossenen Augen lag sie auf dem Rücken, ganz nahe und dennoch unnahbar.
    «Was quält dich, Iset?»
    Erneut bemächtigten sich Zweifel der zweiten Gemahlin des Königs. Sollte sie ihren Entschluß wirklich ausführen oder auf die Gefahr hin, daß sie für verrückt gehalten wurde, die Flucht ergreifen? Zum Glück sah Nefertari sie nicht an. Nein, die Gelegenheit war zu günstig. Sie durfte sie nicht ungenutzt verstreichen lassen.
    «Majestät… Majestät, ich würde gern…»
    Iset die Schöne kniete nieder, dicht neben Nefertaris Kopf.
    Nefertari blieb reglos liegen.
    «Majestät, ich wollte dich töten.»
    «Das glaube ich dir nicht, Iset.»
    «Doch, ich mußte es dir gestehen… Die Last auf meiner Seele wurde unerträglich. Jetzt weißt du es.»
    Die Königin öffnete die Augen, setzte sich auf und ergriff Isets Hand.
    «Wer hat versucht, dich zu einem Mord zu bewegen?»
    «Ich habe geglaubt, du würdest Ramses nicht lieben und seist nur vom Ehrgeiz besessen. Ich war blind und töricht! Wie konnte ich nur widerwärtigen Verleumdungen mein Ohr leihen?»
    «Jeder Mensch erlebt Augenblicke der Schwäche, Iset, in denen das Böse versucht, das Gewissen zum Schweigen zu bringen und das Herz zu verhärten. Du hast diesem furchtbaren Angriff standgehalten, ist das nicht das Entscheidende?»
    «Ich schäme mich meiner, ich schäme mich so sehr… Falls du beschließt, mich vor Gericht zu stellen, werde ich mich dem Urteil fügen.»
    «Wer hat dir diese Lügen über mich erzählt?»
    «Ich wollte dir meine

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