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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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ihn versiegeln und dem König übergeben.»
    Serramanna schien verärgert.
    «Wieviel Zeit wirst du dafür brauchen?»
    «Das weiß ich nicht.»
    «Hast du es eilig?»
    «Es ist ein Auftrag, der keinen Aufschub duldet.»
    «Gut… gehen wir.»

    Uriteschup empfing den Gesandten mit Mißtrauen, doch Meba verstand es, den Hethiter durch Liebenswürdigkeit und Überzeugungskraft für sich einzunehmen. Er bedrängte ihn nicht mit Fragen, pries seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit und versicherte ihm, daß ihm eine strahlende Zukunft bevorstehe.
    Uriteschup erzählte von seinen schönsten Schlachten und machte sogar einige Scherze.
    «Bist du mit der Art, wie du behandelt wirst, zufrieden?»
    erkundigte sich Meba.
    «Die Unterkunft und das Essen sind gut, ich kann mir auch Bewegung verschaffen, aber… die Frauen fehlen mir.»
    «Da könnte ich vielleicht etwas für dich tun…»
    «Und wie?»
    «Bestehe darauf, dich bei Einbruch der Dunkelheit ein wenig im Garten zu ergehen, um frische Luft zu schöpfen. Unter dem Tamariskenstrauch nahe der Pforte wird dich eine Frau erwarten.»
    «Ich glaube, wir werden gute Freunde werden.»
    «Das ist mein innigster Wunsch, Uriteschup.»
    Die Luft wurde schwül, der Himmel verfinsterte sich. Der Gott Seth bekundete aufs neue seine Macht. Die drückende Hitze, in der sich kein Lüftchen regte, bot Uriteschup den Vorwand, einen kleinen Rundgang durch den Garten zu verlangen. Zwei Wachsoldaten begleiteten ihn zwar, ließen ihn aber nach Belieben zwischen Blumenbeeten und Büschen umherwandern, denn der Hethiter hatte keinerlei Möglichkeit zu entfliehen.
    Unter den Tamarisken verborgen, schlotterte Meba vor Aufregung. Nachdem
    er einen Aufguß aus
    Mandragorenwurzeln getrunken hatte, war er wie im Traum über die Umfassungsmauer geklettert und lag nun auf der Lauer.
    Sobald Uriteschup sich über ihn beugte, würde er ihm die Kehle durchschneiden. Den Dolch mit kurzer Klinge, einem Offizier der Fußtruppen gestohlen, wollte er bei dem Leichnam zurücklassen. So würde man Soldaten bezichtigen, sie hätten sich an einem Feind gerächt, der für den Tod zahlreicher Ägypter verantwortlich gewesen war.
    Meba hatte noch nie einen Menschen getötet, und er wußte, daß ihm für diese Tat ewige Verdammnis drohte, doch er würde sich vor den Richtern im Jenseits verteidigen und ihnen erklären, daß er von anderen für deren Zwecke mißbraucht worden war. Zunächst durfte er jedoch nur an den Dolch und an Uriteschups Kehle denken.
    Er hörte Schritte. Langsame, schleichende Schritte. Sein Opfer nahte, blieb stehen, beugte sich vor…
    Meba hob den Arm, bereit zum Angriff, aber ein kräftiger Faustschlag auf seinen Schädel ließ ihn im Nichts versinken.
    Serramanna packte den Gesandten und hob ihn hoch.
    «Du Verräter, du armseliger Dummkopf… Komm zu dir!»
    Doch Meba rührte sich nicht.
    «Spiele mir nichts vor!»
    Kopf und Hals bildeten einen absonderlichen Winkel. Da begriff Serramanna, daß er zu fest zugeschlagen hatte.

    ZWEIUNDFÜNFZIG

    IM LAUFE DER unerläßlichen amtlichen Untersuchung nach Mebas plötzlichem Ableben mußte Serramanna ein strenges, von Ameni geführtes Verhör über sich ergehen lassen. Der Sarde fühlte sich unbehaglich und fürchtete, bestraft zu werden.
    «Die Sache ist klar», schloß der Schreiber. «Du argwöhntest zu Recht, daß der Gesandte Meba dich belogen hatte und Uriteschup ermorden wollte. Du hast ihn auf frischer Tat ertappt und versucht, ihn zurückzuhalten, aber er hat sich gewehrt, dein Leben in Gefahr gebracht und ist bei eurem Kampf zu Tode gekommen.»
    Der ehemalige Seeräuber atmete auf.
    «Das ist ein großartiger Bericht.»
    «Obwohl Meba verstorben ist, wird ein Gericht über ihn befinden. Da seine Schuld außer Zweifel steht, wird sein Name aus allen amtlichen Schriftstücken entfernt. Aber es bleibt noch eine Frage: Für wen hat er gearbeitet?»
    «Mir gegenüber hat er behauptet, in Achas Auftrag zu handeln.»
    Ameni kaute an seiner Binse.
    «Den Hethiter beseitigen zu lassen, um dem König einen ihn belastenden Menschen vom Hals zu schaffen… Aber Acha hätte mit dieser Aufgabe nicht einen so furchtsamen Mann aus den Kreisen der Vornehmen betraut. Und vor allem hätte er nicht gegen Ramses’ Willen verstoßen, der Wert darauf legt, daß das Gastrecht geachtet wird. Da hat Meba einmal mehr gelogen. Ob er womöglich Mitglied des hethitischen Spionagenetzes war, das sich in unserem Land eingenistet hat?»
    «Waren die nicht Uriteschup

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