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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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davon überzeugt, daß dem Dienst am Staat und an der Gemeinschaft der Ägypter der Vorrang vor allem anderen gebührte, selbst vor großem persönlichem Kummer.
    Der Sarde berichtete, was er von Abner erfahren hatte.
    «Dieser Mann lügt», befand der König. «Nie hätte Moses eine solche Schandtat ausgeheckt.»
    «Abner ist ein Feigling, und er hat Angst vor mir. Er hat mir bestimmt die Wahrheit gesagt.»
    «Eine Abfolge von Verbrechen, das kalt und sorgfältig geplante Töten Erstgeborener… Solche Greuel können nur in einem kranken Gehirn aufkeimen. Das kommt nicht von Moses.»
    «Ich empfehle, alle Ordnungskräfte aufmarschieren zu lassen, um die Mörder davon abzuhalten, ihren Plan auszuführen.»
    «Laß auch die Wachsoldaten der Provinzen einschreiten.»
    «Vergib mir, Majestät… aber sollte Moses nicht festgenommen werden?»
    «Er hat kein Verbrechen begangen, das Gericht würde ihn freisprechen. Ich muß eine andere Lösung ins Auge fassen.»

    «Ich würde dir gern zu einer Vorgehensweise raten, die du abscheulich finden wirst, die sich indes als wirksam erweisen könnte…»
    «Seit wann äußerst du dich so behutsam? Sprich, Serramanna!»
    «Verbreiten wir die Kunde, daß Kha die nächsten drei Tage nicht überleben wird.»
    Beim bloßen Gedanken an diese düstere Zukunft schauderte Ramses.
    «Ich wußte, daß dir das mißfallen würde, Majestät, aber diese Neuigkeit treibt die Mörder zwangsläufig dazu, übereilt zu handeln, und ich habe vor, mir das zunutze zu machen.»
    Der König überlegte nur wenige Augenblicke.
    «Sei erfolgreich, Serramanna.»

    Dolente, Ramses’ Schwester, gab ihrer Haarmacherin eine Ohrfeige, weil sie zu heftig an einer Strähne ihrer prächtigen dunklen Locken gezogen hatte.
    «Scher dich hinaus, du ungeschicktes Geschöpf!»
    Weinend schlich die Frau von dannen. Sie wurde sogleich von der Fußpflegerin abgelöst.
    «Entferne die abgestorbene Haut und bemale mir die Nägel rot… Aber sieh dich vor, daß du mich nicht verletzt.»
    Die Fußpflegerin beglückwünschte sich zu ihrer langen Erfahrung.
    «Du arbeitest untadelig», stellte Dolente fest. «Ich werde dich gut entlohnen und meinen Freundinnen empfehlen.»
    «Danke, Prinzessin! Trotz der allseits herrschenden Trauer bescherst du mir große Freude.»
    «Von welcher Trauer sprichst du?»

    «Meine erste Kundin heute morgen, eine Hofdame hohen Ranges, hat mir die furchtbare Neuigkeit erzählt: Der erstgeborene Sohn des Königs wird bald sterben.»
    «Ist das nicht nur ein Gerücht?»
    «Leider nein! Dem Arzt des Palastes zufolge wird Kha die nächsten drei Tage nicht überleben.»
    «Spute dich, daß du fertig wirst, ich habe zu tun!»
    Bei einer Nachricht von solcher Wichtigkeit war höchste Eile geboten, der einzige Umstand, unter dem Dolente sich verpflichtet fühlte, die Sicherheit außer acht zu lassen. Ohne sich zu schminken, setzte sie eine schlichte Perücke auf und schlang sich einen braunen Umhang um die Schultern. So würde sie niemand erkennen.
    Dolente mischte sich unter das gaffende Volk und bog in das Viertel der hebräischen Ziegelmacher ein. Sie zwängte sich zwischen einem Wasserträger und einem Käseverkäufer hindurch, schob mit fahriger Hand zwei kleine Mädchen beiseite, die mitten auf der Gasse mit Puppen spielten, und bedrängte einen alten Mann, der zu langsam ging. Dann klopfte sie fünfmal an eine kleine dunkelgrün gestrichene Tür.
    Sie öffnete sich knarrend.
    «Wer bist du?» fragte ein Ziegelmacher.
    «Eine Freundin des Magiers.»
    «Tritt ein.»
    Der Ziegelmacher ging Dolente voraus, zu einer Treppe, die in einen Keller hinunterführte. Der schwache Schein einer Öllampe beleuchtete Ofirs besorgtes Gesicht, das mit den vorstehenden Wangenknochen und der auffallend großen Nase an einen Raubvogel erinnerte und Ramses’ Schwester immer noch in seinen geheimnisvollen Bann zog.
    Der Magier hielt Khas Binse in der Hand. Er hatte sie mit sonderbaren Zeichen bedeckt und teilweise angesengt.
    «Was gibt es so Dringliches, Dolente?»

    «Kha wird in den nächsten Stunden sterben.»
    «Haben die Ärzte des Palastes bereits aufgegeben, ihn zu heilen?»
    «Pariamakhou meint, daß sein Tod unmittelbar bevorsteht.»
    «Das ist eine vortreffliche Neuigkeit, aber sie bedeutet, daß wir unsere Pläne ein wenig ändern müssen. Du hast gut daran getan, mich davon in Kenntnis zu setzen.»
    Die Nacht des Unheils würde demnach früher als vorgesehen stattfinden. Die Erstgeborenen, allen voran

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