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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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hervorgerufene Sinnestäuschung!
    Chenar überwand die lähmende Trägheit, die ihn zu befallen drohte. Dann legte er Ofirs magische Waffen an die dafür vorgesehene Stelle und verließ das Ramesseum.

    Er nahm Gestalt an, wuchs gleich einem kraftvollen Wesen, dieser Tempel für die Ewigkeit, dank dessen sich Ramses’
    Herrschaft stetig erneuern sollte. Mit seinem Besuch erwies der König dem Bauwerk Ehre, aus dem er fortan die Kräfte schöpfen würde, die sein Denken und Handeln nährten.

    Wie in Karnak und Luxor hatten Baumeister, Steinmetze, Bildhauer, Maler und Zeichner wahre Wunder vollbracht. Das Heiligtum, mehrere Kapellen samt ihren Nebengemächern und ein kleiner Säulensaal waren ebenso vollendet wie die Kultstätte für Sethos. Alle übrigen Bereiche des heiligen Bezirks sowie die aus Ziegeln errichteten Speicher, das Haus des Lebens und die Wohnungen für die Priester befanden sich noch im Bau.
    Auch die in Ramses’ zweitem Regierungsjahr gepflanzte Akazie war erstaunlich schnell gewachsen. Trotz ihrer feingefiederten Blätter spendete sie bereits wohltuenden Schatten. Nefertari streichelte den Stamm des Baumes.
    Unter den ehrfürchtigen und bewundernden Blicken der Steinmetze, die Hammer und Meißel beiseite gelegt hatten, schritt das Königspaar durch den großen Hof.
    Nachdem der Pharao sich mit ihrem Aufseher unterhalten hatte, fragte er jeden einzelnen nach den Schwierigkeiten, auf die er bei seiner Arbeit gestoßen war, denn er erinnerte sich noch an die erregenden Tage, die er in den Steinbrüchen am Gebel Silsileh zugebracht hatte, in einer Zeit, da er selbst Steinhauer hatte werden wollen. Schließlich versprach er den Handwerkern, zusätzlich zu ihrem Lohn Wein und neue Schurze von erlesener Güte an sie verteilen zu lassen.
    Während das Königspaar seinen Weg zur Kapelle Sethos’
    fortsetzte, preßte Nefertari unversehens eine Hand an ihre Brust und blieb stehen.
    «Ich spüre eine Gefahr… ganz in der Nähe.»
    «Hier, in diesem Tempel?» wunderte sich Ramses.
    Das Unbehagen schwand. Gemeinsam näherten sie sich dem Heiligtum, in dem für alle Zeit der Seele Sethos’ gehuldigt werden sollte.
    «Mach diese Tür nicht auf, Ramses. Hinter ihr lauert die Gefahr. Überlasse das mir.»

    Nefertari öffnete die Tür aus vergoldetem Holz.
    Auf der Schwelle fand sie ein in mehrere Teile zerbrochenes Auge aus Karneol, und vor Sethos’ Statue im Inneren der Kapelle lag eine rote, aus Haaren von Wüstentieren geformte Kugel.
    Mit der ihr innewohnenden Fähigkeit der Göttin Isis, der Zauberreichen, setzte die Königin das Auge wieder zusammen.
    Hätte Ramses’ Fuß die Teile des entweihten Symbols berührt, wäre er von einer Lähmung befallen worden. Dann hüllte Nefertari die rote Kugel in den Saum ihres Kleides, ohne sie mit bloßen Fingern anzufassen, und trug sie hinaus, damit sie verbrannt werden konnte.
    Diese rote Kugel, das böse Auge, so stellte das Königspaar fest, hätte die Bande zwischen Sethos und seinem Sohn zerreißen, den Herrn der Beiden Länder in einen Gewaltherrscher verwandeln und ihn der aus dem Jenseits fortwirkenden Lehren seines Vaters berauben sollen.
    Ramses vermutete, daß sich nur Chenar so weit auf dem Weg des Bösen vorgewagt haben konnte, und sicher hatte ihm der Magier, der mit den Hethitern im Bunde stand, dabei Hilfe geleistet. Wer sonst als Chenar suchte mit solcher Verbissenheit zu zerstören, was sein zu enges Herz nicht ertrug?

    VIERUNDDREISSIG

    MOSES GERIET INS WANKEN. Gewiß, er mußte die Aufgabe erfüllen, die Gott ihm zugedacht hatte, aber überstieg sie nicht seine Fähigkeiten? Mittlerweile wiegte er sich nicht mehr in trügerischen Hoffnungen: Ramses würde nie nachgeben.
    Moses kannte den König gut genug, um zu wissen, daß er seine Worte nicht leichtfertig ausgesprochen hatte und die Hebräer als Teil der ägyptischen Bevölkerung ansah.
    Dennoch setzte sich der Gedanke, das Land zu verlassen, allmählich in den Köpfen fest, und der Widerstand gegen den Propheten wurde von Tag zu Tag schwächer. Manche meinten sogar, seine freundschaftlichen Beziehungen zu Ramses würden es erleichtern, dessen Zustimmung zu erlangen. Ein Stammesführer nach dem anderen stellte sich hinter ihn, und Aaron hatte Moses bei der letzten Zusammenkunft des Rates der Ältesten als Anführer des im gleichen Glauben und im gleichen Willen geeinten hebräischen Volkes bezeichnet, ohne daß ihm jemand widersprach.
    Nachdem die Zwietracht in den eigenen Reihen

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