RAND DER ANGST (T-FLAC/PSI) (German Edition)
sein Schicksal nicht vor, aber es war ein interessantes und extrem gefährliches Spiel, das er da spielte, um herauszufinden, wie tief er sich in das Haifischgewässer wagen konnte, bevor er zurückweichen musste.
War es gut oder schlecht, dass allein ihr
Anblick
in ihm den Wunsch auslöste, sie zu verschlingen? Dass allein ihr
Anblick
seinen Körper zucken und pulsieren ließ und den wahnsinnigen Wunsch weckte, seinen Schwanz tief in sie zu vergraben? Rund um die Uhr.
Er beobachtete sie im Schlaf. Gott, sie war wunderschön. Dichte, dunkle Wimpern ruhten auf ihren leicht geröteten Wangen. Behutsam strich er eine dicke Strähne des honigbraunen Haars aus ihrem Gesicht. Sie haftete an seiner Hand, und anstatt sie loszulassen, rieb er die seidigen Fäden zwischen seinen Fingerspitzen. Sie roch nach Wärme und Licht.
Sie rührte sich kurz, murmelte und strich im Schlaf seine Hand von ihrem Gesicht, wachte aber nicht auf. Sein Herz schlug einen Purzelbaum, als er an ihre Reaktion auf ihn vorher dachte. Neues Verlangen erwachte.
Er hatte nicht gewusst, dass es so sein konnte. Caleb lehnte den Kopf gegen die hohe Lehne seines Ledersitzes und beobachtete das gleichmäßige Ansteigen und Fallen ihrer Brüste, während sie atmete.
Vor vier Monaten hatte er nicht einmal gewusst, dass sie existierte. Jetzt fragte er sich, wie er sie gehen lassen würde.
Plötzlich kam die Erinnerung an einen Sommer vor langer Zeit zurück. Das Bild war kristallklar. Er kauerte neben seinem Bruder Gabriel an dem kleinen, von Menschenhand erschaffenen See vor der Sonnenterrasse auf Schloss Edrige. Sie waren damals sieben und acht Jahre alt gewesen. Prächtige orangefarbene und goldene Koi-Karpfen schwammen trage unter der schimmernden Oberfläche des Wassers. Die Sonne brannte auf ihre Köpfe nieder, so als ob der Sommer nie enden wurde.
»Glaubst du, er wird dieses Mal länger dableiben? «, hatte Caleb geflüstert, und seine dreckigen Finger kräuselten die Oberfläche des Sees, um die hungrigen Fische anzulocken. Gabriel hatte letzte Woche einen mit bloßen Händen gefangen, und Caleb wollte herausfinden wie sich ein Fisch anfühlte.
Schleimig, wette ich
, dachte er lustvoll.
Gabriel kratzte an einer Kruste auf seinem Knie. »Er fährt übermorgen. « Er klang, als wäre es ihm egal, ob ihr Vater noch länger bliebe oder nicht.
Caleb wünschte sich, es würde ihn nicht so sehr kümmern. »Ich werde dir diese Schnittwunde nicht wieder heilen, wenn du weiter daran herumkratzt. « Die Enttäuschung ließ seine Stimme verärgert klingen.
»Das ist eine gute Übung für dich. «
Er war ziemlich stolz darauf, dass er fürs »Heilen« all der Verletzungen rund um das Schloss zuständig war, aber sein Bruder ging ihm heute auf die Nerven. Beim nächsten Mal, wenn er von seinem Fahrrad runterfiel, würde er ihn einfach eine Weile bluten lassen. »Ja, was auch immer.«
Ein gelber Fisch von schier unglaublicher Größe stupste seinen Daumen an, und er erstarrte, die Augen auf den sich öffnenden und schließenden Mund des Kois fixiert. »Bäh, wie eklig. Der Fisch küsst mich. Igitt.« Er ließ seine Hand, wo sie war. »Bist du sicher? «
»Sind schon fünf Tage. «
Seine Brüder und er hatten ihren Vater zweimal gesehen. Einmal an dem Abend, als er ankam, und gestern zum Frühstück. »Ich schätze mal. « Caleb schob seine Hand unter den Bauch des Fisches. »Wie mache ich das noch mal? «
»Schließ deine Hand vorsichtig 一 nicht zu fest 一 und zieh sie schnell raus. He! Du hast es geschafft. « Sein Bruder klopfte ihm auf den Rücken, als Caleb den sich windenden Fisch aus dem Wasser hob. »Gut gemacht.«
Seine Brust schwoll an vor Stolz. »Ich werde ihn in meinem Zimmer halten. « Er fühlte sich überhaupt nicht schlüpfrig und schleimig an. Er war so hübsch und fühlte sich glatt und seidig an wie die Decke auf dem Bett seiner Mutter.
Meiner,
dachte er.
Gabriel verwuschelte seine Haare, was ihn ärgerte. »Lass ihn zurück ins Wasser, Caleb. Er ist kein Haustier Du kannst ihn nicht behalten. «
Caleb zog sich zurück. »Sagt wer? Ich habe ihn gefangen. Ich werde ihn behalten. Ich bringe ihm ein paar Tricks bei. «
»Er wird sterben. «
Seine Brust tat weh. »Nein, wird er nicht. «
»Doch«, sagte Gabriel und klang irgendwie älter als acht. »Das
wird
er. Wirf ihn wieder rein, Dreckspatz. «
Verdammt merkwürdige Sache, sich daran zu erinnern, dachte Caleb und tätschelte Heathers Wange. Er fühlte ihren feuchten, warmen
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