Rangun
mache gemeinsame Sache mit dir. Verlierst du, hast du zumindest die Befriedigung zu wissen, daß ich mit dir sterbe. Gewinnst du, bringe ich dich zur Rani. Aber das Mädchen muß den Briten übergeben werden, bevor ein Schuß fällt.«
»Du willst sie nicht?« fragte Boh Myin mißtrauisch.
»Ich will den Briten keinen Grund geben, mich wieder zu verfolgen«, erwiderte Ram gelassen. »Sie wird sie für eine Weile befriedigen.«
Lysistrata hörte seine Antwort, und ihr wurde kalt ums Herz. Er sorgte sich also nicht. Er war nur wie gewöhnlich vorsichtig. Starb sie in Buddhas Schädel, würden die Briten ihn ewig jagen. Er hatte gesagt, sie würde entsetzt vor ihm zurückweichen, wenn sie ihn einmal richtig sähe. Und doch... sie konnte sich nicht von ihm abwenden, gleich welches Gesicht er zeigte. Er hielt ihre Seele gefangen.
Ein Posten stahl sich in die Pagode und hockte sich vor Boh Myin hin. »Die Briten haben einen Abgesandten geschickt, Tuan. Sie wollen verhandeln.«
Boh Myin richtete sich auf. »Ist die Kanone schon in Stellung? Wie kann das sein?«
»Nein, Tuan. Der Abgesandte ist bis auf zwei Soldaten zu Fuß und einen Führer allein.«
Boh Myin lehnte sich zurück. »Laß ihn herein.«
Ein paar Minuten später betrat Harry Armistead die Pagode. Er bemerkte Lysistrata und ihren Zustand sofort, dann wurde sein Blick hart, als er Ram in Pathankleidung zwischen den Piratenkapitänen sah. Er trat vor den Boh und verneigte sich. »Seid gegrüßt, ehrenwerter Boh Myin, im Namen Ihrer Königlichen Majestät, Viktoria, Königin von England. Ich bin Leutnant Harry Armistead von den Guards Ihrer Majestät. Ich wurde gesandt, um über Miß Lysistrata Herriott zu verhandeln.«
»Verhandeln, Leutnant?« schnurrte Boh Myin. »Ich entsinne mich nicht, Leutnant, eine Haubitze als Teil des Preises für Miß Herriott verlangt zu haben.«
Harry blickte verlegen drein. »Ich gebe zu, meine Vorgesetzten hatten nicht die Absicht, auf Ihre Forderung einzugehen; jedoch... hat die Kanone im Dschungel Schaden erlitten. Deshalb müssen wir auf Ihren Preis eingehen.«
Mit leisem Lachen wandte sich Boh Myin an den teilnahmslosen Pathan neben sich. »Du siehst, mein Freund, du hast mein Hilfebedürfnis unterschätzt.« Er blickte Harry scharf an. »Das Gold, Leutnant? Wo ist es?«
Harry winkte seine beiden Männer vor. Sie trugen eine kleine Kiste, die sie zu Harrys Füßen absetzten und öffneten. Darin war ein großer Haufen Goldmünzen. Myin winkte sie näher heran. Er griff tief in die Kiste, zog eine Münze heraus und biß hinein. Sein Goldzahn glänzte, als er Viktorias geprägtes Porträt betrachtete und er dann wieder Harry ansah. »Ich bewundere deine dicke Königin. Üppige Frauen sind oft großzügig.« Er nickte zu Lysistratas Ecke. »Nimm sie, nimm sie«, dann belustigt, »aber macht mir keine Vorwürfe, wenn sie Rangun nicht erreicht. Sie war in sehr schlechtem Zustand, als ich sie von Ram Kachwaha erwarb.«
»Ich bin sicher, Sir, Sie haben alles mögliche für die Gesundheit der Dame getan«, sagte Harry eisig. »Ram Kachwaha ist auch für seine Freundlichkeit gegenüber Frauen bekannt. Ich hoffe, daß ich Ihnen beiden eines Tages Ihre Großzügigkeit heimzahlen kann.« Er nickte seinen Männern zu, die rasch Lysistrata holten.
Sie lächelte San sonderbar an. »Mögen all deine Nats klein sein.«
Er lachte. »Und deine. Keine Angst, ich werde immer in deinen Krokodilträumen erscheinen.«
Als die Männer sie an Boh vorbeitrugen, hob sie kurz die Hand. »Ich habe eine Bitte, Boh Myin. Kann Prinz Kachwaha mich zum Tor begleiten?«
Er zuckte die Schultern. »Warum nicht? Meine Bogenschützen werden für deine Vertrauenswürdigkeit sorgen.«
Harry blickte Lysistrata scharf an, dann Ram, der sich gelassen erhob. Als sie einige Meter von der Pagode entfernt waren, begann der Engländer wütend: »Was zum Teufel...?«
»Seien Sie ruhig, Harry«, murmelte Lysistrata. »Ich danke Ihnen aus ganzem Herzen für meine Rettung, aber schweigen Sie jetzt bitte.«
Er starrte sie an und preßte verletzt die Lippen zusammen.
»Ram«, sagte er weich, »was wird Boh Myin mit dir tun?«
»Mich gegen die Rani tauschen«, erwiderte er sachlich.
»Er wird dich töten, wenn er sie erst einmal hat.«
»Er wird's versuchen.«
Vor ihnen ragte das Tor auf. »Du hast deinen Kopf für nichts in seinen Rachen gesteckt.« In ihren Augen brannten Tränen. »Es tut mir leid.«
»Was? Daß du lebst?« Ein fast fröhliches Lächeln
Weitere Kostenlose Bücher