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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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Sie wich zurück, fand aber wie ein in die Enge getriebener Vogel nicht die Stimme, um aufzuschreien. Er hatte recht. Wenn sie schrie, würde ihr niemand glauben. Die Ächtung, der Haß und die Verachtung würden genau wie in Boston wieder beginnen. Ihr Vater verlor vielleicht seine Stellung, und sie würden stranden. Selbst als Harleys Hände über ihre bloßen Schultern glitten, konnte sie sich nicht bewegen. Seine dunklen Augen schienen die ruhige Sicherheit einer Kobra zu haben, als er seine Arme um sie schlang. Sein Mund verschloß den ihren gewandt und ohne Eile. Sie zitterte, und ihre Hände machten eine flatternde vergebliche Bewegung der Abwehr hinter seinem Rücken. Dann schmolz der Mond. Die erstarrten Öden ihres Körpers wurden weich und heiß und schmolzen unter seinem Feuer. Seine Finger streiften über ihre Nackenbeuge, webten sich dann in ihr helles Haar. Dann kam sie wieder zu Bewußtsein, als sie ihre Lippen streiften. »So, nun sind Sie kompromittiert«, murmelte er heiser. »Wer von uns wird der Lügner sein, Lysistrata?«
    »Ich hasse Sie«, flüsterte sie, und Tränen der Demütigung begannen über ihr Gesicht zu rinnen.
    Seine Hände glitten von ihren Schultern und deuteten dann auf eine Abzweigung in der Hecke. »Das Parkett ist direkt dahinter. Vergessen Sie nicht, Ihr Haar aufzustecken.« Dann verschwand er im Labyrinth, und sie blieb mit zugeschnürter Kehle und geballten Händen zurück.
    »War dieser Kuß unbedingt nötig?« spottete Evelyn.
    Harley dachte an Lysistratas schlanke, nackte Schultern, an die üppige Fülle ihres Haares und ihre Weichheit in seinen Armen. Er erinnerte sich an die Hand, die an ihre Wange gefahren war, als er nicht mit ihr tanzen wollte... an diesen unsicheren, heißen Mund unter dem seinen.
    »Ja«, antwortete er einfach.
    Sie sah ihn abschätzend an, streichelte dann seinen Ärmel. »Wird sie reden?«
    »Nein. Sie hat wenig zu verlieren, aber das ist alles, was sie hat.«
    »Ich glaube, du bedauerst sie«, schnurrte sie an seiner Kehle.
    »Sollte ich das nicht? Sie hat dich als Feindin.«
    Wie Harley versprochen hatte, öffnete sich das Labyrinth keine fünfzehn Meter von den Sitzen der Musiker entfernt. Verwirrt sah Lysistrata, daß der Tanz durch eine Zeremonie unterbrochen war. Sir Anthony, an seiner Seite Lady Mary, sprach zu den Gästen, die den Tanzboden umstanden. Nach einigen zögernden Schritten hinter der Bougainvillea stieß Lysistrata auf Harry Armistead. Er sah, wie aufgelöst sie war.
    »Lysistrata, wo sind Sie gewesen? Ihr Vater sucht Sie seit einer halben Stunde. Er und Dr. Lighter suchen rings um den Teich.«
    »Ich hatte mich im Labyrinth verirrt«, erwiderte sie unsicher. »Meine Füße schmerzen so... ich habe meine Schuhe verloren.« Ihr Lachen klang eine Spur hysterisch. »Ich bin eine solche Närrin, Harry, das ahnen Sie gar nicht.«
    »Oh, doch, Lysistrata«, erwiderte er ruhig. »Keine Sorge, ich werde nichts sagen. Aber Gott, warum Harley? Er ist ein Abtrünniger und dazu ein Halbblut.« Er schwieg. »Tut mir leid. Ich denke, das wußten Sie nicht.«
    »Ich weiß genug.« Ihre Lippen zitterten. »Aber, Harry, es ist nicht ganz so, wie Sie denken...«
    Er faßte ihre Schultern. »Hat er Sie angegriffen?«
    »Nein«, flüsterte sie. Harleys Kuß war zwar eine Art Angriff gewesen, aber sie hatte nicht gekämpft. Sie hätte nicht einmal gekämpft, wenn er mehr als einen Kuß gewollt hätte. Und all das würde ihm nichts bedeutet haben. Nichts. »Nein, Harry, er hat keine Gewalt angewendet.«
    »Schauen Sie«, sein Griff festigte sich, »Sie schulden mir keine Erklärung, aber für Ihren Vater sollten Sie eine haben. Wenn er Sie so sieht, wird er Harley herausfordern, und Harley hat einen häßlichen Ruf als Duellant .« Er warf einen Blick über die Schulter auf die Menge. »Wir haben Glück. Sir Anthony nimmt eine Auszeichnung vor... Bearer of the Silver Sword oder so für den ehrenwerten Wa Sing, aber ich bringe Sie lieber fort von hier, bevor uns jemand bemerkt. Kommen Sie. Niemand sieht, daß Sie barfuß sind, wenn Sie vorsichtig gehen. Streichen Sie Ihre Röcke etwas zurück.«
    »Und was ist damit?« Ihre Hand streifte ihre bloßen Schultern.
    »Sehr beeindruckend«, stellte er lächelnd fest.
    »Oh, Harry...« Durch seine Sachlichkeit gefestigt, blickte sie ihn mit gespieltem Tadel an und fügte dann hinzu, als er sie von der Gesellschaft fortführte: »Wohin gehen wir?«
    »Zu Lighters Kutsche. Dann werde ich ihn und Ihren Vater

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