Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
Vom Netzwerk:
sehen.«
    Lysistrata richtete sich auf. »Was ist am Sonntag?«
    »Mr. Harley hat uns freundlicherweise zu einem Pwe eingeladen.« Entschlossen fügte ihr Vater hinzu: »Ich habe ihm gesagt, wir seien erfreut.«
    Es gab Augenblicke, in denen nicht einmal Lysistrata ihrem Vater widersprach. »Ja, in der Tat«, sie funkelte Harley an, »wir sind erfreut.«
    Harley neigte seinen Kopf und erhob sich. »Dann bis Sonntag, Doktor.«
    Nachdem Harley gegangen war, winkte Herriott Lysistrata auf die Veranda. Er betrachtete die riesige weiße Scheibe des Tropenmondes, die von schlanken Palmen geteilt wurde. Kakteen und Bajonettpflanzen warfen fantastische Schatten. Als Herriott die seltsamen Düfte des feuchten Bodens und der fremden Pflanzen, die die Nacht erfüllten, tief einatmete, klang es wie ein Seufzen. »Eine wunderschöne Nacht, nicht wahr?«
    »Wunderschön.« Sie hockte sich auf die Verandastufen.
    »Mr. Harley scheint ein netter junger Mann zu sein, meinst du nicht?« Die Verandaschaukel, die U Pho gebaut hatte, begann zu schwingen, als Herriott seine Pfeife entzündete.
    Sie zuckte die Schultern. »So la-la.«
    Als das Streichholz erlosch, fluchte er. Dann riß er ein anderes an seinem Stiefel an. »Warum magst du keinen der unverheirateten Männer, die ich nach Hause bringe?«
    »Das tue ich ja nicht. Aber ich mag für sie keine Vorstellung geben.«
    »Und vor allem nicht für Harley.« Seine Stimme klang plötzlich ungewohnt scharf. »Du hast ihn gemustert, als sei er ein Torpedo, der noch nicht explodiert ist.«
    »Warum sagst du das?«
    Er zog lange an seiner Pfeife. »Du bist doch nicht bigott, Lysistrata?«
    »Nein.« Sie rutschte unbehaglich auf der Steinstufe. »Nein, ich glaube nicht. Ich mag nur keinen Mann wie Harley in meinem Heim unterhalten.«
    »Der Kommissar ist da weniger eigen. Und der Rest der Gesellschaft anscheinend auch. Tom sagt, Harley sei für den Betrieb des Hospitals sehr wertvoll.« Er hielt inne. »Denke bitte daran, Lysistrata, daß dein Heim auch meines ist.« Die Pfeife zwischen die Zähne geklemmt, verließ er sie.
    Kurz darauf folgte sie ihm in sein behelfsmäßiges Arbeitszimmer, in dem er eselohrige Medizinzeitschriften durchblätterte. »Es tut mir leid, Papa«, entschuldigte sie sich. »Wenn Harley für Dr. Lighter wichtig ist, ist er das wohl auch für dich. Ich werde zu ihm höflich sein.«
    »Das ist gut für dich«, erwiderte er trocken.
    Getroffen protestierte sie: »Was verlangst du von mir? Ich kenne den Mann kaum!«
    »Du weigerst dich, überhaupt einen Mann kennenzulernen. Du behandelst jeden, als sei er persönlich verantwortlich für -« Er überlegte, ob es sinnvoll sei, weiterzugehen und sagte dann: »Ich weiß nicht, was zwischen dir und Frank Wyatt in Boston gewesen ist, aber nach meiner Meinung war Frank keinen Heller wert.« Er wehrte ihren Einwand mit der Pfeife ab. »Hätte ich gewußt, daß du in Tante Agathas Fußstapfen treten würdest als er heiratete, hätte ich ihm einen Tritt gegeben!«
    »Du hast recht, Papa«, sagte sie nur. »Frank war nichts Besonderes.«
    Auf sein verblüfftes Gesicht hin, verzog sie ihre Lippen. »Hast du noch nicht gemerkt, daß ich meine Schuhe verloren habe?« Sie zeigte ihre Zehen, die in Sandalen steckten.
    Er grinste breit. »Wäre ich nicht dein Vater, würde ich daran knabbern.«
    Lysistrata lachte herzlich, als Hanumam, der Affenkönig, ein steinernes Postament erkletterte und eine perfekte Affengrimasse über seine flohkratzenden, herumtollenden Untergebenen schnitt. Um ihn wirbelten die Schauspieler herum und überschlugen sich. Über ihnen war ein Mahl aufgebaut, an dem sie und Hanumam gierig schlangen. Der Hintergrund waren einfache rote und gelbe Baumwolltücher, und die Musik wurde mit Trommeln, Gongs und Bambusklappern erzeugt.
    »Das Pwe gefällt Ihnen also, Miß Herriott?« drang Harleys wohlklingende Stimme über ihre Schulter.
    »Sehr!« erwiderte sie. »Comédie Francaise -Aufführungen müssen so ähnlich gewesen sein.«
    »Oh, warum sagen Sie das?«
    »Wegen des Ungestüms, der herrlichen Künstlichkeit. Der Westen hat Schauspieler seit Jahrhunderten nicht so eingesetzt. Es ist ein großer Verlust für jeden, der Schauspieler mag; sie sind so...« Sie zögerte.
    »Fundamental?«
    Sie musterte ihn wachsam. Er wirkte völlig ernst.
    »Sie könnten recht haben.« Er blickte auf die herrlich kostümierten Schauspieler mit ihren bemalten Gesichtern und Masken. »Pwes ähneln Molières falschen Nasen und

Weitere Kostenlose Bücher