Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
Vom Netzwerk:
wie benommen. »Aber wir haben keine Ersparnisse. Und Ma Saw und ich können...«
    »Das ist ja der Punkt. Du schaffst das nicht. Ich habe dich nicht nach Birma gebracht, damit du schuftest, Lysistrata.« Er beugte sich vor. »Masjid ist daran gewöhnt, große Haushalte zu führen. Außerdem können wir uns nicht nur ihn, sondern auch einen Gärtner leisten.« Er bemerkte ihren Gesichtsausdruck. »Und dabei Geld sparen.«
    Besiegt gab sie nach. Zumindest hatte sie die Befriedigung zu wissen, daß Harley einen viel zu hohen Betrag für einen nutzlosen Wachhund bezahlte. Den sie nicht zu fett lassen werden würde.

KAPITEL 4
Tuan Amor
    Doch soll ich nehmen, was so blind, sie umarmen, als sei sie mein Gut? Gar sie zermalmen mit meinem Blut, sie, die vor meinem Herzen steht?
    ALFRED, LORD TENNYSON
    Harry Armistead begegnete Richard Harley erst einen Monat nach dem Ball des Kommissars wieder. Er war gemeinsam mit mehreren Offizieren zur Vogeljagd auf einer Plantage nördlich von Rangun eingeladen. Harry hatte Claus Bettenheim, den Plantagenbesitzer, im Green Monkey Club kennengelemt. Bettenheim war ein schlichter, breitschultriger Deutscher Anfang vierzig. Er hatte die Laster der Stadt seit dem Tod seiner Frau systematisch wie Freiübungen genossen. Die meiste Zeit verbrachte er mit der Verwaltung seiner drei Plantagen. Hatte er keine Zeit, nach Rangun zu reisen, gab er wochenends Junggesellen-Partys. »Das Leben auf Plantagen ist einsam«, gestand er Harry. »Da kann man monatelang nur mit Farbigen reden.«
    Harry mochte den Mann nicht besonders, aber die Einladung bot ihm Gelegenheit, neue Bekanntschaften zu machen. Da er Bettenheims Einstellung gegenüber Asiaten kannte, war er bei seinem Eintreffen am späten Freitagabend überrascht, Harley unter den Jägern zu sehen. Nach einem Frühstück vor der Dämmerung mit gekochten Eiern, Brot, kaltem Fleisch und schwarzem Tee zogen die Männer in die schlammigen Reisfelder, die das Haus umgaben. Zwei Dutzend Karen und indische Shikkars folgten, um die Beute zu tragen.
    Aus Neugier tat Harry sich mit Harley und einem Kaufmann namens Arthur Wilton zusammen. Ein Karen folgte ihnen." Ursprünglich war ihnen auch ein Inder zugeteilt worden, doch als der Mann Harley sah, weigerte er sich, sie zu begleiten. Der Karen hockte sich geduldig hin und kaute Betel, während der Inder kopfschüttelnd in einen Wortschwall auf Hindi ausbrach und seine Arme durch die Luft schwenkte. Das Weiße seiner Augen zeigte Furcht, als Bettenheim ihn laut vor den anderen Jägern schalt, aber er blieb stur. Schließlich gab der Deutsche auf. »Tut mir leid«, er wandte sich an Harley, »aber Sie sehen ja, wie es ist.«
    Harley zuckte die Schultern. »Das ist unwichtig. Ich ziehe einen guten Hund einem Tamilen vor.«
    Der Tamile änderte plötzlich sein Verhalten, als ob er Harley angreifen wollte. Bettenheim schalt ihn. »Hör auf, du Mistkerl! An die Arbeit. Wir sprechen uns noch.« Während der Inder sich mürrisch verzog, sagte der Deutsche hilflos: »Ich weiß wirklich nicht, was in diese Narren gefahren ist. Sie machen mehr Ärger, als sie wert sind. Den werde ich eigenhändig verprügeln.«
    »Lassen Sie nur«, sagte Harley. »Wenn man denen acht Rupien im Monat gibt, kann man sich's leisten, in anderen Dingen großzügig zu sein.«
    Bettenheims Augen verengten sich für einen Moment schweinisch. Dann lächelte er. »Ja, Geduld wird oft belohnt, nicht wahr?«
    Als die Sonne über die weiten, ebenen Reisfelder stieg, standen Harry und die drei Männer reglos da und lauschten den Vögeln, die langsam zu singen begannen. Frösche fielen mit ihren Baßstimmen ein, während sie durch die Wasserrinnen hüpften. Langsam schmolz die Nacht zu aprikosenfarbener Dämmerung, und dann zeichneten sich Tauben, Wiedehopfe und Gänse gegen den Himmel ab. Flügelschlagend stürzten sie sich auf Frösche, Echsen und Käfer, die jetzt unter den Reisreihen steckten. »Ist eine Schande, zu schießen, was?« murmelte Harry und hörte dann Harley leise lachen.
    »Solch hörbare Klage nimmt uns die Last vielleicht ab.«
    »Entschuldigung.«
    »Nicht nötig. Es ist eine Schande zu schießen.«
    »Oh, um Himmels willen«, knurrte Wilton und eröffnete das Feuer. Er schoß daneben.
    Einen Herzschlag nach Wiltons Schuß donnerte Harleys Martini-Henry-Gewehr. Er schoß schnell und genau einen Vogel, ludt nach und traf den nächsten. Wieder ladend, nickte er dem Karen zu. Zu Harrys Überraschung sprang der Karen wie ein

Weitere Kostenlose Bücher