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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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Er hält Florence Nightingale für eine gewöhnliche Hure.« Das Parasol drehte sich leicht. »Und Lady Mary ist eigen mit dem Ruf ihrer Freunde, wenn sie ein schlechtes Licht auf sie werfen. Sie ist ein wenig eitel.«
    »Dann hat sie in Ihnen eine gute Freundin«, erwiderte Lysistrata gelassen. »Sie sind in der Tat eitel, wenn Sie glauben, Sie und Richard Harley könnten mich weiterhin demütigen. Wir sind jetzt nicht unterm Mondlicht. Niemand hat mich das Labyrinth verlassen sehen, also steht jetzt mein Wort gegen das Ihre.« Sie sah sich einen Haufen gelben, grünen und roten Pfeffers unter einem türkisfarbenen Papierschirm an und machte dem Verkäufer einen fairen Preis, ohne auf sein Feilschen einzugehen. »Jeder weiß um Harleys fragwürdigen Ruf und ich bezweifle, daß der Ihre einer Prüfung standhalten würde. Er dürfte nicht Ihr erster Liebhaber in den vielen Jahren sein, die Sie in Birma sind. Mehr als eine Frau in Rangun dürfte auf Sie eifersüchtig sein. Sie gehen gerne auf jemand los, also wäre ich vorsichtig damit, über schlechten Ruf zu sprechen.«
    Das Parasol drehte sich längst nicht mehr. »Meine liebe Miß Herriott«, keuchte Evelyn, »drohen Sie mir?«
    »Ich empfehle Ihnen nur, Ihre Krallen einzuziehen.« Lysistrata ließ sie stehen.
    Am späten Nachmittag putzte Lysistrata, die ein Tamein im Sarongstil um die Hüften trug, verbissen ein Eingangsfenster des Bungalows. Wenn nur Frauen im Haus waren, kleidete sie sich, wie es ihr gefiel, da sie birmanische Kleidung für das feuchte Klima geeignet hielt. Dennoch klebte die Baumwolle durch die Hitze wie eine zweite Haut an ihr und ihr aufgestecktes Haar an Stirn und Nacken. Sie tauchte die Bürste in das Seifenwasser und attackierte das Fenster wieder.
    In diesem Moment hätte sie das Glas fröhlich mit Lighters Zunge putzen können. Ohne Diener ging es also nicht! Ma Saw war die einzige, die von Nutzen war. Sein, la coquette, die ihr Gesicht oft mit der schrecklichen weißen Chanakka- Paste beschmierte, schien immer »Besorgungen« zu machen, bei denen sie mit jungen Männern vor den Palmweinständen herumkicherte. San-hla war natürlich zu klein, obwohl sie versuchte, zu arbeiten.
    Lysistrata dachte selten ohne zu lächeln an die kleine Birmanin. Der Charme des Kindes hatte sie auf Anhieb verzaubert. An den Abenden lehrte sie Lysistrata ihre einfachen Tänze und Lieder und wie man Kokosnüsse von den Palmen an U Phos ehemaliger Unterkunft schüttelte. Sie lehrte sie auch, Blumen ins Haar zu flechten und einen Longyi- Rock richtig zu wickeln. Missy durfte gewisse Grüntöne nicht tragen, aber Rosa paßte immer gut, besonders zu ihrem wundervollen Haar. Über Missys hartnäckige Weigerung, Chanakka-Paste auszuprobieren, war sie überrascht.
    Ma Saw überwachte Lysistratas Unterrichtung, gab aber bis auf die Sprache selten Rat. Obwohl sie eine fleißige, stetige Arbeiterin war, mußten sich die beiden Frauen anstrengen, den Bungalow allein zu bewirtschaften. Dr. Herriott half zwar, wann immer er konnte, verbrachte seine Zeit aber zumeist im Hospital.
    O ja, dachte Lysistrata hitzig, Dr. Lighter hat ein gutes Geschäft gemacht! Ärgerlich schüttete sie das restliche Wasser auf den Boden, der auch geputzt werden mußte, und gab dem Eimer einen Tritt. Sie rutschte auf dem schlüpfrigen Boden aus und landete auf ihrem Gesäß. Als sie wütend fluchte, öffnete sich die Eingangstür und ihr Vater blickte spöttisch auf den rollenden Eimer. Hinter ihm stand Richard Harley. Ihr Kiefer sank herunter und ihre Hände schossen zu ihrem knappen Tamein. Warum, schimpfte sie, mußte Harley sie immer so sehen, als sei sie gerade aus dem Bett gekommen oder wolle in seines gehen? Es war gut, daß ihr Vater nicht das amüsierte Interesse auf Harleys Gesicht sehen konnte, der ihre Beine musterte, bevor das Tamein wieder zurechtgerückt wurde. Doch es reichte nur bis zu den Knien. So würdevoll wie möglich erhob sie sich und reckte ihre nackten Schultern.
    »Meine Tochter Lysistrata, Mr. Harley«, sagte Herriott trocken.
    »Miß Herriott.«
    So also spielte er, ja? dachte sie verächtlich. Du kennst mich nicht, ich kenne dich nicht. Evelyn mußte ihn geschickt haben, um eine Erpressung zu versuchen.
    »Dr. Lighter hat mir die Aufgabe übertragen, Medizin in Singapur zu bestellen. Ich habe Mr. Harley zum Abendessen eingeladen, um mit ihm die Einzelheiten zu besprechen. Ich hoffe, wir können ihm etwas Besonderes anbieten.«
    Tatsache ist, das können wir nicht,

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