Rangun
gehst einem zwar auf die Nerven, Miß Herriott, aber du bist nicht wehleidig.«
»Dann sollte ich damit wohl jetzt auch nicht anfangen«, sagte sie nervös lachend. »Einer Hure spricht man wohl kaum Tugenden zu. Außerdem kommen sicher noch weitere Brücken?«
»Dies ist die letzte.«
»Dann gehe ich lieber rüber.« Sie lächelte. »Ich hoffe, es ist nicht eine zuviel.«
Doch so war es. Bevor sie ein Viertel der Strecke über die glatten, verwitterten Planken zurückgelegt hatte, löste sich das Seil plötzlich. Lysistrata hielt sich fest, als die Brücke kippte und dann einstürzte. Nach den ersten Schrecksekunden empfand sie nur Erstaunen, weil der Sturz so lange währte. Die Verwirrung endete mit ungeheurer Wucht, als ihr Körper in den steinharten Fluß schlug. Die Luft wurde aus ihren Lungen gepreßt. Sie spürte nur kurz, wie Wasser in ihre Nase und den Mund drang, bevor sie das Bewußtsein verließ. Als nächstes spürte sie einen schmerzhaften Druck an den Rippen. Benommen nach ihrer Brust tastend, spürte sie einen Arm unter ihren Brüsten.
»Beweg dich nicht«, murmelte Ram ihr ins Ohr, dessen Stimme in der Strömung angestrengt klang. Felsen längs der Klamm hinderten ihn daran, mit den Füßen Halt zu finden. Die Strömung wirbelte sie herum, bis Lysistrata die Orientierung verlor. In einer Biegung zerrte Ram sie schließlich keuchend und würgend aus dem Wasser. Erschöpft blieben sie am sandigen Ufer liegen.
Schließlich drehte Ram sich um und starrte in die weißglühende Sonne, die durch große rote Baumwollbäume, die das Ufer überragten, gefiltert wurde. Riesige Farne bedeckten die im Schatten liegenden Uferfelsen. Die beiden Menschen konnten nur ihren Atem und das Gekreisch der Makis flußabwärts hören.
Sie brachte ein Wort heraus. »Danke.«
»Nicht nötig. Obwohl ich eine fette Hure im Fluß gelassen hätte.«
Aus irgendeinem Grund begann sie zu lachen und lachte immer weiter, bis sie weinte.
Als sie schließlich erstickt stöhnte, richtete sich Ram abrupt auf. »Bist du verletzt?«
»Nein, nein«, murmelte sie. »Ich glaub's jedenfalls nicht. Ich habe nur nicht genug Puste, um hysterisch zu bleiben.«
»Dreh dich um«, befahl er und kniete sich über sie.
Ohne nachzudenken gehorchte sie, hob dann aber abwehrend ihren Arm, als seine Hände zu ihrer Körpermitte glitten.
»Entspann dich. Ich bin zu müde, um dich zu vergewaltigen«, sagte er mit einer Spur von Ungeduld. Er drückte fest auf ihren Unterleib, dann auf den Brustkorb. »Atme tief ein.«
Sie gehorchte und schaute wachsam zu. Kurz unterhalb ihrer Brüste beendete er seine Inspektion, und sie atmete erleichtert aus, nur um aufzustöhnen, als er die Schulter an der Stelle berührte, wo das Hemd zerrissen war.
»Verletzt?« Er sank auf die Fersen. »Ich bin nicht überrascht. Diese Schramme wird einen Weile brennen.«
»Du hast selbst ein paar Beulen«, stellte sie sachlich fest, als sie sich aufrichtete, um ihre Schulter zu untersuchen. »Deine linke Wange sieht aus, als hättest du einen Schlag von Jim Corbett bekommen - er ist ein amerikanischer Boxer«, fügte sie hinzu, als er sie fragend anschaute. »Und wie kommen wir jetzt darüber?«
»Weiter stromaufwärts ist eine Furt... viel weiter, als ich zu laufen beabsichtigte.«
Sie musterte sein ernstes Gesicht. »Probleme?«
»Vielleicht. Aber freu dich nicht zu früh. Die Probleme werden dir nichts nützen.«
Sie dachte darüber nach, als Friedlander in den Baumwollbäumen über ihnen auftauchte. »Wußte, daß ich euch hier finden würde. Kanaka ist vorgegangen, um das Lager an der Gabelung aufzuschlagen. Kommt ihr?«
»Sofort. Wir sind ein bißchen aus der Puste.«
Mit wissendem Grinsen warf Friedlander Ram die Winchester zu. »Sicher. Wir sehen uns im Lager.« Er verschwand.
Lysistrata beobachtete mit Unbehagen, wie Ram Hemd und Stiefel abstreifte. Unter seiner dunkelbraunen Haut wölbten sich kräftige Muskeln. Er sah ihren Blick. »Ich brauche ein Bad«, erklärte er geduldig. »Du auch. Wir werden mehrere Tage lang nicht ungestört sein.«
»Das bezeichne ich nicht als ungestört«, sagte sie kalt, »und ich werde nicht mit dir baden.«
»Doch, das wirst du.« Er nahm seinen Turban ab. »Du beginnst zu stinken, und wenn die Knoten und der Dreck nicht aus deinem Haar kommen, werde ich es abschneiden müssen. Die Absicht habe ich aber nicht.«
»Vielleicht können wir uns abwechseln«, schlug sie rasch vor. Da ihre Kleidung bereits naß war, konnte
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