Rangun
kämpfte gegen den Traum an, aber er schloß sich um sie. Die rauhe Wolle seiner Jacke teilte sich, als seine Wärme sie bedeckte. Als ob er Leben in ihren unsicheren Geist hauchen wollte, schloß sich sein Mund über ihrem. Muskeln bewegten sich über ihrer bloßen Haut, lullten sie ein und dämpften ihren letzten Widerstand. Der Phantommund fand ihre Brüste, ihren Nabel, ihre Vulva, bis sie sich ihm öffnete, danach verlangte, daß er in ihr war. Sie lagen wie erhabene Bestien da, und sein rasender Puls war in ihr wie der Herzschlag der Nacht. Kein Schrei hallte, keine Spur war auf der Erde zu finden, als zwei glatte Körper sich wölbten, zitterten und dann erschlafften.
Sie spürte kaum, als er sie zurück ins Lager trug und die Decke über sie legte.
Ram betrachtete sie, bis sie fest schlief. Er war ruhig. Heute nacht, in diesem mondlosen Dschungel, waren er und Lysistrata über das Fleischliche hinaus aneinander gebunden worden. Sie würden sich wieder paaren, wenngleich nicht so bald - denn Lysistrata war noch mißtrauisch, feindselig. Die heutige Nacht war unwirklich für sie gewesen. Der Instinkt hatte sich durchgesetzt, doch nur wenig mehr als ihr Körper hatte sich ihm ergeben. Nein, selbst wenn ihn nach der wilden Süße dieses Körpers hungerte, würde er sich nicht so schnell mit ihr paaren - und nicht aus Rache, wie er geplant hatte. Er würde die kurze Zeit, die er mit ihr verbrachte, nicht mit Haß vergeuden. Aber vielleicht würde er sie auch nicht in Liebe verbringen, obwohl er ihr das Versprechen geben würde, daß sie miteinander Liebe finden würden. Während er sein Ende schon lange vorhergesehen hatte, war Lysistrata noch unvollkommen. Wenn er ihr nicht schon zuviel angetan hatte, wenn er sie ganz verlassen konnte, würde sein Ende weniger als früherbedeuten, bevor sie es mit bitterem Bedauern erfüllt hatte. Ihr Karma war durch den Tod des Tigers besiegelt. Ihr Abschied war es ebenfalls. Mit kläglichem Lächeln musterte er ihr müdes Gesicht. Heute nacht war sie erschöpft, aber bei Morgendämmerung würde sie wieder kämpfen. Karma oder nicht, eine Tigerin konnte man nicht bändigen.
Am Morgen war Lysistrata, so wie Ram es vorhergesehen hatte, wachsamer ihm gegenüber als zuvor. Als sie am Feuer kauerte, legte er seine Jacke über sie. Sie zuckte zusammen und blickte auf. Die Nacht klang in ihren Augen noch nach: Sie zeigten Furcht vor Licht, vor ihm, vor ihrem Band. Sie erhob sich und schüttelte die Jacke ab. »So kalt ist mir nicht.« Er konnte fast ihre Gedanken lesen.
Unter Rams fast schläfrigen Blicken spürte Lysistrata ihr Rückgrat prickeln. War ihr Liebemachen eine Halluzination gewesen oder eine Wirklichkeit, die sie fürchtete? Sein Duft war wie ein Brandmal in ihr, und doch konnte sie nicht, wollte sie nicht... nur daß die ernste Geduld dieser schwarzen Augen sie mehr als alles andere beunruhigten.
Nach dem Frühstück bestand Friedlander darauf, das Tigerfell zu holen. Ram zuckte die Schultern. »Warum nicht? Es liegt nahe dem Weg.«
Als sie jedoch den Kadaver erreichten, drehte er sich um und trat schnell vor Lysistrata, um ihr den Blick zu versperren. »Was ist?« fragte sie bestürzt.
»Verdammt«, drang Friedlanders Stimme zu ihr, »diese Affen waren dran! So eine Vergeudung.«
Lysistrata eilte an Ram vorbei, und dann war ihr, als habe ihr jemand vor die Brust geschlagen. Die Tigerin war schön gewesen. Das verrieten ihre Überreste. Jetzt war sie eine zerfetzte Masse, und Gibbonaffen mit blutverschmierten Gesichtern kreischten gestikulierend in den Baumwipfeln. Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie auf Ram einschlug. »Verdammter Kerl!« Er packte ihre Fäuste, und sie sackte gegen ihn.
»Ist sie verrückt?« fragte Friedlander.
»Vielleicht hatten sie und die Tigerin etwas gemeinsam«, murmelte Ram.
Der Abstieg an diesem Tag war erschöpfend, und Lysistrata wankte vor Müdigkeit, als sie ein Dorf erreichten. Es war das erste, seit sie das Minencamp verlassen hatten, und hob sich wie Reihen strohgedeckter Vogelkäfige auf Stelzen über einen teilweise verbrannten Dornenwall. Das Dorf war völlig still. Nicht einmal Schweine quietschten, um die vier Menschen zu begrüßen. Friedlander duckte sich mit schußbereitem Gewehr und huschte in den Dschungel. Als er zurückkam, war sein Gesicht ernst. »Nur ein alter Mann ist im Dorf. Die anderen sind im Dschungel verschwunden.«
»Glaubst du, Boh Chaik?« fragte Kanaka.
»Ja, denke ich«, erwiderte
Weitere Kostenlose Bücher