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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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Friedlander.
    »Wir sollten mit dem alten Mann reden«, sagte Ram. »Wo ist er?«
    »Er hat schon zuviel geredet. Er wird uns jetzt nichts sagen«, sagte Friedlander, der mit Ram und Kanaka losmarschierte. Lysistrata folgte ihnen. Ihre Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt, und sie sehnte sich danach, frei von Ram zu sein.
    Der Mann war tot, und diesmal war Ram nicht schnell genug, um zu verhindern, daß Lysistrata sehen konnte, wie er gestorben war. Sein von einem Dah zerhackter Leichnam lag vor der Hütte des Dorfvorstehers. Sein Kopf war auf ein Geländer gespießt worden. Würgend sackte Lysistrata in die
    Knie. Während sie sich übergab, sprachen die Männer ganz sachlich. Sie wischte sich den Mund ab und funkelte Ram dann an: »Wo, zum Teufel, bringst du mich hin? Was sind das für Wilde, die alte Leute in Stücken hacken?«
    »Sprich leise«, befahl er kurz. »Boh Chaik ist einer dieser Wilden, die keine lauten Geräusche mögen. Du hast ja gesehen, wie er darauf reagiert. Er und seine Banditen haben das Dorf kurz vor Mittag überfallen, als die Frauen das Essen für die Feldarbeiter vorbereiteten und alle Lebensmittel bereit-standen.«
    »Glaubst du, daß sie wiederkommen?« fragte sie gespannt.
    »Regelmäßig, aber heute nicht. Sie haben, was sie wollten. Boh Chaik ist nicht nur gemein, sondern auch träge; darum ist er ja Bandit. Wahrscheinlich drehen seine Männer den Hühnern in Choukchoungyee, dem nächsten Dorf, zum Abendessen den Hals um.« Er erhob sich. »Gehen wir.«
    »Wohl doch nicht nach Choukchoungyee?«
    »Boh Chaik weiß nicht, daß wir hier sind, aber wir wissen wenigstens, wo er ist«, erklärte Ram geduldig. »Wir werden nie eine bessere Gelegenheit bekommen.«
    »Wenn dir dein Leben nichts wert ist! Er hat sicher mehr als zwei Männer bei sich!«
    »Wahrscheinlich ein Dutzend.« Er grinste verschmitzt. »Aber sie haben keine Gewehre.«
    Kurz vor Sonnenuntergang erreichten sie Choukchoungyee. Es war kleiner als das erste Dorf, und in der zerstörten Umzäunung brannten Kochfeuer. Sieben Männer in schmutziger Kleidung lümmelten sich unter den Veranden und auf Matten und klaubten mit schmierigen Fingern Reis und Ngapi aus Holzschalen. Ein Bandit wankte trunken unter dem Gejohle seiner Kumpane aus einer Tür und fiel fast die Leiter hinunter, als er am Geländer abrutschte.
    »Wo mag Boh sein?« flüsterte Friedlander Ram zu.
    »Wahrscheinlich in der großen Hütte. Geht in Position.« Ram winkte Friedlander und Kanaka zu den Bambuszäunen nahe der betreffenden Hütte. »Kümmert euch um alle, die hinten herauskommen.« Sie verschwanden im Dickicht. Ram zog sein Messer aus der Scheide und reichte es über die
    Schulter Lysistrata. »Für alle Fälle«, murmelte er. »Aber vergeude es nicht an einem Banditen.«
    Sie dachte an den verstümmelten Mann und schluckte schwer.
    Ein Betrunkener nahm eine mit Schnaps gefüllte Kokosnuß von einem anderen Banditen, der am Feuer hockte, und setzte sie an. Als sie über das Gesicht des Banditen geneigt war, zielte Ram. Einen Augenblick später zerplatzte die Kokosnuß und vermischte sich mit dem Mund, den die Kugel durchschlagen hatte. Die anderen sprangen auf und waren sofort in einem mörderischen Gewehrfeuerdreieck gefangen. Zwei Banditen schossen aus Hütten heraus, erstarrten und stürzten zu Boden. Dann donnerte aus der großen Hütte ein Gewehr. »Sagtest du nicht, sie hätten keine Gewehre?« protestierte Lysistrata.
    »Der Boh scheint Anschluß an die Welt gefunden zu haben.«
    Kanaka und Friedlander beschossen die Hütte, und das Gewehrfeuer hörte auf. Es wurde unheimlich still.
    Die beiden Männer bewegten sich vorsichtig aus ihrem Versteck und krochen unter die Hütten, die Blicke auf Lücken in den Böden gerichtet. Entsetzt quietschten und gackerten Schweine und Hühner, drängten und flatterten gegen die Umzäunung. Friedlander nickte Kanaka zu. Der große Mann warf eine Fackel aus einem Feuer in die Hütte. Das Trappeln nackter Füße war zu hören. Dann stürzte ein Mann schreiend aus der Tür. Friedlander schoß ihm in den Rücken. Kanaka hatte weniger Glück. Ein Bandit stach seinen Dah zwischen Bodenbrettern hindurch nach unten, verfehlte den Hals des Polynesiers, traf ihm aber in die Schulter. Mit einem Schmerzensschrei feuerte Kanaka zweimal nach oben. Ein kurzer Schrei wurde laut, und er grinste Friedlander an.
    Ram ließ Lysistrata zurück und huschte wie eine Schlange unter die große Hütte. Er hörte ein Zischen über

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