Raniels Engelwelt
Blick konnte sie schon an die Schwelle eines anderen Bewusstseins bringen. Durch diese ungewöhnlichen Augen bekam Pamela Macht über die Menschen.
Mona bewegte sich bis zum Schreibtisch vor. Ein Platz wurde ihr nicht angeboten. Sie setzte sich auch nicht von allein, obwohl ein Stuhl in der Nähe stand.
»Was hast du mir zu sagen, Mona? Es muss schon wichtig sein, denn ich habe zu tun.«
»Das weiß ich. Ich bitte auch um Entschuldigung, aber ich denke, dass du es wissen solltest.«
»Ja, ich höre.«
»Da war ein Anruf. Ein gewisser Bill meldete sich. Er und sein Freund möchten heute Abend zu uns kommen. Bill erzählte mir, dass sie beide Probleme hätten.«
Pamela wartete mit einer Bemerkung. Dann stellte sie eine Frage. »Du hast von zwei Personen gesprochen. Wie heißt der andere Mann?«
»Er nennt sich John.«
Das Medium nickte. »Also Bill und John.«
»Ja, sie scheinen persönliche Probleme zu haben und bitten um deine Hilfe.«
Die Angesprochene schüttelte den Kopf. »Es tut mir Leid, aber ich kann nicht helfen.« Ein direkter Blick traf Mona. »Du musst einfach begreifen, dass nicht ich helfe, sondern Elion. Er ist derjenige, dem Vertrauen geschenkt werden muss. Ich bin nur seine Dolmetscherin und nichts anderes.«
Mona nickte, »Natürlich, aber für mich bist du...«
»Geschenkt. Was war mit den beiden Männern?«
»Ich habe sie für den heutigen Abend eingeladen.«
»Oh ja, das ist gut. Ich brauche wieder neue Herausforderungen. Woher wissen sie von mir?«
Mona deutete auf den Laptop. »Sicherlich durch das Internet. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen.«
»So wird es sein.«
»Und du hast nichts dagegen?«
»Nein. Aber ich werde Elion fragen, wenn sie hier sind. Er ist noch immer der beste Wegweiser und Führer für mich.«
»Ich weiß.«
Pamela Parker schaute Mona wieder an. »Gibt es sonst noch etwas, was du mir sagen wolltest?«
»Nein, nichts.«
»Gut, dann lass mich allein. Ich muss mich auf den Abend vorbereiten.«
»Ja. Und entschuldige die Störung.«
Mona zog sich wieder zurück. Man hätte den Eindruck haben können, als hätten sich hier eine Königin und ihre Dienerin getroffen.
Als die Tür wieder geschlossen worden war, furchte Pamela die Stirn. Sie hatte dem Besuch zwar zugestimmt, aber so begeistert war sie nicht darüber. Zwei Männer wollten zu ihr kommen. Menschen, die Probleme hatten, und sie frage sich, ob es Probleme waren, die sie miteinander hatten. Vielleicht lebten sie in einer Beziehung zusammen, die in Turbulenzen geraten war.
Mona wusste es nicht, denn sie war alles andere als eine Hellseherin. Aber sie konnte sich auf ihre Gefühle verlassen und lauschte jetzt nach innen.
Euphorisch war sie nicht. Das Gegenteil von dem war allerdings auch nicht zu spüren.
Sie würde abwarten müssen, und so überließ sich Mona einer gewissen Spannung, die sich erst in einigen Stunden auflösen würde, wenn die Sitzung begann...
Natürlich wollten wir mehr über diesen Kevin Frost und seine Verbindung zum Haus der Engel erfahren. Für den Abend waren wir angemeldet, und die Stunden wollte ich auf jeden Fall nutzen. Ich wollte es einfach nicht hinnehmen, dass ein Mensch in London lebte, über den man eigentlich nichts wusste. Er war auch keiner, der aus dem Untergrund stammte. Um Licht in das Dunkel zu bringen, sollte mir der Fahndungsapparat des Yard helfen.
Bill Conolly ließ ich bei seiner Frau zurück und fuhr ins Büro. Dort traf ich im Vorzimmer auf unsere Assistentin Glenda Perkins, die mich beim Eintreten mit einem besonderen Blick und mit vorgeschobener Unterlippe anschaute.
»Das ist ja eine ganz neue Arbeitsmoral. Ich hörte von Suko, dass man dich zum Frühstück eingeladen hat!«
»Ja, so war es.«
»Und das mitten in der Woche an einem Arbeitstag? He, wie soll ich das denn sehen?«
»Das bleibt dir überlassen«, sagte ich. »Aber damit du zufrieden bist, man hat mich schon mit gewisse Hintergedanken eingeladen. Da ist das Frühstück fast zur Nebensache geworden.«
»Das hätte ich dir vorher sagen können.« Sie wurde fast dienstlich. »Worum ging es denn?«
»Um einen Toten, ein weibliches Medium und um Engel.« Ich suchte mir keinen Sitzplatz aus und sprach im Stehen. In Glenda hatte ich eine ausgezeichnete Zuhörerin, die mich nicht ein einziges Mal unterbrach, als ich ihr die Geschichte darlegte.
Später nickte sie einige Male und meinte: »Darum geht es also. Und wer ist diese Pamela Parker, dass sie es sogar schafft, einen
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