Raniels Engelwelt
später hatte Pamela Parker ihren Auftritt...
***
Ja, sie war es. Die Königin, die Meisterin, die Frau, die den Kontakt mit einem Engel hatte, damit die Menschen über sie mit ihm kommunizieren konnten.
Ich hatte mir so etwas Ähnliches gedacht, und Bill Conolly wohl ebenfalls. Beide blieben wir recht gelassen, und unsere Blicke blieben skeptisch.
Nicht so die der anderen Menschen. Sie waren zwar nicht von der Rolle, aber die Starre löste sich bei ihnen, und sie wurden von ihren Gefühlen übermannt.
Die meisten von ihnen blieben sitzen, atmeten aber heftig, sodass dieses Atmen bald zu einem Keuchen wurde. Dabei rangen sie die Hände, nachdem sie die Arme gehoben hatten.
Einige streckten sie wie flehend aus, als wollte sie die Meisterin aus dieser Entfernung berühren. Innerhalb kürzester Zeit waren sie wie verwandelt, und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
Die Tür fiel wieder hinter Pamela zu. Sie blieb stehen und schien diese ungewöhnlichen Huldigungen zu genießen. Das gehörte einfach dazu, wie auch das Rufen der Namen.
»Pamela...«
»Elion...«
Immer und immer wieder wurden die Namen wiederholt, und Pamela nickte ihren Verehrerinnen huldvoll entgegen.
Bill und ich saßen stumm auf unseren Plätzen. Aber wir schauten sehr genau hin, und beide dachten wir, dass diese Person einen perfekten Auftritt hinlegte und ihr Äußeres dem auch so perfekt angepasst hatte.
Bekleidet war sie mit einem weißen umhangähnlichen Kleid, auf dem auch Goldstickereien zu sehen waren. Sie zogen sich als lange dünne Streifen von den Schultern bis zum Saum hing. In dem Gesicht, das ansonsten nichts sagend war, fielen die Augen auf, die man als himmelblau bezeichnen konnte. Sie schaute die Menschen nicht nur an, von den Augen ging ein Strahlen aus, dem sich wohl keiner entziehen konnte.
»Wahnsinn«, flüsterte Bill.
»Was meinst du damit?«
»Die Augen.«
»Stimmt.«
Wenn Pamela den Kopf bewegte und über die Menschen schaute, dann hatte es den Anschein, als würde sie jeden Anwesenden mit ihrem Blick erfassen. Selbst uns, die wir ganz hinten saßen, aber wir duckten uns nicht weg wie die Menschen vor uns.
Eine Frau fing an zu singen. Andere rangen wieder die Hände, und es dauerte eine Weile, bis Pamela Parker ihre Verehrerinnen durch die entsprechenden Handbewegungen beruhigt hatte.
Die Kommentare verstummten. Das Schluchzen und schwere Atmen hörte ebenfalls auf, und es trat eine nahezu gespenstische Ruhe ein.
Pamela Parker bewegte sich auf ihren Thron zu. Sie ließ sich langsam nieder, sagte nichts, sie ließ ihre Blicke wieder schweifen, nickte einige Male, als sie bekannte Gesichter entdeckte, dann sah sie uns an.
Wir hatten unsere Augen natürlich nicht gesenkt, deshalb bekamen wir alles gut mit.
Sie schaute Bill an, dann mich.
Und dabei stutzte sie!
Ich bildete es mir nicht ein. Es war eine Bewegung, die man nicht übersehen konnte. Als ich von ihrem Blick getroffen worden war, schien ihr etwas aufgefallen zu sein.
Auch Bill hatte es bemerkt und flüsterte: »Hast du das bemerkt?«
»Sicher.«
»Sie scheint dich zu kennen.«
»Das weiß ich nicht. Vielleicht hat sie auch nur registriert, dass ich etwas Bestimmtes bei mir trage.«
»Meinst du das Kreuz?«
»Was sonst.«
»Dann hätte sie eine Affinität zu den Gestalten des Lichts. Kann man das so sagen?«
»Klar. Sie steht mit den Engeln in Verbindung.«
»Das muss sie erst noch beweisen.«
»Du wirst es erleben, Bill.«
Pamela Parker hob ihre Arme. Mit den Händen strich sie durch das weißrote Haar, das wirklich wie Lametta zu beiden Seiten ihres Kopfes nach unten hing.
Dann fing sie an zu sprechen.
Himmel, was war das für eine Stimme. Flüsternd und doch sehr verständlich. Nah und zugleich fern. Kurz gesagt: Es war eine Stimme, die Menschen einfach in ihren Bann ziehen musste.
»Heute, meine lieben Freunde, ist ein guter Tag für uns alle. Das spüre ich nicht nur, auch Elion hat es mir mitgeteilt. Ja, er, denn er ist schon für euch bereit. Er freut sich auf euch, denn ihr habt euch versammelt, um ihm eure Bitten und Wünsche mitzuteilen.«
Die Menschen lösten sich aus dem Bann der Stimme und fingen an zu klatschen, als die Frau mit den himmelblauen Augen eine Pause einlegte.
Pamela Parker war sich ihrer Wirkung sehr wohl bewusst. Sie lächelte milde gegen die Gesichter ihrer Zuhörer und nahm kurz danach ihre Rede wieder auf.
»Ich weiß, dass ihr alle eure Probleme habt, bei denen euch Elion mit seinem Rat
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