Raniels Engelwelt
ihm gut geht. Dein Sohn Monty hat seinen Frieden gefunden.«
Lisa hörte zu. Sie las der Parker jedes Wort von den Lippen ab. Sie stand sogar auf und flüsterte: »Hat Elion dir sonst noch etwas gesagt? Kann es sein, dass du...«
»Nein, er sagte mir nichts mehr. Monty hat seinen Frieden gefunden, das ist es. Damit solltet ihr euch zufrieden geben. Bitte, es darf keine schlechten Gefühle mehr zwischen euch geben. Der Sohn ist euch vorausgegangen wie so viele Menschen.«
Lisa und ihr Mann hatten alles verstanden. Sie konnten zufrieden sein, und die Frau war es auch. Ihr Mann bedankte sich bei Pamela Parker mit stotternden Worten.
Das Medium winkte ab. »Nein, nicht ich bin es gewesen. Ich war nur die Mittlerin. Der Dank gebührt ihm – Elion. Er ist den Menschen so gut gesonnen. Er ist derjenige, dem ihr eure Dankbarkeit zeigen könnt, und wie ihr das tut, ist allein eure Sache.«
»Klar, durch Spenden«, flüsterte Bill.
Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Wenn ich ehrlich war, auch ich hätte mich an Pamelas Stelle auf den Thron setzen können. Mir wären die gleichen Antworten eingefallen.
Trotzdem blieb ein Rest Misstrauen. Das hing wieder mit der Erscheinung im Spiegel zusammen, denn ich hatte mich nicht geirrt, da war etwas gewesen.
»War das alles, John?«
»Das denke ich nicht. Elion ist doch in Form. Warum sitzen hier so viele Menschen? Glaubst du daran, dass sie herkommen, um an einem Glücksspiel teilzunehmen?«
»Nein, nicht wirklich?«
»Deshalb wird es weitergehen.«
»Wunderbar. Und warum hast du bei der Antwort so gegrinst?«
»Das wirst du hoffentlich gleich erleben.«
Auf der kleinen Bühne ließ Pamela ihre Blicke wieder über die Menschen schweifen.
»Ich spüre, dass Elion noch anwesend ist. Wie ich schon sagte, es ist heute ein guter Tag für ihn und darum auch für euch. Er will euch etwas sagen. Ihr sollt eure Sorgen und Nöte nicht für euch behalten. Schenkt ihm euer Vertrauen, und so schaue ich euch an und frage, wer seine Problem jetzt offenbaren will. Setzt auf ihn, denn der Engel liebt euch.«
Doch es traute sich niemand, seinen Arm zu heben.
Es gab eine Ausnahme.
Das war ich!
***
Bill Conolly wollte etwas sagen, als mein rechter Arm in die Höhe schnellte, aber er hielt sich im letzten Augenblick zurück. Zudem sah er meinen warnenden Blick.
Pamela Parker hatte die Bewegung natürlich gesehen. »Oh, dort in der letzten Reihe sehe ich jemanden. Bitte, mein Freund!«
»Jetzt werden wir mal sehen«, flüsterte ich Bill zu und erhob mich mit einer schnellen Bewegung. Dabei rutschte mein Stuhl zurück. Das scharrende Geräusch störte die Stille. Ein paar Augenpaare blickten mich unwillig an, worum ich mich allerdings nicht kümmerte.
Ich stand da, sah über die Köpfe hinweg in die himmelblauen Augen des Medium und nickte.
»Ja, ich möchte, dass mir geholfen wird.«
Pamela nickte. »Deshalb bist du ja hier, mein Freund. Und zwar zum ersten Mal. Du bist neu, nicht wahr?«
»Das bin ich.«
»Dein Name ist John?«
»Das stimmt ebenfalls.«
»Wunderbar, John. Ich freue mich wirklich, dass du den Weg zu uns gefunden hast. Es gibt immer mehr Menschen, die ihr Vertrauen in Elion setzen, was in einer Zeit wie dieser ganz natürlich ist, in der die Menschen nach den letzten Wahrheiten fragen. Ich denke, dass auch du eine schwere Bürde mit dir herumträgst, und ich möchte dir dabei helfen, diese Last leichter werden zu lassen.«
»Danke.«
»Dann solltest du mir jetzt bitte sagen, welches Problem dich zu uns geführt hat?«
Ich musste mich zusammenreißen, um mit dem nötigen Ernst bei der Sache zu bleiben. Das alles hier kam mir beinahe vor wie eine Werbeveranstaltung. Aber ich setzte darauf, dass mich mein Test weiterbringen würde.
»Darf ich?«
»Bitte, du kannst reden.«
Das tat ich noch nicht. Ich wartete, bis Ruhe eingekehrt war, um nicht so laut sprechen zu müssen. Dann versuchte ich, meiner Stimme einen nicht eben verzweifelten Klang zu geben, sondern einen etwas bedrückten.
»Es geht um einen Freund, der leider gestorben ist. Und ich weiß, dass er freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Die Kirche sagt, dass Selbstmörder in die Hölle kommen, und jetzt möchte ich wissen, ob er wirklich in der Hölle gelandet ist. Würde Elion für mich auf Suche gehen?«
Ob meine Worte auf fruchtbaren Boden gefallen waren, fand ich nicht heraus. Zunächst mal tat sich nichts. Selbst die Parker zeigte keine Reaktion. Ich erkannte, dass sie leicht verunsichert
Weitere Kostenlose Bücher