Raniels Engelwelt
streckte sie ihren Zuschauern entgegen.
»Er ist da. Er hat es mir gesagt, und Elion ist bereit, eure Bitten zu empfangen. Er hat Kraft schöpfen können und wird euch seine Wunder zeigen.«
Darauf hatten die Leute gewartet. Sie waren sehr erleichtert. Sie flüsterten miteinander. Es gab auch welche, die gegen die Decke schauten. Im Moment waren sie noch zu nervös, um etwas zu fragen, bis sich eine Frau meldete und ihren Arm dabei hochstreckte. Sie traute sich als Erste, eine Frage zu stellen.
»Bitte, Pamela, ich möchte etwas wissen...«
»Gern, Lisa.«
Die übrigen Zuhörer verstummten. Sie waren sicherlich froh, dass eine unter ihnen das Eis gebrochen hatte.
Diese Lisa wollte zwar reden. Doch jetzt, als es so weit war, hatte sie offenbar Mühe, ihre Sätze zu formulieren. Sie war wohl einfach zu aufgeregt.
»Hab Vertrauen zu Elion, Lisa. Bitte, du musst reden, nur das bringt dich weiter.«
»Ja, ja, es ist nur so schwer«, erklärte sie weinerlich.
»Elion hat für alles Verständnis. Darauf kannst du setzen, meine Liebe. Ich werde mir dein Problem anhören und es danach an Elion weiterleiten.«
Pamela Parker hatte die richtigen Worte gefunden. Lisa lachte erleichtert. Dann war sie so weit, dass sie etwas sagen konnte, und sie sprach mit leiser Stimme, wobei sie zu Boden schaute und Pamela nicht ansehen konnte.
»Es geht um unseren Sohn. Er ist tot. Vor einem halben Jahr fand man ihn in einem Gebüsch. Er hat sich den goldenen Schuss gegeben. Es war schrecklich für uns. Aber wir haben ihm verziehen. Und jetzt möchten wir wissen, wie es ihm geht. Wir haben beide Angst davor«, sie deutete auf den Mann neben sich, »dass er in der Hölle geendet ist und ihm der Weg ins Paradies verwehrt blieb.«
Pamela wartete mit ihrer Antwort noch eine Weile. Dann stellte sie eine Frage: »Wie heißt euer Sohn?«
»Monty.«
»Gut, Lisa, ich werde Elion bitten, mir etwas über ihn zu sagen. Er wird sich jetzt auf die Suche nach seiner Seele machen und euch dann über mich Bescheid geben.«
Lisa war ganz außer sich. »Danke, danke«, flüsterte sie, und ihr Mann musste erneut zugreifen, um sie wieder auf ihren Stuhl zu drücken.
»Mal sehen, was dabei rauskommt«, flüsterte Bill mir zu.
»Sie wird ihr eine Antwort geben. Aber diese Antwort kann jeder von uns formulieren.«
»Ja, das glaube ich auch.«
Wir warteten ab. Ich beobachtete dabei die Anwesenden, und ich sah, dass ihre Blicke auf der Gestalt der Frau klebten. Sie glaubten dem Medium, sie nahmen ihm alles ab, und so war es leicht für die Parker, die Menschen zu manipulieren.
Sie ließ sich Zeit. Wieder waren ihr die Augen zugefallen. Nur hielt sie in dieser neuen Art von Trance den Kopf gesenkt, als wollte sie mit geschlossenen Augen zu Boden schauen und noch tiefer hinein.
Die Zuschauer waren still geworden. Lisa hatte sich nach rechts gegen ihren Mann gedrückt und ihren Kopf an dessen Schulter gelehnt. Ich sah, dass sie zitterte. Sie erlebte einen wahnsinnigen Druck. In ihrer Haut wollte ich nicht stecken, denn ich konnte ihre Sorgen und Ängste gut nachvollziehen.
Die Zeit verstrich. Der Geruch umschwebte uns weiterhin, aber von einem Engel war nichts zu sehen. Ich dachte an die Szene im Bad des Hotels. Dort hatte ich vor dem Spiegel gestanden und in ihm eine Erscheinung erkannt.
War das Elion gewesen ?
Eigentlich musste ich davon ausgehen. Deshalb wäre es für mich nicht überraschend gewesen, wenn er hier erschien. An eine direkte Scharlatanerie konnte ich nicht glauben. Da steckte schon mehr dahinter.
Pamela Parker bewegte sich wieder. Zuerst hob sie die Schultern, dann öffnete sie die Augen, und wieder sah ein jeder ihren strahlenden Blick.
»Lisa?«
Die Frau schrie leise auf und schreckte hoch, als sie ihren Namen hörte.
»Ja, ja...« Sie wollte aufstehen, doch ihr Mann zog sie wieder zurück auf den Sitz.
»Elion hat sich seiner Bitte angenommen. Er weiß, dass dein Mann und du der Verzweiflung nahe seid. Er kann euer Leid verstehen, und er hat sich sehr große Mühe gegeben, um nach der Seele eures verstorbenen Sohns zu forschen.«
»Wie geht es ihm? Wie geht es ihm ?«, rief die verzweifelte Frau, die anfing zu weinen und auf ihrem Stuhl unruhig herumrutschte.
»Elion hat ihn gefunden.«
»Nein!« Sie konnte es. kaum glauben, deshalb auch dieser Schrei. Sie presste die Hände vor ihr Gesicht und drückte sie dabei auch gegen die Lippen.
»Doch, er fand ihn. Er hat mit ihm kommuniziert, und er lässt ausrichten, dass es
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