Raniels Engelwelt
Suizid treibt, will nicht so gern daran erinnert werden.«
Ich nickte. »Kann sein.«
Pamela Parker gab nicht auf. Aber es fiel ihr verdammt schwer. Wir erkannten, dass sie zu kämpfen hatte. Sie bewegte sich auf ihrem Platz sehr unruhig.
Hin und wieder drang ein Wort aus ihrem Mund, das wir allerdings nicht verstanden.
Plötzlich sprang sie hoch. Gleichzeitig schrie sie auf. Sie riss die Arme in die Höhe, die Hände wurden zu Fäusten, und sie schickte weiterhin ihre Schreie gegen die Decke.
Die Haare sträubten sich. Sie zitterten. Sie schienen sich aufrecht stellen zu wollen. Ihre himmelblauen Augen waren dabei weit aufgerissen. Schließlich fiel sie zurück auf ihren Sessel, kippte zur Seite und blieb schwer atmend in dieser Haltung. Sie hatte einfach nicht mehr die Kraft, sich wieder normal hinzusetzen.
Die Menschen in unserer Nähe waren entsetzt. Sie reagierten unterschiedlich. Einige jammerten, andere flüsterten etwas vor sich hin.
»Da hast du was angerichtet«, murmelte Bill.
»Werden wir sehen.«
Beide hatten wir es eilig. Um die Zuhörer kümmerten wir uns nicht. So schnell wie möglich eilten wir auf das Podest zu und blieben neben Pamela Parker stehen.
Sie sah sehr blass aus und atmete schwer. Aber sie hielt die Augen Offen. Der Blick hatte sich getrübt. Sie hätte uns eigentlich sehen müssen, aber sie reagierte nicht darauf und blieb lethargisch.
Ich stieß sie an.
Keine Reaktion.
»Setz sie doch hin!«, schlug Bill vor.
Das tat ich auch, aber ich hatte nicht mit der Reaktion der Leute gerechnet.
»Nein!«, schrie eine Stimme. »Du darfst sie nicht berühren! Nicht in dieser Lage! Sie ist eine Heilige!«
»Gib auf die Leute Acht, Bill!«
»Okay.«
Ich zerrte das Medium hoch, drehte es und setzte es schließlich wieder normal in den Sessel, sodass ihr Rücken die Lehne berührte.
Ich glaubte nicht, dass ihr Zustand gespielt war. Pamela Parker hatte echt zu kämpfen und stand sicherlich unter dem Eindruck eines unheimlichen Erlebnisses.
»Was ist geschehen?«, flüsterte ich und schaute dabei auf sie nieder.
Zuerst erhielt ich keine Antwort. Wenig später hörte ich wieder das Zischen. Es drang erneute aus ihrem Lippenspalt, und ich fragte mich, ob das wirklich ihre Stimme war.
Schnell schaute ich mich um. Es hatte sich nichts verändert. Die Zuschauer blieben auf ihren Stühlen sitzen. Von dieser Mona und von Jason war ebenfalls nichts zu sehen.
Und trotzdem war etwas anders geworden. Es lag an der Atmosphäre, die auch ich zu spüren bekam. Da war was in Bewegung geraten. Die Luft roch auch weiterhin nach Vanille, doch jetzt kam sie mir vor wie durch eine andere Kraft aufgeladen.
Noch hatte ich mein Kreuz nicht eingesetzt, es war auch nicht vergessen. Ich überlegte, ob ich es aus der Tasche holen sollte, als Pamela die Augen wieder weit öffnete.
Mit einem Blick erfasste sie die Lage. Sie sah mich, und sie fing an zu schreien. Diesmal allerdings schrie sie Worte, die in meinen Ohren klangen.
»Weg! Geh weg! Elion will dich nicht! Du bist sein Feind! Du hast dich hier eingeschlichen! Er kennt dich! Du störst ihn! Er ist außer sich! Er hat seine Welt verlassen und...«
»Dann soll er sich zeigen!«, fuhr ich die Frau an.
»Nein! Er wird...«
»Ich will wissen, weshalb sich Kevin Frost umgebracht hat. Er soll sich zeigen, verdammt!«
»Das wird er nicht tun. Kevin gibt es nicht mehr. Seine Seele leidet in der Hölle. Sie befindet sich bei all den Verfluchten. Elion kann sie nicht finden.«
»Ach ja? Oder will er sie nicht finden?«
»Weg mit dir! Du bist ein Feind. Du bist sein Feind, verflucht noch mal!«
Ich dachte nicht an einen Rückzug. Ich wollte endlich den richtigen Kontakt zu Elion bekommen, um zu wissen, ob ich ihn bekämpfen musste oder nicht.
»Wo ist der Engel?«, flüsterte ich scharf. »Verdammt noch mal, du weißt es! Wo ist seine Welt? Woher kommt er? Wo hält er sich auf?«
»Ich weiß es nicht. Ich war nicht dort!«
»Aber du kennst die Welt!«
»Ja.«
»Weiter, weiter!«, forderte ich sie auf.
»Sie ist nicht seine. Er wandert. Er hat keine eigene Welt. Er taucht immer wieder in der fremden auf und nimmt von dort Kontakt mit mir auf.«
»Hat die Welt auch einen Namen? Kannst du sie mir beschreiben?«
»Es ist eine Engelswelt.«
»Das dachte ich mir. Gibt es dort jemanden, der sich auf diese Welt bezieht, dem sie gehört?«
Zwar war Elion nicht zu sehen, aber ich glaubte, ihn in meiner Nähe zu wissen.
»Ich... ich... habe mal einen
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