Raniels Engelwelt
hast. Deshalb sind wir hier.«
Der Blick traf zum einen mich, dann auch Bill. Die Frau wusste nicht, was sie noch sagen wollte. Sie ging etwas zurück und holte schnaufend durch die Nase Luft.
»Ich glaube nicht, dass er sich noch hier aufhält. Diese Atmosphäre ist für ihn vergiftet. Ihr werdet keine Chance haben. Aber er wird sich eure Namen merken.«
»Das soll er«, sagte ich. »Ach ja, noch etwas. Ich habe ihn schon mal getroffen, ich weiß also, dass es ihn gibt. Er hat sich mir in einem Spiegel gezeigt, und ich bin davon überzeugt, dass er mich auch jetzt erkennen wird.«
Diese Worte waren zu viel für die Frau. Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.
Ich ließ meine Hand in der Tasche verschwinden und holte langsam das Kreuz hervor.
Jede meiner Bewegungen wurde beobachtet. Aber auch mir fiel der Schauer auf, der sich auf die Haut der Frau legte. Ich konnte davon ausgehen, dass ihr das Kreuz suspekt war.
Sie zischte etwas durch ihre Zähne und trat noch ein weiteres Stück zurück.
»Du magst es nicht – oder?«, flüsterte ich.
Sie wollte reden. Nur bekam sie kein Wort hervor und bewegte nur ihren Mund.
»Das Kreuz!«, flüsterte sie schließlich.
»Was ist mit ihm?«
»Man hat davon gesprochen.«
»Sehr schön. Und wo?«
»Nicht hier. In Raniel’s Welt.«
»Dann bist du dort gewesen?«
Ich hätte nicht gedacht, dass man mich nach dieser Frage auslachen würde, aber sie tat es. Und das Lachen hörte sich widerlich an. Es schien von einer fremden Person zu stammen, was sogar stimmen konnte. Möglicherweise tarnte sie sich nur und gehörte nicht in diese – in unsere – Welt. Die Perücke war für mich kein Beweis, aber ein Zeichen.
Ich wollte noch immer Elion haben. Die erste Begegnung war mir zu wenig, und ich tat etwas, über das ich vorher nicht großartig nachdachte.
Das Kreuz gab eine gewisse Wärme ab. Gleichzeitig sah ich die sprühenden Lichtpunkte, die an den vier Enden tanzten und mir vorkamen wie blitzende Sterne.
»Wo ist Elion?«
Drei Worte, eine Frage. Ich fühlte mich seltsam berührt, als ich den Klang meiner Stimme hörte. Er hallte nach, als hätte ich meinen Standort gewechselt.
Natürlich traf das nicht zu. Ich stand weiterhin in diesem Raum, aber warum hatte meine Stimme so nachgehallt?
»Bill?«
Der Reporter hatte mich gehört. »Was ist los?«
Seltsam, seine Stimme hallte nicht nach.
Etwas war da und kam auch noch weiter auf mich zu. Die andere Kraft, die andere Welt?
Es konnte durchaus sein. Ich ging nur davon aus, dass nichts mehr sicher war.
»Bill, ich glaube, dass...«
Ich sprach nicht mehr weiter, was auch meinen Freund irritierte. »Was ist denn los?«
»Bitte, komm her.«
»Okay.«
Er brauchte nur einen großen Schritt zu gehen. Ich ging ihm dabei noch entgegen, aber bei meinem Vorschreiten gab es plötzlich keinen Boden mehr unter den Füßen.
»Was ist denn los?«, rief Bill. »Verdammt, John, was hast du? Ich... ich... kann dich nicht anfassen...«
Ich hörte das Lachen der Pamela Parker und dann ihre Stimme. »Du wolltest zu Elion, John. Freu dich, denn gleich bist du bei ihm...«
Ob ich das Rauschen in den Ohren hörte oder es mir nur einbildete, ich weiß es nicht mehr so genau, aber die Welt um mich herum verschwand, weil sich eine andere Szenerie darüber schob, mich packte und einfach wegzerrte...
Da sein Freund John die Dinge in die Hände genommen hatte, konnte Bill Conolly sich zurückhalten, was ihm recht war. Er fühlte sich nicht unbedingt besonders wohl in einer Haut, war aber froh darüber, dass die Menschen den Raum verlassen hatten, denn sie hätte er nicht gern als Feinde gehabt.
Immer wieder musste er daran denken, dass Pamela Parker ihre Perücke vom Kopf gerissen hatte. Sie sah in der Tat wenig engelhaft aus. Bill dachte darüber nach, wer tatsächlich dahinter steckte, welche Motive sie leiteten, und als John sein Kreuz hervorholte, da war ihm klar, dass Pamela nicht zu den Freunden des Talismans zählte.
Doch Bill erlebte noch mehr. Zwar konzentrierte er sich auf John und das Medium, zugleich aber kam er sich vor, als würde er von einer anderen Macht gestreift.
Es gab eine Veränderung.
Er schaute John an.
Ja, er war noch vorhanden, aber er sah etwas anders aus. Sein gesamter Körper schien schmaler geworden zu sein, wie das etwas verzerrte Bild auf einem Fernseher.
Warum passierte das?
Bill fand keine Antwort, aber auch John hatte etwas feststellt. Er wollte, dass Bill zu ihm kam und ihn
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