Raniels Engelwelt
austoben konnte, aber einen Beweis hatte ich dafür noch nicht.
Reisen in fremde Dimensionen waren mir nichts Neues, und nach dem ersten Umschauen setzte ich auf einen Erkundungsgang. Das war ich auch von Mallmann’s Vampirwelt gewohnt und würde es hier ebenfalls so machen.
Über das Gestein in meiner unmittelbaren Nähe strich ich mit der flachen Hand hinweg. Es sah so rau aus, aber das war nicht der Fall. Es fühlte sich ganz glatt an.
Auch stellte ich fest, dass die Steine nicht nur dunkel waren. Das konnte man als Grundfarbe ansehen, doch als ich genauer hinschaute, fielen mir die Einschlüsse auf – Türkis, auch rötlich und an einigen Stellen sogar in einem tiefen Rot.
Etwas kribbelte in mir. Ich kannte den Grund nicht. Irgendwie erwartete ich, dass sich etwas veränderte.
Ja, es änderte sich tatsächlich was, wenn auch nicht bei mir, denn plötzlich hörte ich die Stimme.
Oder waren es Stimmen?
Ich war mir nicht hundertprozentig sicher, aber ich ging davon aus, mich nicht getäuscht zu haben. Es war eine Stimme, und diese Stimme gehörte einem Menschen – einer Frau!
***
Das Podium war leer, John Sinclair und Pamela Parker waren verschwunden. Mit diesen Tatsachen musste sich der gute Bill erst mal abfinden. Er saß auf dem Boden, drehte den Kopf und blickte in einen leeren Raum. Außer ihm gab es niemand mehr, aber etwas anderes war noch vorhanden. Der Geruch nach Vanille.
»Verdammt«, flüsterte er und stand auf. »Das ist doch... das... gibt es nicht.«
Er wollte es nicht glauben und fand sich erst mit den Tatsachen ab, als er auf dem Podest stand und gegen den leeren Stuhl schaute. Nun hatte der Reporter in seinem Leben schon einige Überraschungen erlebt. Er selbst war von der Dimensionsreise verschont geblieben, und so fand er auch sehr schnell die Lösung. John war zusammen mit dieser Pamela Parker in einer anderen Welt verschwunden. Das konnte er drehen und wenden wie er wollte, es blieb so.
Und in welche Welt war er abgetaucht?
Es gab nur eine Antwort auf die Frage.
Raniel’s Engelwelt!
Das war es. Eine andere Möglichkeit konnte er sich nicht vorstellen. Womöglich war Elion in diesem Spiel die treibende Kraft, aber wer war stärker, Raniel oder er?
Bill kannte sich in der Welt der Engel nicht besonders aus, wobei man bei ihnen auch von Welten sprechen musste. Sie hatten ihre Reiche jenseits der Vorstellungskraft aufgebaut, und zwischen ihnen gab es sehr wohl gewaltige Unterschiede. Manchmal verhielten sich die Engel wie die Menschen. Sie stritten, und sie waren auf ihren Vorteil bedacht.
Das brachte Bill nicht weiter. Er besaß einfach zu wenige Informationen. Aber er war fest entschlossen, sich welche zu beschaffen. Es gab im Haus der Engel nicht nur diesen einen Raum. Bill erinnerte sich noch genau daran, woher die Parker gekommen war. In der glatten Wand gab es eine Tür, die nicht auffiel. Er glaubte nicht daran, dass sie nur von einer Seite zu öffnen war.
Bevor Bill sich der Wand widmete, warf er noch einen Blick zurück. Der Raum war leer, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als die Wand abzutasten. Er gab an verschiedenen Stellen seinen Druck ab, und plötzlich gab ein Ausschnitt der Wand nach, und er konnte die Tür nach innen schieben.
Da war ein Büro, das mit sehr hellen Möbeln eingerichtet war. Es saß niemand hinter dem Schreibtisch. Auch hier strömte das Licht aus den kleinen Deckenleuchten.
Aber Pamela Parker hatte sich ja nicht allein in dem Haus aufgehalten. Es gab diese Mona und auch diesen Jason noch. Bill ging davon aus, dass sie ihrer Chefin sehr verbunden waren, und er würde sich vor ihnen in Acht nehmen müssen.
Er überlegte auch, ob er Suko alarmieren sollte, aber das würde nicht viel bringen. Suko war auf eine gewisse Art und Weise ebenso hilflos wie Bill. Es würde auch ihm kaum gelingen, seinen Weg in diese rätselhafte Engelwelt zu finden.
Dem Reporter fiel eine zweite Tür auf, durch die man das Büro ebenfalls betreten konnte. Dass er in einem Büro gelandet war, enttäuschte ihn schon, denn von einem Medium hätte man etwas anderes erwarten können als einen derartig profanen Raum.
Die zweite Tür interessierte ihn mehr. Er öffnete sie nur spaltbreit und schaute hinaus.
Viel war nicht zu sehen. Den Flur kannte er. Durch den war er zusammen mit John selbst gegangen. Wenn er wollte, konnte er das Haus der Engel verlassen. Nur kam ihm das nicht in den Sinn. Dafür dachte er an sein Handy, das in einem der Schränke verstaut worden
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