Raniels Engelwelt
Elion gesprochen, und ein Mensch, der im Sterben liegt, der lügt nicht. Der Engel wollte ihn in den Selbstmord treiben, was er letztendlich auch geschafft hat. Da kannst du sagen, was du willst.«
Mona überlegte, atmete tief ein, dann wieder aus. Schließlich hatte sie eine Antwort gefunden. »Du bist ein verdammter Schnüffler«, flüsterte sie. »Du stehst nicht auf unserer Seite, Bill. Das weiß ich genau. Du hast dich eingeschlichen, um uns...«
»Nicht um euch irgendetwas zu tun. Ich bin nur darum bemüht, die Wahrheit herauszufinden, und ich kam zu dem Ergebnis, dass dieser Elion nicht eben zu den guten Engeln gehört. Da Pamela Parker in seinem Sinne ihr Leben führt, steht sie auch nicht unbedingt auf Seiten des Guten. Sie und der Engel sind keine Freunde der Menschen. Sie wollen sie benutzen. Kevin Frosts Selbstmord ist nur der Anfang. Ich frage mich deshalb...«
»Kevin Frost, sagst du?«, fragte sie mit schriller Stimme.
»Ja.«
»Ich kenne ihn.«
»Das hatte ich mir schon gedacht. Er war bei euch. Er war seelisch schwer bedrückt. Er suchte die Gemeinschaft und die Spiritualität. Er wollte nicht allein sein, aber er hat Pech gehabt, dass er gerade an eure Gruppe geraten ist. Elion hat ihm nicht geholfen, sondern dafür gesorgt, dass er sich umbrachte.«
Mona sagte zunächst nichts. Sie blickte Bill ins Gesicht und befeuchtete ihre Lippen.
»Habe ich Recht?«, fragte Bill.
Sie hob die Schultern. »Es kommen die unterschiedlichsten Menschen zu uns. Die einen wollen wissen, wie es ihren Verstorbenen geht, die anderen wollen so werden wie die Engel.«
»Aber es gibt bei euch nur Elion. Keine Auswahl also. Das finde ich nicht gut.«
»Er reicht uns. Wir lieben ihn. Nur wenige sind ihm bisher ganz nahe gekommen, aber Pamela hat es geschafft. Sie kennt ihn näher.«
»Dann hat er sich ihr gezeigt.«
»Ja.«
»Hast du es gesehen?«
»Fast«, flüsterte sie. »Ich sah ihn in einem Spiegel als eine feinstoffliche Gestalt. Für einen Moment nur, aber das hat mir gereicht. Ich habe auch mit Pam darüber gesprochen, und die hat mich gefragt, ob ich so werden möchte wie er. Ich habe zugestimmt. Jetzt warte ich auf den Tag, an dem ich zu den Engeln kann.«
»Hat Pam das denn geschafft?«
»Aber sicher. Sie ist etwas Besonders. Sie konnte den Weg bereits gehen. Er hat sie akzeptiert. Er lebte ganz woanders, aber Pam hat seine Heimat bereits gesehen. Sie sprach davon, dass sie immer mehr zu einem Engel wird, und damit das geschieht, musste etwas passieren, da hat es einen Austausch geben müssen.«
»Was heißt das?«
»Es musste jemand zu ihm hingeführt werden, verstehst du das nicht? Eine Seele. Einer, der sich in Elion’s Sinne das Leben nahm und den Tod nicht scheute.«
»Ich begreife«, murmelte Bill. Er fragte trotzdem nach. »Könnte das eventuell Kevin Frost gewesen sein?«
»Ja, richtig. Kevin ist für sie gestorben. Er hat den Weg freigemacht. Sie wird Elion sehen können.«
Bill Conolly sagte nichts. Aber er wusste jetzt, wie die Dinge abliefen und warum sich Frost das Leben genommen hatte. Man hatte ihn ausgenutzt, um ihn dann hinterrücks in den Tod zu schicken.
»Läuft es so immer?«, fragte Bill.
»Ja, und so wird es immer laufen. Und die nächste Person, die ihm nahe kommen wird, bin ich.«
»Klar. Dazu müsste aber jemand sterben, wenn ich alles richtig kapiert habe.«
»Das stimmt.«
»Und wer?«
Mona lachte silberhell auf. Sie streckte ihm den rechten Zeigefinger entgegen. »Du, Bill!«
***
Ich wechselte meinen Standort und hockte mich hinter einen hohen Felsen, der mir etwas Schutz bot.
Sein Schatten fiel auf mich nieder, und ich würde auch nicht so schnell entdeckt werden.
Das Lachen war ebenfalls nicht zu überhören. Es perlte, es klang glücklich. Wer es hörte, der konnte sich eine junge Frau vorstellen, die total verliebt über eine Sommerwiese lief.
Pamela Parker war verliebt. Nicht in einen Menschen, sondern in Elion, ihren Engel, und wenn sie sich so benahm wie jetzt, dann konnte er nicht weit sein.
Ich gab mir einige wenige Sekunden und hoffte, dass die Frau erscheinen würde.
Sie kam tatsächlich. Zum Glück stand ich günstig. Zuerst sah ich nur eine Bewegung in der Lücke zwischen zwei Steinen, dann löste sich eine Gestalt aus der Lücke und huschte heran.
Sie war es...
Keine blonden Haare mehr, denn die Perücke hatte sie in ihrer Welt gelassen. Auch das helle Gewand hatte sie sich vom Leib gerissen. Sie hatte einen sehr schlanken Körper mit
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