rank und schlank und rattenscharf
fertig und ich bin heilfroh, dass er wieder fährt. Hoffentlich habe ich jetzt meine Ruhe.
Ich esse noch etwas vorm Zelt und gegen Abend kommt sogar noch die Sonne hervor. Kira liegt vor dem Zelt und schläft. Heute Nacht ziehe ich mir von vorn herein mehrere Sachen übereinander, bevor ich in den Schlafsack krieche. Irgendwie muss ich mich gegen die Kälte schützen.
Mitten in der Nacht krame ich aus meinem Rucksack noch eine lange Hose. Es ist noch kälter als erwartet und ich ziehe sie unter schwierigsten Bedingungen im liegen an. Ich habe keine Lust, dafür extra aufzustehen. Geschafft.
Es ist Sommer, doch die Nächte in Spanien im Zelt sind schweinekalt. In der Nacht höre ich stundenlang Musik, und morgens als ich das Zelt öffne, weht mir ein leichter, frischer Wind entgegen. Meine Sachen trocken heute besonders gut, dadurch kann ich schneller loslaufen. Unterwegs fällt mir ein Mann auf, der den steil abwärts gehenden Weg in Schlangenlinien läuft. — Was macht der denn da? — Ich probiere es auch aus und stelle fest, dass es besser geht in dieser ungewöhnlichen Lauftechnik.
Vor St. Juan de Ortega treffe ich auf zwei deutsche Mädchen und überhole sie. Vor der Kirche setzen wir uns. Ein Pilger nach dem anderen kommt an und alle machen hier eine Pause. Ein wunderbarer Ort, um für einen längeren Augenblick zu verweilen. Viele sind mit dem Fahrrad unterwegs. Ich muss an der Bar meinen Fotoapparat und das Handy abgeben, sie sind wieder leer. Ohne Energie bin ich von Anne und Willi abgeschnitten und kann keine Bilder machen.
Hier komme ich sofort mit anderen Pilgern in Kontakt und ins Gespräch. Die beiden deutschen Mädels kommen aus Leipzig, eine von ihnen studiert in Jena. Ein Italiener aus Mailand sitzt mit einem bandagierten Knie in unmittelbarer Nähe. Ich biete ihm meine Salbe an. Er war derjenige, der vor mir den Berg im Zickzack-Kurs herunter gelaufen ist.
Es ist gerade die richtige Zeit, sich ein belegtes Baguette und eine Cola light zu gönnen. Das Baguette schmeckt so gut, dass ich noch zwei weitere hole. Der Besitzer der Bar sieht Kira, die draußen angebunden wartet. Er kommt zu mir, gibt mir eine überdimensionale Leberwurst und weist mich darauf hin, dass diese nur für meinen Hund sei, nicht für mich. Er schenkt mir gleich die ganze Wurst. Ich schneide Kira ein Stück davon ab, aber sie frisst nicht einen Happen davon. Vielleicht kennt sie kein Hundefutter mehr oder ist von den Wiener Würstchen zu sehr verwöhnt? Ich gebe die gut gemeinte, angeschnittene Wurst dem Besitzer wieder zurück. Er sagt etwas in spanisch darauf zu mir. Ich glaube, er fragt mich, ob die Wurst meinem Hund nicht schmeckt. Vielleicht hat er auch was ganz anderes gefragt.
Dieser Ort strahlt trotz der vielen Leute eine wohltuende Ruhe aus und lädt mich zum längeren verweilen ein. Die Akkus meiner Geräte und auch mein Akku sind wieder voll. Ich lasse Kira angebunden an der Bank zurück und will mir die Kirche von innen schnell ansehen. Danach machen wir uns wieder auf und ich bin guter Dinge. Stundenlang laufen wir durch nicht endende Kiefernwälder.
Im nächsten kleinen Dorf, Atapuerca, kommen wir am Orteingang an mehreren kleinen Bungalows vorbei. Vor den Häusern sind einige Pilger. Sie haben bereits geduscht und stehen in Badelatschen auf der Wiese. Das wäre ja super, wenn ich hier übernachten könnte! Ich brauchte mal wieder Wasser auf meiner Haut! Also rufe ich über den
Zaun einer jungen Frau zu: „Kann ich hier schlafen?“ — Sie gibt mir zu verstehen, dass es mit dem Hund nicht geht. — Von weitem sehe ich, dass noch einige Häuser frei sind. Also die gleiche Frage in Englisch. „Can I sleep in the Bungalow?“ — “Perro, no.” — Das hier wäre der erste Preis gewesen.
Ich brauche wieder Wasser, auch zum trinken. Wir gehen weiter und legen uns auf eine Wiese, direkt vor einen geschlossenen Miniladen, der in einer kleinen Holzhütte ist. Die beiden deutschen Mädels und der Italiener kommen jetzt auch. Ich liege auf der Isomatte und schreibe in meinem Tagebuch, um die Zeit zu überbrücken, bis der Laden aufmacht.
Endlich hat das Warten ein Ende. Ich kaufe mir jede Menge zu essen und zu trinken. Der Italiener und ich setzen uns zusammen an einen Tisch und essen miteinander. Kira ist fünf Meter von mir entfernt angebunden. Ich frage ihn, wie alt er ist. Er sagt: „Achtundzwanzig.“ An einem intensiveren Gespräch hindert uns die Sprachbarriere.
Er packt nach dem Essen seine
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