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rank und schlank und rattenscharf

rank und schlank und rattenscharf

Titel: rank und schlank und rattenscharf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burghard Pohl
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Sachen und geht. Nur wenige Augenblicke später kommt ein Mann angelaufen und setzt sich zu mir. Ich habe ihn vorhin an den kleinen Bungalows stehen sehen und wir unterhalten uns über alles Mögliche. Er meint: „Die stellen sich hier manchmal vielleicht doof an, es waren doch fast alle Häuser frei! Warum hat sie Dich nicht dort schlafen lassen?“ — „Das ist hier an der Tagesordnung, wenn man mit dem Hund unterwegs ist. Hunde sind nichts wert und somit die Hundebesitzer auch nicht. Ich habe es in den letzten Tagen am eigenen Leib erfahren.“ — Reinhard erzählt mir, wie er mit sehr wenig Geld von Deutschland nach St. Jean Pied de Port gekommen ist. Er hat übers Internet gebucht und eine Vorzugskarte für 19,- € bekommen, alles in allem hat ihn die Anreise keine 100,-€ gekostet. Da war unsere Anreise mit dem Auto zu zweit viel teurer. Ich erkläre ihm, dass wir mit dem Auto anreisen mussten, sonst hätte ich meinen Hund nicht mitnehmen können.
    Er umschreibt kurz, warum es für ihn so wichtig war, diesen Weg zu laufen. Für ihn soll es eine Trennung zwischen zwei Lebensabschnitten sein. Er ist dabei, sich aus einer beruflichen Sackgasse in eine beginnende Selbständigkeit aufzumachen. — Ich erzähle ihm kurz meine Geschichte, wodurch ich hier gelandet bin: „Mein Freund Willi ist vor einigen Jahren schwer krank geworden. Er hat diese Krankheit nur überlebt, weil er einen Professor gefunden hat, der ihn in einer stundenlangen Operation erfolgreich operiert hat. Ich meine es waren sieben Stunden. Er war noch nicht an der Reihe, seine Lebensschnur war an diesem Punkt noch nicht zu Ende. — In der Nachbehandlung der Krankheit traf Willi auf einen griechischen Arzt. Der gab ihm drei Dinge mit auf den Weg: Gehen Sie zum Athos, laufen Sie den Jakobsweg und pilgern Sie nach Jerusalem.“ — „Wie bitte? Was soll das denn? Was für ungewöhnliche Aufgaben! Was war das für ein Arzt?“ — „Ich hab keine Ahnung.“ — Ich erzähle ihm die ganze Geschichte und wir sitzen lange zusammen. Also dadurch bin ich jetzt hier und laufe auf dem Jakobsweg. Allein, ohne Willi. Er ist auf und davon. Rückblickend hat Willis Krankheit indirekt auch Einfluss auf mein Leben gehabt. Wäre er nicht krank geworden, dann wäre ich heute vielleicht nicht hier. Es war ein schönes, interessantes Gespräch. Wir wünschen uns einen guten Weg, ich packe meinen Rucksack und er geht.
     
    Der Weg hinter dem Ort geht steil bergauf. Als wir oben am Bergrücken ankommen, steht dort ein ausrangiertes, weggeworfenes Sofa, auf dem ich meinen Rucksack abstelle. Ein Stück weiter steht ein großes Kreuz. Ich positioniere Kira davor und fotografiere sie vor diesem schönen Hintergrund. — Da, wo es hoch geht, geht es irgendwann auch wieder mal runter, aber diesmal langsam bergab. Wir laufen durch kleine Orte, die Ortsnamen kann ich mir im vorbeilaufen nicht merken. Ohne eine genaue Karte weiß ich sowieso nicht, in welchem Ort ich gerade bin. — Ist doch total egal, wo ich gerade bin, Hauptsache ich bin auf dem richtigen Weg.
    Langsam wird es wieder Zeit, eine geeignete Schlafstelle zu suchen. Immer noch hängt der große Zeiger meiner Armbanduhr fest. Vor einem großen Wassertropfen hat er sich festgesetzt. Wie spät mag es jetzt sein? Ich schaue aufs Handy. Und bin mir gar nicht mehr sicher, ob das Handy überhaupt noch die richtige Uhrzeit anzeigt.
    Wir sitzen an der stark befahrenen Autobahn, es ist Feierabendverkehr und ich rufe Anne an. Ich habe noch eine Apfelsine und schäle sie, während ich telefoniere. „Anne, mir geht es gut und ich suche mir jetzt eine Schlafstelle.“ — „Pass auf Dich auf.“ — „Mach ich.“ — Kurze und knappe Gespräche, die wichtigsten Informationen, sonst wird die
    Telefonrechnung zu teuer. Es geht weiter und nach kurzer Zeit überschreiten wir einen von Planierraupen aufgeschobenen Erdhügel. Wo bin ich denn hier gelandet? — Ich baue direkt dahinter mein Zelt auf sandigem, trockenem Boden auf. Ein idealer Übernachtungsplatz, zwar kein einziger Grashalm, kein Unkraut, aber dafür trockener Sandboden, unbeobachtet, abseits von der spanischen Bevölkerung. Was für eine riesige Baustelle! — Später erfahre ich, dass ich mitten auf der Landebahn des neuen Flughafens von Burgos geschlafen habe. Hier wird mich niemand finden, es ist mittlerweile stockdunkel.
    Die ganze Nacht höre ich von weitem Musik, erst vermute ich Jugendliche mit ihren Autos, später merke ich, dass sie aus einer weit

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