rank und schlank und rattenscharf
schlafen und es gibt keine Probleme mit meinem Hund! — Ich höre wohl nicht richtig, mit in sein Zimmer! Jetzt werde ich etwas lauter: „Auf gar keinen Fall werde ich mein Bett verlassen!“ Ich zeige auf mein Bett und sage es deutlich und klar. „Ich schlafe in meinem Bett weiter und lass mich jetzt in Ruhe!“ — Das alles in Deutsch, mit wenigen, englischen Vokabeln untermauert. — Er beruhigt mich, macht auf dem Absatz kehrt und geht verdattert in sein Zimmer.
An Kira ist er nicht vorbeigekommen, deshalb musste er durch das vor mir stehende Etagenbett robben, erst dann konnte er mich wachrütteln. Was sollte das denn bloß?
Ich liege wieder in meinem Schlafsack und sehe, wie der andere Mann aus dem Baderaum kommt und sich in diesem Raum auch in ein freies Bett legt. Der Herbergsvater ist in seinem Zimmer verschwunden und ich schlafe wieder ein.
Am nächsten Morgen höre ich ihn, wie er unten Betten verrückt, Bettwäsche abzieht und wieder für Ordnung sorgt. Alle Pilger haben die Herberge bereits verlassen, davon habe ich nichts mitbekommen. Nach dieser nächtlichen Störung habe ich heute Morgen tief und fest geschlafen. Ich gehe ins Bad und wasche mich, eine fast verlernte Selbstverständlichkeit, die Morgenwäsche. Anschließend packe ich den Rucksack und gehe nach unten. Ich frage den Herbergsvater, ob er mir mit einem Tierarzt weiterhelfen kann. „Einen Augenblick und etwas Geduld, bitte.“ — Er ist wohl schlecht gelaunt, ob er sauer ist wegen heute Nacht? Keine Ahnung. Er will mir ein Taxi organisieren. Nachdem er fertig ist, laufen wir beide zum Hotel, wo ein Mann mit einem roten Privatwagen auf uns wartet. Er soll mich und Kira nach Sahagún zum Tierarzt fahren. Beide gehen ins Hotel, ich stehe hier draußen doof herum und weiß nicht, was ich jetzt machen soll. Abwarten. — Nach einer Viertelstunde kommen sie wieder heraus und ich bedanke mich noch einmal bei ihm. Mittlerweile schaut er auch wieder etwas freundlicher drein. Wir fahren mit etwas Verzögerung los und Kira liegt auf dem Rücksitz neben mir. Warum wir nicht sofort losgefahren sind, weiß ich auch nicht, aber irgendetwas haben die beiden besprochen.
Während der Fahrt schaue ich aus dem Fenster und sehe draußen viele bekannte Gesichter, fast alle kenne ich. Die meisten saßen gestern Abend bei uns am Tisch beim Essen. Direkt neben der Straße laufen sie auf dem Radweg Richtung Sahagún. Mit dem Auto sind wir schnell an ihnen vorbei. Ich drehe mich noch mal um, doch wir fahren so schnell und alle sind schon verschwunden. Sie müssen den ganzen Tag laufen, um die fünfundzwanzig Kilometer in der Sonne zurückzulegen.
Nach einer guten Viertelstunde kommen wir in Sahagún an, fahren eine lange, betonierte Hofeinfahrt hoch und bleiben neben einem im orientalischen Stil gebauten Gebäude stehen. Hier werden wir von einer jungen, wunderschönen, südamerikanisch aussehenden Frau begrüßt. — Nun bin ich ein wenig verdattert und frage sie: „Ist hier der Tierarzt? Doktore Perro?“ — „No.“ — Sie schüttelt den Kopf und erklärt mir, dass ich hier ein Zimmer bekommen kann. „Doktore, no. Nein, hier nicht.“ — Er macht erst um 10.00 Uhr auf und solange soll ich hier bleiben. Sie zeigt mir ein Doppelzimmer. — „Für mich? Perro, no Problem?“ — „No.“ — Da sage ich nicht nein, das heißt, wieder ein Bett, eine Dusche. Wenn ich gescheit bin, werde ich dieses Angebot nicht ablehnen. Ich packe meinen Rucksack aus und gehe in den Innenhof. — „Kann ich einen Kaffee bekommen?“ — „Si.“
Mit der wunderschönen Señorita gehen Kira und ich um zehn Uhr in die Stadt. Ich laufe neben ihr her und muss sie immer wieder anschauen, sie ist einfach bildhübsch. Ein Supermodel. Sie zeigt mir, wo der Tierarzt ist, geht mit hinein und bleibt während der gesamten Behandlung bei uns. Ich deute ihr an, dass ich auch allein zur Pension zurückfinde. — „No“, sie bleibt bei uns.
Kira hat sich einen winzigen Stein eingetreten, den der Tierarzt herausholt. Bei dieser Gelegenheit entfernt er noch einige übrig gebliebener Grasgrannen aus ihren Pfoten. Dieses Mal muss ich die Behandlung bezahlen, ist ja auch normal. Sie bekommt einen Verband um ihre Pfote und wir verlassen die Praxis, ohne dass sie humpelt. — Was dieser kleine Stein auf die gestrigen Erlebnisse für eine Auswirkung hat! Ohne ihn wäre das alles nicht passiert. Ich wäre nicht hier; ein Zufall nach dem anderen, oder? Steine haben es in sich,
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