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rank und schlank und rattenscharf

rank und schlank und rattenscharf

Titel: rank und schlank und rattenscharf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burghard Pohl
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lange, es gibt viel zu schruppen an mir. Anschließend bleibt Kira auf dem Campingplatz im Zelt zurück und ich gehe in die Stadt. Ich trinke in einer Kneipe drei Bier und kippe sie zügig hintereinander weg. Spaß macht das nicht. Blöd ist, dass keiner da ist, mit dem man quatschen kann. Allein schmeckt mir das Bier nicht an der Theke.
    Ich gehe wieder Richtung Campingplatz, wo Kira im Zelt hoffentlich friedlich schläft. Vor einer stinknormalen Kneipe bleibe ich stehen. Von außen sehe ich schon, dass es da drinnen ein wenig schmuddelig ist. Ich habe heute wenig Geld mitgenommen, deshalb muss ich zuerst an der Theke nachfragen, ob ich noch einen Salat bekommen kann und was er kostet. Ein bisschen verwundert schaut er mich wegen dieser Frage schon an. — „2,95 €.“ — „Das ist OK.“ — Damit es keine Ungereimtheiten gibt, hält er mir den Bon vor die Nase, das reicht sogar noch für ein Bier. Der Salat ist Spitzenklasse.
    Am Campingplatz horche ich, ob Kira schläft und gehe dann noch ins Restaurant. Hier suche ich nun die allerletzten Kröten zusammen und trinke ein letztes Bier, bevor ich schlafen gehe. Kira liegt nach wie vor friedlich da und schnauft tief, als ich ins Zelt komme. — Das viele Bier treibt schon nach kurzer Zeit gewaltig und ich muss zweimal in der Nacht zum Klo. Am nächsten Morgen trinke ich zwei Kaffee und teile mir noch drei Donuts mit Kira, bevor wir aufbrechen. — Ich bekomme eine SMS von Willi:
     
    Hallo Burghard, willst Du die Tour abbrechen? Bitte rufe mich an.
     
    Ich schreibe zurück: Auf gar keinen Fall, auch wenn ich nicht in Santiago ankomme, es ist mir egal.
     
    Es ist wie es ist! Ich rufe Anne an und erzähle ihr von Willis SMS. Dass er mir geschrieben hat, ob ich aufhören will. — Mittlerweile habe ich meinen eigenen Rhythmus gefunden, und so will ich auch weiter laufen. — „Du brauchst ja nicht so lange Strecken laufen, wie er.“ — „Vorwärts kommen will ich aber auch. Jetzt muss ich Schluss machen, ich muss los, Kira liegt in der Sonne.“
    Im nächsten Laden hole ich mir noch Wasser und Äpfel. Ich stehe wieder auf der Straße und werde prompt von einer deutschen Frau angesprochen. Sie ist ungefähr in meinem Alter. — „Ach, Sie sind mit dem Hund unterwegs?“ — „Ja, mit meinem Freund Willi, der ist aber schon in León.“ — Sie erzählt mir, dass sie mit ihrer Freundin unterwegs ist und sie heute Morgen die Stadt verlassen haben. „Dann mussten wir umkehren, weil meine Freundin — genau wie Sie — Blasen an den Füßen hat und nicht mehr weiterlaufen konnte.“ — „Würden Sie sich auch trennen?“ — „Auf gar keinen Fall!“ — „Ich wollte mich auch nicht von meinem Freund Willi trennen. Doch jetzt bin ich froh, dass ich allein mit meinem Hund unterwegs bin.“ — Sie fragt mich: „Woher kommen Sie aus Deutschland?“ — „Ich komme aus Voerde am Niederrhein, das liegt oberhalb von Duisburg.“ — „Und wie heißen Sie?“ — „Burghard Pohl.“ — Die will aber auch alles ganz genau wissen. — „Ich komme aus Köln“, meint sie. Ihren Namen erfrage ich nicht.
    Sie erklärt mir noch kurz den Weg und ich laufe weiter, immer Richtung Westen. Kira läuft nach kurzer Zeit wieder ohne Leine und suhlt sich dreißig Meter vor mir im hohen Gras. Als ich näher komme, sehe ich einen toten, verwesenden Karpfen im Gras liegen. „Komm bloß hoch oder Du schläfst heute Nacht draußen!“ — Sie stinkt abscheulich nach Fisch, das ist kaum auszuhalten. Ich komme an mehreren flachen Tümpeln vorbei. Hier kann ich Kira mit Stöckchenwerfen durchs Wasser scheuchen. So bekomme ich sie halbwegs sauber und der gröbste Gestank wird dadurch gemildert.
     
    Es geht stundenlang immer geradeaus. Wie aus heiterem Himmel steht plötzlich mitten in der Walachei ein Container mit Coca Cola-Schirmen und mehreren staubigen Plastik-Sitzgarnituren. Wie eine Fatah Morgana taucht diese Oase plötzlich auf. Ich möchte, dass sie in Zukunft auch für alle anderen Pilger nach mir bestehen bleibt und setze mich. Eine junge Frau kommt zur mir und fragt mich, was ich möchte. Ich bestelle gleich zwei kalte Cola und dazu ein dick belegtes Baguette. Es kommen keine Pilger und ich sitze hier ganz allein. Kira bekommt von der Bedienung eine Schüssel mit Wasser und von mir das halbe Baguette.
     
    Schließlich geht es weiter, immer geradeaus. Auf dieser nicht enden wollenden Strecke treffe ich auf eine Pilgergruppe mit Hund. Ich frage sie, woher sie kommen.

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