Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld
religiöser Krieg, das können Sie nicht bestreiten.«
»Schon mal da gewesen?«, fragte Ormiston. Dod schüttelte den Kopf. »Was reden Sie sich dann für eine Scheiße zusammen?«
Dod warf ihm einen herausfordernden Blick zu und stand auf. »Ich weiß, wovon ich rede, Kumpel, glauben Sie ja nicht, ich wüsste es nicht.«
»Klar«, sagte Ormiston.
»Ich dachte, Sie wären hier, um über meinen Davey zu reden?«
»Wir reden über Davey, Mrs. Soutar«, entgegnete Rebus ruhig. »Auf Umwegen.« Er wandte sich zu Dod Soutar. »In Ihrem Sohn steckt eine Menge von Ihnen, Mr. Soutar.«
Dod Soutar richtete seinen streitlustigen Blick jetzt auf ihn. »Ach ja?«
Rebus nickte. »Tut mir Leid, aber das ist so.«
Dod Soutars Gesicht verzog sich zu einer wütenden Grimasse. »Moment mal, Kumpel. Wenn du Scheißkerl dir einbildest, du kannst hier reinmarschieren und –«
»Leute wie Sie jagen mir eine Heidenangst ein«, sagte Rebus gelassen. Und er meinte es auch so. Dod Soutar war trotz Raucherhusten und sonstiger Unzulänglichkeiten ein weit beängstigenderer Gegner als ein Dutzend Caffertys. Man konnte ihn nicht ändern, konnte nicht mit ihm diskutieren, konnte ihn in keiner Weise umstimmen. Er war ein verrammelter Laden, in dem sich kein einziger Verantwortlicher mehr aufhielt.
»Mein Sohn ist ein guter Junge, ordentlich erzogen«, redete Soutar inzwischen weiter. »Hab ihm alles gegeben, was ich konnte.«
»Was haben manche Leute doch für ein Glück«, bemerkte Ormiston.
Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Wie vom Katapult geschossen, stürzte sich Soutar mit gesenktem Kopf, beide Fäuste vor sich ausgestreckt, auf Ormiston – knallte aber lediglich, als dieser geschickt zur Seite trat, gegen die Regalwand. Wild um sich schlagend, abgehackte Flüche ausstoßend, wandte er sich wieder den zwei Polizisten zu. Als er auf Rebus losging und, da dieser sich aus der Hüfte zurücklehnte, wieder ins Leere schlug, fand Rebus, jetzt sei es genug. Er rammte Soutar das Knie zwischen die Beine.
»So boxt man bei uns zu Haus«, sagte er, während der Mann zusammenklappte.
»Dod!« Mrs. Soutar rannte zu ihrem Mann. Rebus gab Ormiston ein Zeichen.
»Raus aus meiner Wohnung!«, schrie ihnen Mrs. Soutar nach. Sie kam an die Tür und schrie und zeterte weiter. Dann ging sie wieder hinein und knallte die Tür zu.
»Die Kassette war ein netter Einfall«, meinte Rebus, während sie die Treppe hinunterstiegen.
»Hab mir schon gedacht, dass Ihnen das gefallen würde. Wohin jetzt?«
»Vielleicht ins Jugendzentrum«, sagte Rebus. »Wo wir schon mal da sind.«
Sie traten ins Freie und hörten nichts, bis die Vase neben ihnen aufschlug und wie ein Schrapnell zersprang. Mrs. Soutar stand am Fenster.
»Daneben!«, schrie ihr Rebus zu.
»Heilige Scheiße«, sagte Ormiston, während sie sich vom Haus entfernten.
Draußen vor der Gemeindehalle saßen, an die Tür und die Mauer gelehnt, die üblichen graugesichtigen Halbwüchsigen. Rebus sparte sich die Mühe, nach Davey Soutar zu fragen. Er kannte ihre Antwort; sie war ihnen wie der Katechismus eingepaukt worden. Sein Ohr prickelte, ohne eigentlich wehzutun, aber in der Nase pochte ein dumpfer Schmerz. Als sie Rebus erkannten, standen die Jugendlichen auf.
»Tag«, sagte Ormiston. »Ihr tut übrigens gut daran aufzustehen. Auf Beton sitzen verursacht Hämorrhoiden.«
Im Saal saßen Jim Hay und seine Theatertruppe auf der Bühne herum. Auch Hay erkannte Rebus wieder.
»Wissen Sie was?«, sagte er. »Wir sind gezwungen, hier Wache zu halten, sonst würden die alles mitgehen lassen.«
Rebus war sich unschlüssig, ob er ihm glauben sollte. Er interessierte sich eher für den Jungen, der neben Hay saß.
»Erinnerst du dich an mich, Malky?«
Malky Haston schüttelte den Kopf.
»Ich hab ein paar Fragen an dich, Malky. Wollen wir das hier erledigen oder lieber auf dem Revier?«
Haston lachte. »Sie würden mich hier gar nicht rauskriegen, außer ich geh freiwillig mit.«
Da war was dran. »Dann also hier«, sagte Rebus. Er wandte sich zu Hay, der die Hände hob.
»Ich weiß, ich weiß, wir sollen eine Zigarettenpause machen.« Er stand auf und ging mit seiner Truppe hinaus. Ormiston stellte sich an die Tür, damit keiner mehr reinkam.
Rebus setzte sich neben Haston auf die Bühne und rutschte dann näher an ihn heran, was dem Knaben sichtlich unangenehm war.
»Ich hab nix getan, und ich sag nix.«
»Kennst du Davey schon lange?«
Haston schwieg.
»Seit
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