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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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selten zu passieren.«
    »Aber da ist noch was. Der Vater des Opfers ist eine hiesige Gangstergröße, Big Ger Cafferty.«
    »Sie haben ihn vor einer Weile eingebuchtet.«
    »Sie sind gut informiert.«
    »Tja«, sagte Smylie, »Cafferty verleiht dem Ganzen eine gewisse Symmetrie, habe ich Recht?« Er stand schwungvoll auf. »Kommen Sie. Bringen wir den Rest der Besichtigung hinter uns.«
    Nicht dass es noch viel zu sehen gegeben hätte. Aber Rebus wurde mit seinen neuen Kollegen bekannt gemacht. Wie Übermenschen sahen sie zwar nicht aus, aber man wäre nur ungern ohne ein Stück Blei im Handschuh mit ihnen in den Ring gestiegen.
    Ein Mann, ein D.S. Claverhouse, bildete die Ausnahme. Er war schlaksig und langsam in seinen Bewegungen und hatte dunkle Tränensäcke.
    »Lassen Sie sich von dem nur nicht täuschen«, sagte Smylie. »Wir nennen ihn nicht umsonst ›Bloody Claverhouse‹.«
    Claverhouse’ Lächeln brauchte eine gewisse Zeit, um Gestalt anzunehmen. Aber der Eindruck von Langsamkeit täuschte; der Mann musste lediglich alles durchdenken, bevor er es in die Tat umsetzte. Er saß an seinem Schreibtisch, Rebus und Smylie standen vor ihm. Er trommelte mit den Fingern auf einen roten Aktendeckel. Die Akte war geschlossen, aber auf dem Deckel war das Wort SHIELD zu lesen. Rebus hatte das Wort gerade erst auf einer anderen Akte gesehen, auf Smylies Schreibtisch.
    »Schild?«, fragte er.
    » The Shield «, korrigierte ihn Claverhouse. »Wir stoßen seit einiger Zeit immer wieder darauf. Ist möglicherweise eine Gang, vielleicht mit Verbindungen nach Irland.«
    »Vorläufig allerdings«, unterbrach Smylie, »ist es nicht mehr als ein Name.«
    Shield, bei dem Namen klingelte es bei Rebus, beziehungsweise er wusste, dass es hätte klingeln sollen. Als er sich von Claverhouse’ Schreibtisch abwandte, schnappte er noch auf, was Claverhouse mit gesenkter Stimme zu Smylie sagte.
    »Den brauchen wir nicht.«
    Rebus ließ sich nicht anmerken, dass er es mitbekommen hatte. Er wusste, dass niemand es mochte, wenn ein Außenseiter ins Spiel gebracht wurde. Es heiterte ihn auch nicht sonderlich auf, mit dem Glatzkopf, einem D.S. Blackwood, und dem Sommersprossigen, D.C. Ormiston, bekannt gemacht zu werden. Sie zeigten sich in etwa so begeistert wie ein Hund über einen neuen Floh in seinem Fell. Rebus hielt sich nicht weiter auf; in einem anderen Teil des Raums wartete ein kleiner Schreibtisch auf ihn, nebst einem Stuhl, den man in irgendeinem Wandschrank aufgestöbert haben musste. Der Stuhl wackelte nicht direkt, aber Rebus verstand doch den Wink: Sie hatten sich nicht eben ein Bein ausgerissen, um ihm einen komfortablen Arbeitsplatz einzurichten. Er warf einen Blick auf Stuhl und Schreibtisch, murmelte eine Entschuldigung und ging. Auf dem Korridor atmete er zwei-, dreimal tief durch, dann stieg er ein paar Stockwerke tiefer. Er hatte eine Freundin in Fettes, und er sah keinen Grund, warum er ihr nicht einen Besuch abstatten sollte.
    Doch in D.I. Gill Templers Büro saß jemand anders. Das verriet ihm das Namensschild an der Tür. Ihr Name war D.I. Murchie, und sie war ebenfalls Verbindungsfrau. Rebus klopfte.
    »Herein!«
    Rebus kam sich vor wie im Büro seiner einstigen Kindergartenleiterin. D.I. Murchie war jung; zumindest ihr Gesicht war’s. Ansonsten gab sie sich alle Mühe, diese Tatsache zu leugnen.
    »Ja?«, sagte sie.
    »Ich wollte eigentlich zu D.I. Templer.«
    Murchie legte ihren Stift beiseite und nahm die Lesebrille ab, die an einer Schnur um ihren Hals hing. »Sie ist versetzt worden«, sagte sie. »Nach Dunfermline, glaube ich.«
    »Dunfermline? Was macht sie denn da?«
    »Hat soweit ich weiß mit Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu tun. Möchten Sie Inspector Templer dienstlich sprechen?«
    »Nein, ich … ich kam zufällig vorbei und … Schon gut.« Er ging rückwärts wieder hinaus.
    D.I. Murchie verzog den Mund und setzte sich die Brille auf. Rebus ging nach oben und fühlte sich schlechter als zuvor.
    Den Rest des Vormittags verbrachte er damit, darauf zu warten, dass etwas passierte. Aber es passierte nichts. Alle hielten Abstand, selbst Smylie. Und dann klingelte das Telefon auf Smylies Schreibtisch, und es war für ihn.
    »Chief Inspector Lauderdale«, sagte Smylie und reichte ihm den Hörer.
    »Hallo?«
    »Wie ich höre, hat man Sie uns weggeangelt.«
    »Irgendwie, Sir.«
    »Gut, dann sagen Sie denen, dass ich Sie mir zurückzuangeln gedenke.«
    Ich bin verdammt noch mal kein Lachs, dachte

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