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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Gretchenfrage gestellt?«
    »Sie meinen nach diesem ganzen Orangistenkram in Billys Zimmer? Ja, hab ich. Sie hat bloß die Schultern gezuckt, als wär das nichts Besonderes.«
    »Das ist auch nichts Besonderes. Es gibt Hunderte von Leuten mit der gleichen Fahne, den gleichen Musikkassetten. Herrgott, ich hab sie selbst gesehen.«
    Und das war die Wahrheit. Er hatte sie aus nächster Nähe erlebt, und nicht nur als Junge, als er Betrunkene gehört hatte, die auf dem Heimweg den »Sash«, ein protestantisches Moralund Kampflied, grölten, sondern auch kürzlich. Er hatte vor einem knappen Monat, am Wochenende vor dem zwölften Juli, seinen Bruder in Fife besucht. In Cowdenbeath hatte ein Orangistenmarsch stattgefunden. Der Pub, in dem er und sein Bruder sich trafen, schien den Tanzsaal im ersten Stock einer Horde dieser Demonstranten zur Verfügung gestellt zu haben. Man hörte Trommeln, insbesondere das Dröhnen der riesigen lambegs , Flöten und penny-whistles , immer wiederkehrende misstönende Refrains. Sie waren aus Neugier nach oben gegangen, gerade als das Ganze sich dem krönenden Abschluss näherte. Ein Dutzend billige Blechflöten waren dabei, »God Save the Queen« zu massakrieren.
    Und etliche der Jugendlichen, die mit schweißnasser Stirn und offenem Hemd mitgrölten, hatten den rechten Arm nach vorn gestreckt. Zum Nazigruß.
    »Sonst nichts?«, fragte er. Clarke schüttelte den Kopf. »Über die Tätowierung wusste sie nichts?«
    »Sie meint, die muss er sich irgendwann im letzten Jahr zugelegt haben.«
    »Na ja, das ist doch schon mal interessant. Das bedeutet, dass wir es nicht mit irgendeiner früheren Gang oder alten Flamme zu tun haben. SaS ist etwas, was in seiner jüngsten Vergangenheit eine Rolle gespielt hat. Was ist mit Nemo?«
    »Dazu fiel ihr überhaupt nichts ein.«
    »Ich hab gerade mit Cafferty gesprochen. Ihm fiel bei SaS durchaus etwas ein. Nehmen wir uns seine Akte vor, mal sehen, ob wir darin einen Hinweis finden.«
    » Jetzt ?«
    »Wir können ja wenigstens anfangen. Übrigens, erinnern Sie sich an die Karte, die er mir geschickt hatte?« Clarke nickte. »Was war da drauf?«
    »Das Bild eines Schweins in seinem Koben.«
    »Und der Text?«
    »Da war überhaupt keiner«, sagte sie.
    Auf dem Weg zu Patience hielt er am Videoshop und lieh ein paar Filme aus. Es war der einzige Videoladen in der Nähe, den er noch nicht einmal zusammen mit der Sitte oder dem Wettbewerbsschutz nach Porno und Splatter und Raubkopien verschiedenen Inhalts auf den Kopf gestellt hatte. Der Besitzer war ein väterlicher Typ mittleren Alters, der einem gern verriet, ob eine Komödie besonders gut war oder ein bestimmter Actionfilm sich als etwas zu hart »für die Damen« erweisen könnte. Rebus’ Wahl – Terminator 2 und All About Eve – nahm er kommentarlos hin. Patience hatte allerdings durchaus etwas dazu zu sagen.
    »Großartig«, sagte sie, womit sie das Gegenteil meinte.
    »Was ist denn los?«
    »Du hasst alte Filme, und ich hasse Gewalt.«
    Rebus sah sich den Schwarzenegger an. »Der ist doch noch nicht mal ab achtzehn. Und wer sagt überhaupt, dass ich keine alten Filme mag?«
    »Was ist dein Lieblings-Schwarzweißfilm?«
    »Da gibt’s Hunderte.«
    »Nenn mir fünf. Nein, drei, und sag nicht, ich wär nicht fair.«
    Er starrte sie an. Sie standen sich im Wohnzimmer gegenüber. Rebus noch immer mit den Videos in den Händen, Patience mit verschränkten Armen und kerzengerade aufgerichtet. Er wusste, dass sie wahrscheinlich seinen Whiskyatem roch, selbst wenn er den Mund geschlossen hielt und durch die Nase atmete. Es war so still, dass er die Katze hören konnte, die sich irgendwo hinter dem Sofa putzte.
    »Worum geht’s bei dem Streit eigentlich?«, fragte er.
    Darauf war sie vorbereitet. »Um Rücksichtnahme, wie üblich. Nämlich um deinen vollkommenen Mangel daran.«
    » Ben Hur .«
    »Farbe.«
    »Gut, dann diesen Gerichtsfilm mit James Stewart.« Sie nickte. »Und diesen anderen mit Orson Welles und der Mandoline.«
    »Das war eine Zither.«
    »Scheiße«, sagte Rebus, schmiss die Videos hin und verließ das Haus.
    Millie Docherty musste eine gute Stunde warten, bis Murdock eingeschlafen war. Sie verbrachte diese Stunde damit, zuerst über die Fragen nachzudenken, die die Polizei ihnen beiden gestellt hatte, und dann über die guten und schlechten Zeiten ihres Lebens. Sie rief Murdocks Namen. Seine Atmung blieb gleichmäßig. Sie schlüpfte aus dem Bett und ging barfuß zu Billys Zimmer. Sie

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