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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Erfahrung hatten, waren sie doch nicht blöd. Sie wussten, wo sie sich befanden und wie ihre Chancen standen. Also lächelte er einfach, die Beine leicht gespreizt, die Arme schlaff herunterhängend, die Friedfertigkeit in Person.
    Er schien einen Dialog mit einem aus der Gruppe zu führen, einem Typen mit einer Jeansjacke ohne Hemd darunter.
    Er trug schwarze Bikerstiefel mit kantiger Spitze, Riemen und einer runden Silberschnalle. Dem Beamten hatte dieser Stil schon immer gefallen, er hatte sogar in Erwägung gezogen, sich selbst ein Paar von den Dingern zuzulegen, nur fürs Wochenende.
    Anschließend hätte er vielleicht angefangen, auf die dazugehörige Maschine zu sparen.
    » Brauchen wir einen Durchsuchungsbefehl?«, fragte er.
    »Man hat uns wegen einer Ruhestörung gerufen, Tür sperrangelweit offen, niemand, der uns den Eintritt verwehrt hätte. Außerdem ist das ein Gemeindezentrum. Es gibt Regeln und Bestimmungen. Genehmigungen müssen beantragt und bewilligt werden. Habt ihr eine Genehmigung für diese … Soiree?«
    »Swaah-reh?«, sagte der Jüngling zu seinen Kumpanen.
    »Hört euch die versiffte Scheiße an! Swaah-rrreh!« Und er kam auf die zwei Uniformierten zustolziert, als führte er irgendeinen alten Tanz auf. »Ist das ein unanständiges Wort?
    Etwas, was ich nicht verstehen soll? Ihr seid hier auf fremdem Territorium. Das hier ist das Gar-B, und wir veranstalten unser eigenes klitzekleines Festival, da keiner sich die Mühe gemacht hat, uns zum anderen einzuladen. Ihr seid jetzt nicht in der realen Welt. Ihr solltet besser aufpassen.« Der erste Beamte konnte Alkohol riechen, wie aus einem Chemielabor oder einem Sprechzimmer: Gin, Wodka, wei- ßen Rum.
    »Schau«, sagte er, »es muss jemanden geben, der hier den Laden schmeißt, und das bist nicht du.«
    »Warum nicht?«
    »Weil du ein rotznäsiges kleines Arschloch bist.«
    Plötzlich war es totenstill im Saal. Der andere Beamte hatte gesprochen, und jetzt schluckte sein Partner und bemühte sich, ihn nicht anzusehen, seine ganze Aufmerksamkeit auf die Jeansjacke gerichtet zu halten. Jeansjacke dachte nach, tippte sich dabei mit einem Finger auf die Lippen.
    »Hmm«, sagte er schließlich nickend. »Interessant.« Er drehte sich um und ging wieder auf die Gruppe zu. Er schien dabei mit dem Hintern zu wackeln. Dann beugte er sich hinunter, als wollte er sich einen Schnürsenkel zubinden, und furzte genüsslich. Er richtete sich wieder auf, während seine Gang sich über den Gag amüsierte und erst aufhörte zu lachen, als Jeansjacke erneut das Wort ergriff.
    »Nun, meine Herren«, sagte er, »wir sind sowieso gerade beim Zusammenpacken.« Er mimte ein Gähnen. »Es ist weit über Kinderbettzeit, und wir möchten gern nach Haus. Wenn Sie gestatten.« Er spreizte die Arme vor ihnen, deutete sogar eine kleine Verbeugung an.
    »Ich möchte –«
    »Das wird das Beste sein.« Der erste Beamte berührte seinen Partner am Arm und wandte sich zur Tür. Sie würden rausgehen. Und sobald sie draußen waren, würde er mit seinem Partner ein paar Takte reden, so viel war mal sicher. »Also gut, Jungs«, sagte Jeansjacke, »Zeit, aufzuräumen.
    Für den Anfang muss das hier irgendwo hin.«
    Die Constables hatten schon fast die Tür erreicht, als der Ghettoblaster ihnen ohne jede Vorwarnung von hinten gegen den Schädel knallte.
9
    Rebus hörte darüber in den Morgennachrichten. Das Radio schaltete sich um sechs Uhr fünfundzwanzig ein, und da kam’s. Schlagartig war er aus dem Bett und in seinen Sachen. Patience versuchte noch immer wach zu werden, als er einen Becher Tee auf den Nachttisch stellte und ihr einen Kuss auf die Wange drückte.
    » Reporter des Satans und Casablanca «, sagte er. Dann war er aus dem Haus und im Auto.
    In der Polizeiwache Drylaw hatte die Tagesschicht noch nicht angefangen, so dass er die Informationen aus erster Hand erhielt. Drylaw, eine eher kleine Wache, hatte aus der ganzen Umgebung Verstärkung angefordert, und was als ein tätlicher Angriff auf zwei Polizeibeamte begonnen hatte, war zu einem Miniaturaufstand geworden. Pkws waren demoliert, Fenster eingeschlagen worden. Ein Geschäft war gestürmt und (wenn man dem Eigentümer Glauben schenken konnte) geplündert worden. Fünf Beamte, darunter die beiden, die ein Hi-Fi-Gerät an den Kopf gekriegt hatten, waren verletzt. Die zwei Constables waren mit knapper Not aus dem Gar-B entkommen.
    »Das war wie in Scheiß-Mordirland«, sagte ein Veteran. Oder Brixton, dachte Rebus,

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