Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
oder Newcastle oder Toxteth …
    Jetzt berichtete auch das Fernsehen darüber, und es wurde über das harte Eingreifen der Polizei diskutiert. Peter Cave wurde draußen vor dem Jugendklub interviewt und erklärte, er sei der organisatorische Kopf der Party gewesen.
    »Aber ich musste früh weg, ich hatte das Gefühl, ich bekomm eine Grippe oder so was.« Zum Beweis putzte er sich die Nase.
    »Auch noch zur Frühstückszeit«, beschwerte sich jemand neben Rebus.
    »Mir ist klar«, fuhr Cave fort, »dass ich bis zu einem gewissen Grad für die Ereignisse mitverantwortlich bin.«
    »Na, ist ja großartig.«
    Rebus lächelte und dachte: Wir Polizisten haben die Ironie erfunden, wir leben nach ihren Gesetzen.
    »Aber«, sagte Cave, »es gibt noch Fragen, die beantwortet werden müssen. Die Polizei scheint zu glauben, dass sie besser mit Einschüchterung als mit dem Gesetz fährt. Ich habe mit einem Dutzend Jugendlichen gesprochen, die letzte Nacht im Klub waren, und sie haben mir alle dasselbe gesagt.«
    »Na, so eine Überraschung.«
    »Nämlich dass die zwei beteiligten Polizeibeamten sich verbale und tätliche Einschüchterungsversuche haben zuschulden kommen lassen.«
    Der Reporter ließ Cave ausreden und fragte dann: »Und was sagen Sie, Mr. Cave, den Anwohnern, die behaupten, der Jugendklub sei lediglich ein Treff für gewaltbereite Heranwachsende aus der Siedlung?«
    Heranwachsende – das fand Rebus gut.
    Cave schüttelte nachdrücklich den Kopf. Die Kamera war jetzt nah an ihn herangefahren. »Ich sage: Blödsinn.« Und er putzte sich wieder die Nase. Klugerweise gab der Reporter zurück ins Studio.
    Zu guter Letzt waren der Polizei fünf Festnahmen gelungen. Die Jugendlichen waren nach Drylaw geschafft worden. Keine Stunde später hatte sich draußen ein Mob aus dem Gar-B versammelt, der lautstark deren Freilassung forderte. Weitere Ziegelsteine flogen, weitere Scheiben gingen zu Bruch, bis ein massiver Polizeieinsatz den Menschenauflauf zerstreute. Den Rest der Nacht waren Wagen und Fußstreifen durch Drylaw und Gar-B patrouilliert. Drau- ßen lagen noch immer Ziegelsteine und Glasscherben herum. Drinnen sahen ein paar der beteiligten Beamten ziemlich mitgenommen aus.
    Rebus schaute bei den fünf Jugendlichen vorbei. Sie hatten ramponierte Gesichter und bandagierte Hände. Das Blut war zu einer Kruste geronnen; sie hatten es so gelassen, trugen es wie eine Kriegsbemalung, einen Orden.
    »Guckt«, sagte einer von ihnen zu den anderen, »das ist der Scheißer, der Pete eine reingehauen hat.«
    »Red weiter, und du bist der Nächste.«
    »Ich mach mir schon in die Hose.«
    Die Polizei hatte eine Videokamera auf die Krawallmacher draußen vor der Wache gerichtet. Die Bildqualität war schlecht, aber nachdem er sich das Band ein paar Mal angeschaut hatte, erkannte Rebus, dass einer der Steinewerfer, dessen Gesicht mit einem Fußballschal vermummt war, eine offene Jeansjacke und kein Hemd darunter trug.
    Er trieb sich noch ein bisschen in der Wache herum, dann setzte er sich in sein Auto und fuhr zum Gar-B. Es sah nicht viel anders aus als sonst. Glasscherben auf der Straße, sprödes Knirschen unter den Reifen. Aber die Geschäfte hatten sich in Festungen verwandelt: Maschendraht, Metall-Rollläden. Vorhängeschlösser, Alarmanlagen. Die Möchtegernplünderer waren eine Zeit lang mit einem kurzgeschlossenen Cortina die Hauptstraße raufund runtergedüst und hatten ihn dann frontal in den am wenigsten geschützten Laden, einen Mister Minit, krachen lassen. Drinnen hatte sich der hauseigene Sicherheitsdienst, ein deutscher Schäferhund, ins Getümmel gestürzt, war aber schon bald darauf abgeschmettert und in die Flucht geschlagen worden. Soweit man wusste, streifte er noch immer durch Feld und Flur.
    An ein paar Erdgeschosswohnungen wurden gerade die eingeschlagenen Fenster mit Brettern vernagelt. Vielleicht war der Anruf aus einer von ihnen gekommen. Rebus machte dem Anrufer keine Vorwürfe; Vorwürfe machte er den zwei Beamten. Nein, das war nicht fair. Was hätte er an deren Stelle getan? Ja, genau. Und es hätte noch bedeutend mehr Ärger gegeben, wenn er …
    Er hielt gar nicht erst an. Er hätte ja doch nur den anderen Gaffern und den Journalisten im Weg gestanden. Jetzt, wo die IRA-Story auf der Stelle trat, wimmelte es hier von Reportern. Außerdem wusste er, dass er im Gar-B nicht gerade zu den beliebtesten Touristen zählte. Die Beamten hätten zwar nicht mit Sicherheit sagen können, wer den Ghettoblaster

Weitere Kostenlose Bücher