Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
den Witz nicht zu erklären. Sie brachte ein müdes Lächeln zustande. »Den kannten Sie wohl schon, wie?«, fragte er und setzte sich neben sie.
    »Und jeder, der das sagt, bildet sich ein, er hätte es gerade erst erfunden. Cheers.«
    »Ja, sláinte .«
    » Sláinte . Sprechen Sie Gälisch?«
    »Nur ein paar Worte.«
    »Ich habe es vor ein paar Jahren gelernt, aber das meiste schon wieder vergessen.«
    »Ach, nützt ja sowieso nicht viel, oder?«
    »Es wär Ihnen also egal, wenn es aussterben würde?«
    »Das hab ich nicht gesagt.«
    »Ich dachte, das hätten Sie gerade.«
    Rebus nahm einen Schluck von seinem Drink. »Bloß keine Diskussion mit einer Anwältin anfangen.«
    Sie lächelte und steckte sich eine Zigarette an. Rebus lehnte dankend ab.
    »Erzählen Sie mir nicht«, sagte er, »dass Sie nachts noch immer Mary King’s Close vor sich sehen!«
    Sie nickte langsam. »Und tagsüber auch, ich krieg’s einfach nicht aus dem Kopf.«
    »Dann versuchen Sie es gar nicht erst. Legen Sie es einfach zu den Akten, mehr können Sie nicht tun. Gestehen Sie sich ein, es ist passiert, Sie waren da, und dann legen Sie es ab. Sie werden es nicht vergessen, aber Sie werden auch nicht mehr ständig darüber nachgrübeln.«
    »Polizeipsychologie?«
    »Gesunder Menschenverstand, mühsam erworben. Waren Sie deswegen so aus dem Häuschen wegen der lateinischen Inschrift?«
    »Ja, ich dachte, ich sei … involviert .«
    »Involviert werden Sie sein, wenn wir irgendwann die Arschlöcher erwischen. Dann wird es Ihre Aufgabe sein, sie hinter Gitter zu bringen.«
    »Vermutlich, ja.«
    »Bis es so weit ist, überlassen Sie die Sache uns.«
    »Ja, versprochen.«
    »Aber es tut mir Leid, ich meine, dass Sie es sehen mussten. Typisch Curt, Sie da mit runterzuschleifen. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Sind Sie und er …?«
    Ihr Schrei gellte durch die ganze Bar. »Sie glauben doch nicht etwa …? Wir sind nur Bekannte. Er hatte eine Eintrittskarte übrig, ich war zufällig gerade verfügbar. Himmel Herrgott, Sie glauben, ich könnte … mit einem Pathologen ?«
    »Das sind, anders lautenden Gerüchten zum Trotz, auch Menschen.«
    »Ja, aber er ist zwanzig Jahre älter als ich.«
    »Das ist nicht immer ein Hinderungsgrund.«
    »Die bloße Vorstellung, diese Hände auf mir …« Sie erschauderte und trank einen Schluck von ihrer Limonade. »Was haben Sie vorhin von einem Schild gesagt?«
    Er schüttelte den Kopf. Er sah einen Schild vor sich, und zu einem Schild gehörte immer ein Schwert. With sword and shield , das war eine Zeile aus einem Orangisten-Lied. Er knallte mit der Faust so fest auf den Tisch, dass Caroline Rattray erschrocken zusammenfuhr.
    »Habe ich was Falsches gesagt?«
    »Caroline, Sie sind ein Genie! Ich muss weg.« Er stand auf und ging am Tresen vorbei, dann blieb er stehen, ging wieder zurück, nahm ihre Hand und hielt sie fest. »Ich ruf Sie an«, versprach er. Dann: »Wenn’s Ihnen recht ist.«
    Er wartete, bis sie genickt hatte, dann drehte er sich wieder um und verschwand. Sie trank ihre Limonade aus, rauchte noch eine Zigarette und drückte sie im Aschenbecher aus. Seine Hand war heiß gewesen, ganz und gar nicht wie die eines Pathologen. Der Barkeeper kam, um den Aschenbecher in einen Eimer auszuleeren und den Tisch abzuwischen.
    »Wieder mal auf der Pirsch, wie ich sehe«, sagte er leise.
    »Sie wissen zu viel über mich, Dougie.«
    »Ich weiß zu viel über jeden, Schätzchen«, entgegnete Dougie, nahm die zwei Gläser und ging damit zur Theke.
    Einige Monate zuvor hatte sich Rebus mit einem Bekannten namens Matthew Vanderhyde unterhalten. Ihr Gespräch hatte sich um einen anderen Fall gedreht, einen Fall, in den, wie sich später herausstellte, Big Ger Cafferty verwickelt gewesen war, und ziemlich zusammenhangslos hatte Vanderhyde, der seit vielen Jahren blind war und den Ruf eines Magiers genoss, eine Splittergruppe der Scottish National Party erwähnt. Diese Gruppe hatte »Sword and Shield« geheißen und war Ende der Fünfzigerund Anfang der Sechzigerjahre aktiv gewesen.
    Aber wie ein Anruf bei Vanderhyde ergab, hatte Sword and Shield um die gleiche Zeit aufgehört zu existieren, als die Rolling Stones ihr erstes Album herausbrachten. Und außerdem war die Gruppe nie unter der Abkürzung »SaS« bekannt gewesen.
    »Ich bin mir zwar ziemlich sicher«, sagte Vanderhyde, und Rebus konnte sich ihn in seinem Wohnzimmer vorstellen, wie er bei zugezogenen Vorhängen mit dem Schnurlostelefon

Weitere Kostenlose Bücher