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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sie.
    » Nemo me impune lacessit .« Er wandte sich zu ihr. »Ist nie mein Lieblingsfach gewesen.«
    »Vielleicht kennen Sie es eher in der schottischen Fassung: Wha daur meddle wi’ me ? – ›Wer wagt ’s, sich mit mir anzulegen?‹ Es ist die Devise von Schottland oder, besser gesagt, die Devise der Könige von Schottland.«
    »Ist ein Weilchen her, dass wir welche hatten.«
    » Und des Distelordens. Der macht einen irgendwie zum Leibritter des Monarchen, bloß dass der immer nur an verkalkte alte Knacker verliehen wird. Setzen Sie sich.« Sie führte ihn wieder zur Bank, auf der er vorher gesessen hatte. Sie hatte Akten bei sich, die sie auf den Boden legte statt auf die Bank, obwohl da Platz genug gewesen wäre. Dann schenkte sie ihm ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Rebus schwieg, also lächelte sie noch einmal und neigte den Kopf dabei leicht zur Seite. »Begreifen Sie nicht?«
    » Nemo «, riet er.
    »Ja! Lateinisch für ›niemand‹.«
    »Das wissen wir bereits, Miss Rattray. Außerdem eine Romanfigur bei Jules Verne und bei Dickens, außerdem ergeben die Buchstaben, von hinten gelesen, das Wort ›Omen‹. Aber bringt uns das einen Schritt weiter? Ich meine, versuchte das Opfer uns zu sagen, dass es von niemandem ermordet wurde?«
    Ihre Schultern wurden schlaff, als habe ihr jemand einen Stich versetzt.
    »Es könnte was dran sein«, lenkte er ein. »Aber es ist schwer zu sagen, was.«
    »Ich verstehe.«
    »Das hätten Sie mir doch auch am Telefon mitteilen können.«
    »Ja, hätte ich.« Sie richtete sich wieder auf. »Aber ich wollte Sie persönlich sprechen.«
    »Glauben Sie, der Distelorden hat sich zusammengerottet und Billy Cunningham ermordet?« Sie fixierte ihn wieder, jetzt ohne zu lächeln. Er löste sich von ihrem Blick und starrte an ihr vorbei auf das bemalte Fenster. »Was macht die Strafverfolgung?«
    »Nicht viel los heute«, entgegnete sie. »Wie man hört, ist der Vater des Opfers ein verurteilter Mörder. Besteht irgendein Zusammenhang?«
    »Vielleicht.«
    »Noch kein konkretes Motiv?«
    »Nichts.« Je länger Rebus auf die Wappen starrte, desto mehr konzentrierte sich seine Aufmerksamkeit auf das mittlere Bild. Es war eindeutig ein Schild. » The Shield «, sagte er zu sich.
    »Bitte?«
    »Nichts, es ist bloß …« Er wandte sich wieder ihr zu. In ihrem Gesicht lag ein hoffnungsvoller Ausdruck. »Miss Rattray«, sagte er, »haben Sie mich herbestellt, um mich anzumachen?«
    Sie starrte ihn entsetzt an und errötete – nicht nur an den Wangen, sondern auch an Stirn und Kinn, und sogar ihr Hals verfärbte sich. »Inspector Rebus!«, brachte sie schließlich hervor.
    »Tut mir Leid, tut mir Leid.« Er senkte den Kopf und hob die Hände. »Tut mir Leid, dass ich das gesagt habe.«
    »Na ja, ich weiß nicht …« Sie sah sich um. »Ich werde nicht jeden Tag angeklagt, einen Mann … na, was auch immer. Ich glaube, ich brauche einen Drink.« Dann, wieder mit ihrer normalen Stimme: »Ich finde, Sie sollten mir einen spendieren, meinen Sie nicht auch?«
    Sie schlängelten sich durch das Gedränge von Flugblattverteilern, Pantomimen und Clowns auf Stelzen, die die High Street bevölkerten, bogen in eine dunkle Gasse ein, stiegen ein paar abgetretene Steinstufen hinunter und waren in Caro Rattrays Lieblingsbar.
    »Ich hasse diese Zeit des Jahres«, sagte sie. »Es ist immer so ein Theater, zur Arbeit und wieder nach Haus zu kommen. Und was Parkplätze angeht …«
    »Ja, das Leben ist hart.«
    Sie ging an einen Tisch, während Rebus die Drinks an der Bar bestellte. Sie hatte ein paar Minuten gebraucht, um aus dem Talar zu steigen und die Perücke abzulegen und sich die Haare zu bürsten, aber die düstere Kleidung, die sie darunter trug – das durch vereinzelte Tupfer von Weiß noch akzentuierte Schwarz –, wies sie in dieser Anwaltskneipe noch immer unverkennbar als Anwältin aus.
    Das Lokal wies mit die niedrigste Decke auf, die Rebus je in einem Pub gesehen hatte. Als er darüber nachdachte, wurde ihm bewusst, dass sie sich fast unmittelbar über ein paar der Geschäfte befinden mussten, die von Mary King’s Close abgingen. Bei dem Gedanken änderte er seine Bestellung.
    »Machen Sie den Whisky lieber zweistöckig.« Aber er goss eine Menge Wasser hinein.
    Caroline Rattray hatte Limonade mit viel Eis und Zitrone bestellt. Als Rebus ihr Glas auf den Tisch stellte, lachte er.
    »Was ist so komisch?«
    Er schüttelte den Kopf. »Anwalt plus Limonade ergibt einen Snowball.« Er brauchte ihr

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