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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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ihn hinterlassen. Also gab Rebus, als er in St. Leonard’s ankam, schließlich nach und rief zurück.
    »Es ist nicht allzu gut gelaufen, Pater«, sagte er lahm. »Dann hat Gott es so gewollt.«
    »Ich wusste, dass Sie das sagen würden.« In dem Moment sah er Siobhan Clarke mit langen Schritten auf sich zukommen. Sie hielt beide Daumen in die Höhe und strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
    »Ich muss Schluss machen, Pater. Sprechen Sie eins für mich.«
    »Tu ich das nicht immer?«
    Rebus legte auf. »Was haben Sie rausgefunden?«
    »Cafferty«, sagte sie und warf die Akte auf seinen Schreibtisch. »Vor Ewigkeiten begraben.« Sie zog ein Blatt heraus und reichte es ihm. Rebus las es rasch durch.
    Ja, begraben, weil es nur ein Verdacht gewesen war, einer von hunderten, die im Lauf der Jahre im Zusammenhang mit Cafferty aufgetreten waren und die die Polizei nie hatte erhärten können.
    »Geldwäsche«, sagte er.
    »Für die Ulster Volunteer Force.«
    Cafferty hatte mit einem Glasgower Ganoven namens Jinky Johnson eine unheilige Allianz geschlossen und gemeinsam mit ihm im Auftrag der UVF schmutziges Geld in sauberes verwandelt. Dann verschwand Johnson. Gerüchten zufolge sollte er sich entweder mit dem ganzen Geld der UVF abgesetzt oder aber gelegentlich was davon für sich abgezweigt haben und irgendwann erwischt und beseitigt worden sein. Jedenfalls stieg Cafferty aus dem Geschäft aus.
    »Was denken Sie?«, fragte Clarke.
    »Das bringt Cafferty mit den protestantischen Paramilitärs in Verbindung.«
    »Und wenn die dachten, dass er über Johnson Bescheid gewusst hatte, dürften sie ihm nicht die freundlichsten Gefühle entgegengebracht haben.«
    Aber Rebus hatte wegen der zeitlichen Dimensionen seine Zweifel. »Die würden kaum zehn Jahre warten, um sich zu rächen. Andererseits wusste Cafferty, wofür ›SaS‹ stand. Er hat davon gehört.«
    »Eine neue Terrorgruppe?«
    »Ich denke, ja. Und die ist hier in Edinburgh aktiv.« Er sah zu Clarke auf. »Und wenn wir nicht aufpassen, werden Caffertys Leute sie vor uns erwischen.« Dann lächelte er.
    »Sie klingen nicht übermäßig besorgt.«
    »Die bloße Vorstellung geht mir dermaßen an die Nieren, dass ich Ihnen einen Drink spendieren muss.«
    »Gebongt«, sagte Siobhan Clarke.
    Auf der Heimfahrt roch er die Zigarettenund Alkoholdünste, die von seiner Kleidung aufstiegen. Weitere Munition für Patience. Mist, diese Videos mussten auch zurück. Sie hatte das bestimmt nicht getan, das war seine Sache. Er würde für einen weiteren Tag zahlen müssen und hatte sich die Scheißdinger noch nicht mal angesehen.
    Um das Unvermeidliche hinauszuschieben, hielt er an einem Pub. Viel kleinere als die Oxford Bar gab es zwar nicht, aber der Ox schaffte es gleichzeitig, auch gemütlich zu sein. An den meisten Abenden herrschte Partystimmung oder gab’s zumindest ein paar amüsante Sprüche zu hören. Und natürlich gab es da auch Doppelstöckige. Er trank einen einzigen, fuhr dann weiter zu Patience’ Wohnung und parkte an der gewohnten Stelle neben dem Benz Cabrio. Auf der Queensferry Road versuchte jemand gerade, »Tie a Yellow Ribbon« zu singen. Oben zeichneten sich die schwarzen Silhouetten der schornsteinstarrenden Dächer der Mietshäuser im orangefarbenen Licht der Laternen ab. Die warme Luft roch leicht nach Brauerei.
    »Rebus?«
    Es war noch nicht ganz dunkel. Rebus hatte den Mann, der auf der anderen Straßenseite wartete, schon gesehen. Jetzt kam er auf ihn zu, die Hände tief in den Jackentaschen vergraben. Rebus straffte sich. Der Mann bemerkte seine veränderte Haltung und zog die Hände heraus, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war.
    »Nur auf ein Wort«, begann der Mann.
    »Worüber?«
    »Mr. Cafferty fragt sich, wie die Dinge so laufen.«
    Rebus betrachtete den Mann genauer. Er sah aus wie ein Wiesel mit schadhaften Zähnen, und der ständig offene Mund war entweder als hämisches Grinsen zu interpretieren oder deutete auf ein medizinisches Problem hin. Er atmete mehrmals keuchend ein und aus. Dabei verströmte er einen Geruch, über den Rebus lieber nicht so genau nachdachte.
    »Scharf auf gesiebte Luft, Kumpel?«
    Der Mann grinste und zeigte wieder die Zähne. Aus der Nähe sah Rebus jetzt, dass sie von Nikotin so braun gefärbt waren, dass sie aus Holz hätten sein können.
    »Wie lautet die Anschuldigung?«, fragte das Wiesel.
    Rebus musterte ihn von oben bis unten. »Für den Anfang Erregung öffentlichen Ärgernisses. Man hätte dich in deinem Käfig

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