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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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nicht die leiseste Ahnung, was der ›Shield‹ ist «, konterte Rebus. »Von welchem Pub reden wir eigentlich?«
    »Dem Dell.«
    Jetzt war es an Rebus, die Stirn zu runzeln. »Direkt beim Garibaldi Estate?«
    »Genau.«
    »Wir hatten da ein wenig Ärger.«
    »Ja, hab ich gehört.«
    Rebus wandte sich an Kilpatrick. »Wozu brauchen Sie den Laster?«
    »Für den Fall, dass wir ein Scheingeschäft durchziehen können.«
    »Wie viel Zeit geben Sie der Sache noch?«
    Calumn zuckte die Schultern. Seine Augen waren dunkel und müde. Er fuhr sich mit der Hand durch das ungekämmte Haar, dann über das unrasierte Gesicht.
    »Man sieht es Ihnen an, dass das der reinste Urlaub für Sie gewesen ist«, sagte Rebus. Er wusste, dass der Plan auf dem Mist der Gebrüder Smylie gewachsen sein musste. Kilpatricks Rolle in der Sache war dagegen weniger klar.
    »Noch besser«, sagte Calumn.
    »Wie das?«
    »Bei diesem Urlaub brauche ich keine Ansichtskarten zu verschicken.«
    Nicht viele kennen das Parliament House, Sitz des High Court of Justiciary, des Obersten Gerichts für Strafsachen in Schottland. Draußen sind nur wenige Schilder oder Hinweistafeln angebracht, und das Gebäude selbst liegt hinter der St. Giles Cathedral versteckt, von ihr durch einen kleinen anonymen Parkplatz getrennt, auf dem immer ein paar Jaguars und BMWs stehen. Von den vielen Türen, mit denen sich der ankommende Besucher konfrontiert sieht, ist normalerweise nur eine geöffnet. Das ist der offizielle Eingang, und er führt in die Parliament Hall, von der zwei Lesesäle abgehen: die Signet und die Advocates Library.
    Es gab insgesamt vierzehn Gerichte, und Rebus schätzte, dass er im Lauf der Jahre schon in allen gewesen war. Er setzte sich auf eine der langen Holzbänke. Die Anwälte um ihn herum trugen dunkle Nadelstreifenanzüge, weiße Hemden mit Stehkragen und weißer Fliege, graue Perücken und lange schwarze Talare, wie sie früher seine Lehrer anhatten. Die Anwälte redeten entweder mit Klienten oder miteinander. Wenn miteinander, kam es durchaus vor, dass sie die Stimme erhoben, sich vielleicht sogar einen Witz erzählten. Aber mit ihren Klienten waren sie vorsichtiger. Eine gut angezogene Frau nickte, während ihr Advokat leise auf sie einredete und sich dabei bemühte, die vielen Akten unter seinem Arm daran zu hindern, sich selbstständig zu machen.
    Rebus wusste, dass unter dem großen Buntglasfenster zwei von alten Holzkisten gesäumte Korridore begannen. Der erste Korridor wurde sogar »Box Corridor« genannt. Auf jeder Kiste stand der Name eines Anwalts, und jede hatte einen Schiebedeckel, aber die meisten von ihnen blieben praktisch immer offen. Hier warteten Dokumente darauf, abgeholt und gelesen zu werden. Rebus hatte sich schon wiederholt über die Offenheit des Systems gewundert, die jede Möglichkeit zu Diebstahl und Spionage bot. Aber es war nie ein Fall von Diebstahl gemeldet worden, und Wachen waren ohnehin nie weit entfernt. Jetzt stand er auf und schlenderte hinüber zum farbigen Fenster. Ihm war klar, dass es sich bei dem dargestellten König um Jakob V. handelte, aber was den ganzen Rest anbelangte, die vielen Gestalten und Wappen, war er sich nicht so sicher. Zu seiner Rechten konnte er hinter einer verglasten hölzernen Schwingtür in die Lektüre von Büchern vertiefte Anwälte sehen. Auf der Glasscheibe stand in Goldlettern PRIVATZIMMER geschrieben.
    Er kannte noch ein Privatzimmer hier ganz in der Nähe. Direkt auf der anderen Seite von St. Giles und ein paar Treppen runter. Billy Cunningham war keine fünfzig Meter vom Obersten Gericht entfernt ermordet worden.
    Als er das Geräusch von Absätzen hörte, die auf ihn zugeklackt kamen, drehte er sich um. Caroline Rattray war in Arbeitskleidung, von den schwarzen Schuhen und Strümpfen bis hinauf zur pudergrauen Perücke.
    »Ich hätte Sie nicht wieder erkannt«, sagte er.
    »Soll ich das als Kompliment auffassen?« Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Dann berührte sie seinen Arm. »Ich sehe, es ist Ihnen schon aufgefallen.« Sie sah hinauf zum farbigen Fenster. »Das königliche Wappen von Schottland.« Jetzt sah auch Rebus nach oben. Unter dem großen Bild befanden sich fünf kleinere quadratische Fenster, die je ein Wappen zeigten. Caroline Rattrays Augen waren auf das mittlere Feld gerichtet. Zwei Einhörner hielten den Schild des roten steigenden Löwen. Darüber standen in einem Streifen die Worte IN DEFENCE und darunter eine lateinische Inschrift. Rebus las

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