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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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ihrer Operationen gingen in die Hose, sie hatten weder die Kampfkraft noch die Beziehungen, noch die internationale Unterstützung, über die die IRA verfügt.
    Neuerdings scheinen sie allerdings besser organisiert zu sein, nicht mehr so ein krasser Gangsterhaufen. Viele Schläger sind aus dem Verkehr gezogen worden … siehe Shankhill Road.«
    »Aber gleichzeitig bewaffnen sie sich«, bemerkte Rebus.
    »Das stimmt«, fügte Smylie hinzu. »Wenn wir sie früher bei uns in flagranti erwischten, fanden wir in der Regel Plastiksprengstoff oder Natriumchlorat, jetzt finden wir Raketenwerfer und panzersprengende Granaten.«
    »Ja, es wird immer professioneller«, pflichtete ihm Yates bei.
    »Aber Sie wissen nicht, warum?«
    »Ich habe Ihnen alle Gründe genannt, die ich kenne.«
    Rebus hatte diesbezüglich zwar seine Zweifel, schwieg aber.
    »Schauen Sie, das ist für uns eine neue Situation«, fuhr Yates fort. »Wir sind gewöhnt, die Provies am Hals zu haben, nicht die Loyalisten. Aber jetzt haben die Kalaschnikows, RPG-7, Splittergranaten, Brownings.«
    »Und Sie nehmen sie ernst?«
    »O ja, Inspector, wir nehmen sie ernst. Das ist auch genau der Grund, weshalb ich wissen möchte, was Sie wissen.«
    »Vielleicht erzählen wir es Ihnen bei einem Bierchen«, sagte Rebus.
    Yates nahm sie mit in die Crown Bar. Beim Europa Hotel auf der anderen Straßenseite waren die meisten Fenster wegen eines weiteren Bombenanschlags mit Brettern vernagelt. Die Bombe hatte auch das Crown beschädigt, aber die Schäden waren hier rasch beseitigt worden. Es war ein gut erhaltener viktorianischer Pub mit Gasbeleuchtung und einer ganzen Wand, die nur aus kleinen Separees bestand, jedes mit einem eigenen Tisch und einer eigenen abschließbaren Tür. Das Interieur erinnerte Rebus an so manche Bar in Edinburgh. Hier trank er allerdings kein heavy , sondern Stout und keinen Whisky, sondern Whiskey.
    »Ich kenne dieses Lokal«, sagte er.
    »Schon mal hier gewesen, wie?«
    »Inspector Rebus«, erklärte Smylie, »hat in Belfast gedient.«
    Und so musste Rebus Yates dann alles erzählen, alles über 1969. Er wurde es einfach nicht los; er spürte noch immer den Druck in seinem Innern. Er erinnerte sich wieder an den republikanischen Klub und daran, wie sie wild um sich schlagend hineingestürmt waren – einige von ihnen mit mehr Begeisterung als andere. Was hätte er gesagt, wenn ihm einer der Männer, die sie damals zusammengeschlagen hatten, über den Weg gelaufen wäre? »Tut mir Leid« kam ihm etwas dürftig vor. Darüber würde er nicht reden, aber er erzählte Yates ein paar andere Geschichten. Reden war okay, auch trinken war okay. Der Gedanke an den Rückflug machte ihm nach zwei Pints und einem Kurzen nicht mehr allzu viel aus. Als sie einige Zeit später in einem indischen Restaurant, in einer separaten Nische weitab von jedem anderen Gast, bei einem frühen Mittagessen saßen, wurde sogar Smylie gesprächig. Aber es war ein rein verbales Armstemmen, ein Vergleichen und Voneinanderabsetzen der zwei Polizeitruppen, ein Fachsimpeln über Mannschaftsstärke, Ausstattung, Anzahl der Festnahmen, Drogenprobleme.
    Wie Yates hervorhob, hatte Nordirland, wenn man vom Terrorismus absah, eine der niedrigsten Verbrechensraten überhaupt – mit Sicherheit jedenfalls, was schwere Straftaten anbelangte. Es gab zwar die üblichen Einbrüche und Autodiebstähle, aber nur wenige Vergewaltigungen und Morde. Selbst die übleren Viertel wurden von den Paramilitärs durch Androhung von Strafen, die weit abschreckender wirkten als bloßes Einsperren, fest an die Kandare genommen.
    Was sie wieder auf Mary King’s Close brachte. Waren sie der Antwort auf die Frage, warum Billy Cunningham gefoltert und ermordet worden war und wer ihn ermordet hatte, um einen Schritt näher gekommen? Die Buchstaben »SaS« auf einem Arm, das Wort »Nemo« auf dem Fußboden, der Stil der Liquidierung und Cunninghams politische Sympathien: Wie reimte sich das alles zusammen?
    Yates redete mittlerweile ein wenig freier, während er Smylie dabei half, die letzten Reste zu vertilgen. Er räumte zwar ein, dass sie bei der RUC keineswegs alles Engel seien (was Rebus und Smylie nicht unbedingt überraschte), meinte aber, beim Ulster Defence Regiment gebe es ein paar Männer, die so von der eigenen Rechtschaffenheit überzeugt seien, dass man sie nur in Begleitung von RUC-Beamten auf Patrouille schicken könne.
    »Sie waren 69 hier, Inspector, da werden Sie sich ja wohl an die B Specials

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