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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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aufgefallen: an der Art, wie Ormiston Smylie von der Seite ansah, ohne dass dieser etwas merkte.
    »Zufällig Paracetamol dabei?«, fragte Rebus.
    »Tut mir Leid.« Und wieder warf er Rebus einen Blick zu, als wollte er ihm etwas mitteilen. Normalerweise war er ein neugieriger Scheißkerl, aber er hatte sie mit keinem Wort nach dem Ergebnis ihrer Reise gefragt. Sogar Smylie fiel das auf.
    »Was ist los, Ormiston? Unter die Trappisten gegangen oder was?«
    Ormiston schwieg noch immer. Er konzentrierte sich aufs Fahren, wodurch Rebus mehr als genug Zeit zum Nachdenken hatte. Er hatte Kilpatrick einiges zu erzählen … und einiges, was er vorläufig lieber für sich behielt.
    Als Ormiston in Fettes hielt, wandte er sich zu Rebus und sagte: »Sie nicht. Der Chief erwartet uns woanders.«
    »Was?«
    Schon halb ausgestiegen, drehte sich Smylie wieder um. »Was ist los?«
    Ormiston schüttelte nur den Kopf. Rebus sah Smylie an. »Na, dann bis später.«
    »Klar, bis später.« Und Smylie stieg aus, was die Stoßdämpfer des Wagens mit Erleichterung zur Kenntnis nahmen. Sobald die Tür zu war, trat Ormiston aufs Gas.
    »Was ist los, Ormiston?«
    »Am besten sagt Ihnen das der Chief persönlich.«
    »Geben Sie mir dann wenigstens einen Tipp.«
    »Ein Mord«, sagte Ormiston und schaltete in den nächsten Gang. »Es hat einen Mord gegeben.«
    Den Tatort hatte man abgeriegelt.
    Es war eine von hohen Mietshäusern gesäumte enge Stra- ße, die St. Stephen Street. Sie besaß von jeher einen etwas zweifelhaften Ruf, was mit ihrer Mischung aus Studentenbuden, Cafés und Trödelläden zusammenhängen mochte. Es gab da mehrere Bars, darunter eine, die hauptsächlich von Bikern frequentiert wurde. Jemand hatte Rebus mal erzählt, die Ex-Velvet-Underground-Diva Nico habe eine Zeit lang in der Straße gewohnt. Es konnte sogar stimmen. Die St. Stephen Street, die die Neustadt mit Raeburn Place verband, war eine ruhige Straße, die es noch immer schaffte, sowohl Charme als auch Schäbigkeit auszustrahlen.
    Die Mietshäuser auf beiden Seiten der Straße verfügten über Untergeschosse, die zu einem großen Teil als Wohnungen mit separatem Eingang und Treppenhaus ausgebaut waren. Patience wohnte in genau so einer Wohnung, keine sieben Minuten zu Fuß von hier entfernt. Rebus stieg vorsichtig die Steinstufen hinunter. Sie waren zum Teil ausgetreten und rutschig. Unten, in einer Art feuchtem Innenhof, hatte der Besitzer oder Mieter der Wohnung versucht, mit Tontöpfen und Blumenampeln einen Miniaturgarten zu schaffen. Aber die meisten Pflanzen waren eingegangen – wahrscheinlich an Lichtmangel oder infolge rüder Behandlung durch die Bauarbeiter. Die ganze Hausfront verschwand hinter einem hohen Baugerüst, das größtenteils mit einer im Wind raschelnden dicken, durchsichtigen Kunststofffolie verhängt war.
    »Fassadenreinigung«, sagte jemand. Rebus nickte. Die Eingangstür der Wohnung ging auf eine getünchte Wand mit zwei Türen hinaus. Rebus wusste, dass sich dahinter unter dem Bürgersteig gegrabene unterirdische Speicherräume verbargen. Patience hatte fast identische Türen, nutzte den Speicherraum aber nicht; die Keller waren zu feucht. Eine der Türen stand offen. Der Boden war fast vollständig mit Moos bedeckt, und ein Beamter von der Spurensicherung füllte gerade etwas davon in einen Beweismittelbeutel.
    Kilpatrick stand dabei und hörte Blackwood zu, der sich mit der linken Hand über die Glatze fuhr und sich ein imaginäres Haar hinter das Ohr strich. Kilpatrick bemerkte Rebus.
    »Hallo, John.«
    »Sir.«
    »Wo ist Smylie?«
    Ormiston kam gerade die Treppe herunter. Rebus nickte in seine Richtung. »Der große Schweigsame da drüben hat ihn an der Zentrale abgesetzt. Also, was soll die ganze Geheimnistuerei?«
    Blackwood antwortete: »Die Wohnung ist seit Monaten auf dem Markt, aber keiner will sie haben. Der Eigentümer beschließt, sie ein bisschen aufzumöbeln, vielleicht klappt es dann eher. Gestern sind die Bauarbeiter gekommen. Heute beschließt einer von ihnen, einen Blick in die Kellerräume zu werfen. Er hat eine Leiche gefunden.«
    »Liegt die schon lange da?«

    Blackwood schüttelte den Kopf. »Obduktion ist heute Abend.«
    »Irgendwelche Tätowierungen?«
    »Keine«, sagte Kilpatrick. »Die Sache ist, John, das war Calumn.« Der Chief Inspector sah aufrichtig bekümmert aus, fast den Tränen nahe. Sein Gesicht hatte alle Farbe verloren und war länger und schlaffer geworden. Er massierte sich die

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