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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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H-Block im nordirischen Maze Prison, Bobby Sands und seinen berühmten Hungerstreik, neuere Sachen, die die IRA verherrlichten und Rache an den loyalistischen Paramilitärs, vor allem UVF und UFF, gelobten. Rebus sah sich durch diese oder ähnliche Straßen patrouillieren, zu einer Zeit, als es mehr Häuser und Passanten gegeben hatte. Er war oft der »Rückendecker« gewesen, was bedeutete, dass er, rückwärts laufend, am Ende der Patrouille ging und das Gewehr auf die Leute gerichtet hielt, an denen sie gerade vorbeigekommen waren: Männer, die zu Boden starrten, Halbwüchsige, die obszöne oder herausfordernde Gesten machten, und Mütter, die Kinderwagen vor sich herschoben. Die Patrouille bewegte sich so vorsichtig wie in einem Dschungel.
    »So, da wären wir«, sagte Yates, »jetzt kommen wir auf protestantisches Territorium.« Weitere bemalte Giebelwände, jetzt mit drei Meter hohen »King Billys« – Wilhelms von Oranien – auf sechs Meter hohen weißen Rossen. Und die billigeren Ausführungen, die Graffiti, die die Anwohner aufforderten, Papst und IRA zu ficken. Die Buchstaben FTP waren überall zu sehen. Erst fünf Minuten vorher hatten sie noch FKB gelautet, »Fuck King Billy«. Die waren eine reine Reflexhandlung, Routine. Aber natürlich waren sie auch mehr als das. Man konnte sie nicht als harmlose Pöbeleien abtun, weil die Menschen, die sie geschrieben hatten, das nicht zulassen würden. Sie fuhren fort, aufeinander zu schießen, einander in die Luft zu sprengen.
    Smylie las einen der Sprüche laut vor. »›Iren raus‹.« Er wandte sich zu Yates. »Was denn? Allesamt?«
    Yates lächelte. »Die Katholiken schreiben ›Truppen raus‹, also schreiben die Protestanten ›Iren raus‹. Sich selbst betrachten sie nicht als Iren, sie sind Briten.« Er sah wieder in den Rückspiegel. »Und sie werden immer gemeingefährlicher, loyalistische Paramilitärs haben im vergangenen Jahr mehr Zivilisten umgebracht als die IRA. Soweit ich weiß, ist das eine absolute Premiere. Die Loyalisten hassen uns jetzt auch.«
    »Wen, uns?«
    »Die RUC. Die waren nicht gerade glücklich, als die UDA, die ›Ulster Defence Association‹ verboten wurde. Euer Mann, Sir Patrick Mayhew, der hat die Lunte in Brand gesteckt.«
    »Ich hab was von Unruhen gelesen.«
    »Erst letzten Monat, hier auf der Shankhill Road und auch anderswo. Sie sagen, wir würden sie schikanieren. Es ist uns eigentlich gar nicht möglich zu gewinnen, oder?«
    »Ich glaube, wir können uns jetzt ein Bild machen«, sagte Smylie, der es eilig hatte, mit der Arbeit zu beginnen. Aber Rebus wusste, was der RUC-Mann ihnen klar machen wollte: Das hier war ihre Arbeit.
    »Wenn Sie glauben, sich ein Bild zu machen«, erklärte Yates, »dann machen Sie sich ein falsches Bild. Eigentlich seid ihr nämlich schuld.«
    »Was?«
    »Ihr Schotten. Ihr habt euch hier im siebzehnten Jahrhundert niedergelassen und angefangen, die Katholiken herumzuschubsen.«
    »Ich glaube nicht, dass wir eine Geschichtsstunde brauchen«, sagte Rebus leise. Smylie sah so aus, als könnte er jeden Augenblick explodieren.
    »Aber es dreht sich ja alles nur um Geschichte«, entgegnete Yates ruhig. »Zumindest an der Oberfläche.«
    »Und darunter?«
    »Den Paramilitärs geht’s darum, Geld zu machen. Ohne Geld können sie nicht existieren. Also sind sie jetzt schlicht und einfach unter die Gangster gegangen, weil das die einfachste Art ist, sich das, was sie brauchen, zu beschaffen. Und dann verselbstständigt sich die Sache und wird zum reinen Selbstzweck. Von Zeit zu Zeit treffen sich IRA und UDA und besprechen, was gerade ansteht. Sie setzen sich an einen Tisch, genau wie die Politiker es gern hätten, aber anstatt über den Frieden zu reden, reden sie über die Aufteilung des Landes. Ihr könnt von diesen Taxiunternehmen Schutzgelder eintreiben, wenn wir dafür die Baustellen bekommen. Es kommt sogar vor, dass die Ware, die die eine Seite gestohlen hat, an die andere weitergereicht wird, damit die es in ihren Vierteln verkauft. Mal ist die Lage sehr angespannt, dann heißt es wieder business as usual . Es ist wie in einem Mafiafilm – das Geld, das diese Scheißkerle verdienen …!« Yates schüttelte den Kopf. »Die können sich gar keinen Frieden leisten . Wär schlecht fürs Geschäft.«
    »Und für Ihr Geschäft ebenfalls.«
    Yates lachte. »Ja, stimmt wohl, auf viele Überstunden käme man da nicht mehr. Andererseits würden wir dann vielleicht das Rentenalter erreichen. Das ist

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