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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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mehr als einen bloßen annus mirabilis . Eins-sechs-neun-null. Eins plus sechs macht sieben, neun plus null macht neun, und sieben und neun sind hochbedeutsame Zahlen.« Er schwieg kurz. »Was wissen Sie über die Numerologie, Inspector?«
    »Eigentlich nichts, Sir.«
    »Und wie steht’s mit dem Mädchen?«
    Siobhan Clarke wurde langsam sauer. »Ist das nicht so eine spinnerte Pseudowissenschaft?«, fragte sie. Rebus warf ihr einen eisigen Blick zu. Halt ihn bei Laune, befahl er.
    »Nicht spinnen, nein, und auch nicht pseudo. Es ist eine uralte Lehre, und sie klingt sehr glaubwürdig. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    »Nein, danke, Mr. Gowrie.«
    Sie saßen in Arch Gowries »Vorderzimmer«, einem Besuchern und besonderen Anlässen vorbehaltener Salon. Das eigentliche Wohnzimmer, mit bequemem Sofa, Fernseher, Video und Hausbar, befand sich in einem anderen Teil des weitläufigen Erdgeschosses. Das Haus hatte mindestens drei Stockwerke und dazu wahrscheinlich auch noch ein ausgebautes Dachgeschoss. Es befand sich im Grange, einem ruhigen grünen Viertel im Süden der Stadt. In den Grange kamen nur wenige Besucher, wenige Fremde, und auch der Durchgangsverkehr hielt sich in Grenzen, da das Viertel keine allgemein bekannte Verbindung zwischen anderen Teilen der Stadt darstellte. Viele der riesigen frei stehenden Häuser – ehemalige Kaufmannshäuser mit ummauerten Gärten und hohen hölzernen oder schmiedeeisernen Toren – waren von der Church of Scotland oder anderen religiösen Gemeinschaften aufgekauft worden. An Gowries Anwesen grenzte auf der einen Seite ein Altersheim und auf der anderen etwas, das wie ein Kloster aussah.
    Archibald Gowrie ließ sich gern »Arch« nennen. Er war das öffentliche Gesicht der Orange Lodge, ein überaus eloquenter Apologet (wenngleich die Loge in seinen Augen nicht den geringsten Grund hatte, apologetisch zu sein), aber keineswegs das ranghöchste Mitglied dieser Organisation. Er stand allerdings ziemlich hoch, und er war leicht zu finden – anders als Millie und Murdock, die nicht zu Hause gewesen waren.
    Gowrie hatte sich sofort zu einem Gespräch bereit erklärt und gemeint, er habe zwischen sieben und Viertel vor acht für sie Zeit.
    »Das wird mehr als genug sein, Sir«, hatte Rebus gesagt.
    Jetzt musterte er Arch Gowrie. Der Mann war groß und kräftig, in den Fünfzigern und wirkte auf Frauen wahrscheinlich auf die für manche ältere Männer charakteristische Weise attraktiv. (Wenngleich Siobhan Clarke von ihm nicht sonderlich beeindruckt wirkte.) Im Gegensatz zu seinem – sich apart lichtenden – silbergrauen Haar war sein dichter Schnurrbart schwarz. Die Ärmel seines Hemdes hatte er aufgekrempelt, darunter kamen dunkel behaarte Unterarme zum Vorschein. Er war der Fleisch gewordene Unternehmer. Tatsächlich lautete sein öffentliches Credo von jeher »offen fürs Geschäft«, und hatte er sich erst einmal in ein neues Projekt verbissen, ließ er sich nicht mehr davon abbringen.
    Soweit Rebus wusste, hatte Gowrie sein Geld anfangs als Direktor einer Firma verdient, die ihr Know-how schon früh von Schiffen und Pipelines auf den Bau von Hubplattformen und Ölbohrinseln für die Nordsee verlagert hatte. Das war Anfang der Siebziger gewesen. Dann wurde die Firma mit riesigem Gewinn verkauft, und Gowrie war für mehrere Jahre in der Versenkung verschwunden, ehe er als Bauunternehmer und Investmentguru wieder in Erscheinung trat. Er war noch immer Bauunternehmer, mit mehreren Großprojekten in der Stadt und außerhalb. Inzwischen aber betätigte er sich in einer verwirrenden Vielfalt weiterer Bereiche: Filmproduktion, Hi-Fi-Design, essbare Algen, Waldwirtschaft, zwei Country-House-Hotels, eine Wollspinnerei und das Eyrie in Edinburgh. Am bekanntesten war Arch wahrscheinlich als Miteigentümer des Eyrie, des besten, mit Sicherheit exklusivsten und mit Abstand teuersten Restaurants der Stadt. Auf dessen Speisekarte hätte man ganz bestimmt keine nahrhaften Blaualgen von den Hebriden gefunden – nicht einmal auf Französisch geschrieben.
    Rebus wusste nur von einem einzigen finanziellen Misserfolg, den Gowrie je hatte einstecken müssen – als Geldgeber eines Films, der hauptsächlich in Schottland spielte. Nicht einmal ein Star wie Rab Kinnoul hatte den Film vor einem Flop bewahren können. Trotzdem schien Gowrie keinerlei Probleme damit zu haben: In der Eingangshalle hing ein gerahmtes Plakat des Films.
    » Annus mirabilis «, wiederholte Rebus sinnierend. »Das

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