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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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»Du bist in Ordnung, Jamesie. Wir behalten dich im Auge.«
    »Echt?«
    »Mein Wort drauf.« Rebus nahm einen Schluck von seinem Bier. »Jammerschade, das mit Billy.«
    Jamesie erstarrte, das Glas ein paar Finger breit von seinen Lippen entfernt, zur Salzsäule. Er fasste sich nur mit Mühe. »Bitte?«
    »Braver Junge, sag nichts.« Rebus nahm noch einen Schluck. »Gute Parade, nicht?«
    »O ja, astrein.«
    »Schon mal in Belfast gewesen?«
    Jamesie wirkte, als habe er Schwierigkeiten damit, dem Gespräch zu folgen. Rebus hoffte sehr, dass es wirklich so war. »Nö«, sagte er schließlich.
    »Ich bin vor ein paar Tagen da gewesen, Jamesie. Ist ’ne stolze Stadt, da gibt’s ’ne Menge gute Leute, unsere Leute.« Rebus fragte sich die ganze Zeit, wie lange er wohl noch weitermachen konnte. Ein paar Teenager, wahrscheinlich ein, zwei Jahre unter dem gesetzlichen Bieralter, waren schon an der Treppe aufgetaucht, um nach Jamesie zu sehen.
    »Stimmt«, sagte Jamesie.
    »Wir dürfen sie nicht im Stich lassen.«
    »Auf gar keinen Fall.«
    »Denk an Billy Cunningham.«
    Jamesie stellte sein Glas ab. »Ist das …« – seine Stimme klang mittlerweile etwas weniger selbstsicher – »ist das eine … so was wie ’ne Warnung?«
    Rebus klopfte dem jungen Mann auf den Arm. »Nein, nein, du bist in Ordnung, Jamesie. Es ist nur, dass die Bullen am Rumschnüffeln sind.« Es war kaum zu glauben, wie weit man mit ein paar leeren Phrasen kam.
    »Ich bin kein Spitzel«, entgegnete Jamesie.
    Als er das sagte, wusste Rebus Bescheid. »Nicht wie Billy?«
    »Ganz bestimmt nicht.«
    Rebus nickte gerade vor sich hin, als die Tür aufflog und Gavin MacMurray hereinstolziert kam, dicht gefolgt von zwei seiner Generäle, die sich nebeneinander durch den Eingang quetschten. Rebus verwandelte sich in einen beliebigen Gast an der Theke, während MacMurray seinem Sohn einen Arm um die Schultern legte.
    »Alles okay, Jamesie-Boy?«
    »Klar doch, Dad. Die geht auf mich.«
    »Dann drei Export. Du bringst sie dann rauf, ja?«
    »Kein Problem, Dad.«
    Jamesie sah den drei Männern nach, bis sie die Treppe erreicht hatten. Dann wandte er sich nach seinem Vertrauten um, aber John Rebus hatte das Lokal schon verlassen.
17
    In jeder Kette, wie stark sie auch sein mag, ist ein Glied schwächer als die übrigen. Als Rebus das Merchant’s verließ, hegte er die Hoffnung, in Jamesie MacMurray dieses Glied gefunden zu haben. Er hatte den halben Weg zu seinem Auto zurückgelegt, als er Caro Rattray auf sich zukommen sah.
    »Sie wollten mich anrufen«, sagte sie.
    »War ziemlich viel los in der Arbeit.«
    Sie sah an ihm vorbei zum Pub. »Läuft das bei Ihnen unter Arbeit?«
    Er lächelte. »Wohnen Sie hier?«
    »Auf dem Canongate. Ich führ grad meinen Hund Gassi.« »Ihren Hund?« Es war keine Spur von einer Leine zu sehen, geschweige denn vom dazugehörigen Tier. Sie zuckte die Schultern.
    »Ich mag eigentlich keine Hunde, mir gefällt nur die Vorstellung, sie Gassi zu führen. Also hab ich einen imaginären Hund.«
    »Wie heißt er?«
    »Sandy.«
    Rebus sah hinunter auf ihre Füße. »Na, Sandy? Braver Junge!«
    »Eigentlich ist Sandy ein Mädchen.«
    »Ist auf die Entfernung schlecht zu erkennen.«
    »Und ich rede auch nicht mit ihr.« Sie lächelte. »Ich bin schließlich nicht übergeschnappt.«
    »Stimmt, Sie gehen mit Ihrem eingebildeten Hund nur
spazieren. Und, was haben Sie und Sandy jetzt vor?« »Wir wollen nach Haus und was trinken. Wie wär’s, hätten Sie Lust?«
    Rebus dachte kurz nach. »Klar«, sagte er. »Fahren oder
laufen?«
    »Laufen«, sagte Caroline Rattray. »Ich möchte nicht, dass
Sandy Ihnen die Autositze voll haart.«
    Sie wohnte in einer hübsch eingerichteten, aufgeräumten, aber nicht zwanghaft ordentlichen Wohnung. Im Flur tickte eine Standuhr, ein Familienerbstück. Im Messingzifferblatt war ihr Nachname eingraviert.
    Eine Trennwand war entfernt worden, so dass das Wohnzimmer jetzt Fenster nach vorn und nach hinten besaß. Auf dem Sofa lag ein aufgeschlagenes Buch neben einer halb leeren Schachtel Kekse. Einsame Freuden, dachte Rebus.
    »Sie sind nicht verheiratet?«, sagte er.
    »Himmel, nein.«
    »Einen festen Freund?«
    Sie lächelte wieder. »Ein etwas seltsames Wort, oder? Besonders bei meinem Alter. Ich meine, einen ›festen Freund‹ hat man als Teenager oder Twen.«
    »Na, dann eben Lebensabschnittsgefährten«, beharrte er. »Hat aber nicht dieselben Konnotationen, oder?« Rebus seufzte. »Ich weiß, ich

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