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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Polizisten, ein kurzes Gespräch über Sprechfunk, dann nickte MacMurray. Der einleitende Trommelwirbel der Snaredrums, die losstampfende lambeg , und dann die Flöten. Ein paar Augenblicke marschierten sie auf der Stelle, dann setzten sie sich in Bewegung, Richtung Princes Street, wo der Verkehr für sie angehalten worden war, wo das Schloss finster auf sie herabblickte, wo viele Passanten, aber keineswegs alle, kurz stehen blieben, um ihnen zuzusehen.
    Ein paar Monate zuvor war einer prorepublikanischen Demonstration verboten worden, diese Route zu nehmen. Das war der Grund, warum die Gegendemonstranten jetzt besonders laut johlten und mit dem Daumen nach unten zeigten. Manche von ihnen skandierten »Na-zis, Na-zis!« und wurden von uniformierten Polizeibeamten aufgefordert, den Mund zu halten. Es würde ein paar Festnahmen geben, die gab’s immer. Man hatte erst dann das Gefühl, an einem richtig guten Marsch teilgenommen zu haben, wenn man wenigstens haarscharf an einer Festnahme vorbeigeschlittert war.
    Rebus ging auf dem Bürgersteig, auf der Seite des Parks, wo weniger los war, neben dem Zug her. Mittlerweile hatten sich ein paar weitere Demonstranten eingereiht, aber es war noch immer eine recht mickrige Angelegenheit, kaum der Rede wert. So langsam fragte er sich, was er eigentlich erwartet hatte. Er musterte den Zug in entgegengesetzter Marschrichtung: vom Werfer mit seinem Riesenstock an der Spitze über die Flöten und Trommeln, die Melonen und Anzüge, bis hin zu den jüngeren Demonstranten und Nachzüglern. Ein paar Kinder hatten sich an den Seiten angeschlossen und kamen sich ungeheuer wichtig vor. Jamesie, der weit hinten marschierte, forderte sie mit unmissverständlichen Worten auf zu verschwinden, aber sie hörten nicht auf ihn.
    »Taff« war immer ein relativer Begriff.
    Aber jetzt packte einer der Nachzügler Jamesie am Arm, und die beiden wechselten grinsend ein paar Worte. Der Nachzügler trug eine verspiegelte Sonnenbrille und eine Jeansjacke ohne Hemd darunter.
    »Holla«, sagte Rebus leise. Er beobachtete Jamesie und Davey Soutar bei ihrem Gespräch, sah Jamesie Davey auf die Schulter klopfen und Davey sich dann wieder entfernen, immer weiter zurückfallen, bis er den Zug ganz verlassen hatte, sich zwischen zwei Absperrgittern hindurchquetschte und in der Menschenmenge verschwand.
    Danach sah es aus, als würde sich Jamesie etwas entspannen. Sein Gang wurde lockerer, weniger theatralisch, und er schwang die Arme im Takt der Musik. Jetzt schien ihm auch bewusst zu werden, dass es ein sonniger Sommertag war, und er zog endlich seine Lederjacke aus und warf sie sich über die Schulter, wodurch seine Armmuskulatur und zahlreiche Tätowierungen zur Geltung kamen. Rebus ging ein bisschen schneller und blieb dabei dicht an der Bordsteinkante. Eine der Tätowierungen war offenkundig die Arbeit eines Profis und zeigte die kunstvoll ineinander verschlungenen Buchstaben »RFC«: Rangers Football Club. Aber man sah auch das rotbraune Emblem des Heart of Midlothian FC – Jamesie ging also gern auf Nummer Sicher. Dann gab es einen Dudelsackspieler in Kilt und Bärenfellmütze und weiter unten, knapp oberhalb der breiten Ledermanschette, ein weit amateurhafteres Machwerk, das übliche zittrige, grünlich blaue Gestrichel.
    Die Buchstaben »SaS«.
    Rebus blinzelte. Es war fast zu weit weg, als dass er sich hätte sicher sein können. Fast. Aber er war sich sicher. Und plötzlich wollte er gar nicht mehr mit Gavin MacMurray reden, sondern mit dessen Sohn.
    Er blieb stehen und ließ die Marschierenden an sich vor- überziehen. Er kannte ohnehin ihre weitere Route: nach links in die Lothian Road, an den Fenstern des Caledonian Hotel vorbei – ein knipswürdiges Schauspiel für betuchte Touristen. Dann wieder nach links in die King’s Stables Road, und kurz vor dem Grassmarket war Endstation. Anschließend würden sie sich wahrscheinlich in einem Pub auf dem Grassmarket versammeln, um Manöverkritik abzuhalten und ein paar weitere Bierchen zu schlucken. Da der Grassmarket neuerdings schwer in war, würde es da auch etliche Fringe-Trinker geben. Ein netter Multikulticocktail für einen Samstagnachmittag.
    Er folgte ihrer Spur bis zu einem der proletarischeren Pubs auf dem Cowgate, vom Grassmarket aus gesehen direkt auf der anderen Seite der Candlemaker Row. Früher hatte man auf dem Grassmarket Verbrecher aufgehängt. Inzwischen waren zivilisiertere Sitten eingekehrt, obwohl man das bei einer Stippvisite in

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