Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld
wieder hinausgegangen waren. »Hat Billy je Freunde in die Wohnung mitgebracht?«
»Ich hab Ihnen eine Liste gegeben.«
Rebus nickte. »Und in der Zwischenzeit ist Ihnen auch kein weiterer eingefallen?«
»Nein.«
»Darf ich Ihnen ein paar Namen nennen? Davey Soutar und Jamesie MacMurray.«
»Nachnamen bedeuten in unserer Wohnung nicht viel. Davey und Jamesie … ich glaube nicht.«
Rebus zwang sie mit schierer Willenskraft, ihn anzusehen. Dann wandte sie rasch den Blick wieder ab. Du lügst, dachte er.
Zehn Minuten später verließen sie wieder das Geschäft. Als sie auf dem Bürgersteig standen, sah Clarke nach links und rechts. »Wollen Sie jetzt Murdock sprechen?«
»Ich glaube nicht. Was meinen Sie wohl, was wir nicht sehen sollten?«
»Bitte?«
»Sie schauen hoch und sehen Polizisten auf sich zukommen – warum klicken Sie da ruck, zuck Ihren Bildschirm weg, springen sofort auf und kommen ancharmiert und anscharwenzelt?«
»Sie glauben, sie hatte was auf dem Bildschirm, was wir nicht sehen sollten?«
»Ich dachte, das hätt ich gerade gesagt«, meinte Rebus. Er setzte sich auf den Beifahrersitz des Renault und wartete darauf, dass auch Clarke einstieg. »Jamesie MacMurray weiß vom Shield. Die haben Billy umgebracht.«
»Warum ziehen wir ihn dann nicht aus dem Verkehr?«
»Wir haben nichts gegen ihn in der Hand, jedenfalls nichts, was wir beweisen könnten. So läuft die Sache nicht.«
Sie sah ihn an. »Zu simpel?«
Er schüttelte den Kopf. »Wie ein Golfplatz: voller Löcher. Wir müssen ihm Angst einjagen.«
Sie dachte darüber nach. »Warum hat man Billy umgebracht?«
»Ich vermute, dass er reden wollte, vielleicht hatte er gedroht, zu uns zu kommen.«
»Konnte er wirklich so blöd sein?«
»Vielleicht hatte er eine Lebensversicherung, irgendetwas, wovon er glaubte, dass es seine Haut retten würde.«
»Hat offenbar nicht funktioniert«, sagte Siobhan Clarke.
In St. Leonard’s fand er die Mitteilung vor, Kilpatrick bitte um Rückruf.
»Irgendeine Zeitschrift«, sagte Kilpatrick, »bereitet eine Story über Calumn Smylies Ermordung vor, konkret darüber, dass er zuletzt undercover gearbeitet hatte.«
»Wie sind die denn an die Information gekommen?« »Vielleicht hat jemand geredet, vielleicht haben sie auch nur tief genug gegraben. Wie auch immer, eine gewisse hiesige Reporterin hat sich jedenfalls keine Freunde gemacht.«
»Doch nicht etwa Mairie Henderson?«
»Genau die. Sie kennen sie doch, oder?«
»Nicht besonders gut«, log Rebus. Er wusste, dass Kilpatrick auf den Busch klopfte. Wenn im sprichwörtlich verschwiegenen SCS jemand geplaudert hatte, wer hätte sich dann besser als Verdächtiger geeignet als der Neue?
Er rief die Nachrichtenredaktion an, während Siobhan für sie beide Kaffee holte. »Mairie Henderson, bitte. Was? Seit wann? Gut, danke.« Er legte auf. »Sie hat gekündigt«, sagte er, ohne es selbst so recht zu glauben. »Schon letzte Woche. Offenbar arbeitet sie jetzt als Freie.«
»Schön für sie«, sagte Siobhan und reichte ihm eine Tasse. Aber Rebus war sich nicht so sicher. Er wählte Mairies Privatnummer, doch es meldete sich nur ihr Anrufbeantworter. Ihre Ansage war kurz und bündig: »Ich bin mit einem Auftrag beschäftigt und kann deswegen nicht versprechen, dass ich bald zurückrufen werde, es sei denn, Sie wollen mir Arbeit anbieten. Wenn Sie was für mich haben, hinterlassen Sie Ihre Nummer. Da sehen Sie, wie kooperativ ich bin: Hier kommt schon der Piepton.«
Rebus wartete ihn ab. »Mairie, John Rebus. Hier sind drei Nummern, unter denen Sie mich erreichen können.« Er gab die von St. Leonard’s, die von Fettes und die von Patience’ Wohnung an – wenngleich er sich bei der nicht so sicher war und sich fragte, ob Patience ihm momentan vom Anruf einer Frau, welcher auch immer, erzählen würde.
Dann rief er die Pressestelle an.
»Haben Sie kürzlich Mairie Henderson gesehen?«
»Schon ein Weilchen nicht mehr. Das Blatt scheint sie gegen einen anderen eingetauscht zu haben, so einen verschlafenen Döskopp.«
»Danke.«
Rebus dachte daran, wie er sie das letzte Mal gesehen hatte, auf dem Korridor nach Lauderdales Pressekonferenz. Sie hatte keine Story erwähnt, ebenso wenig von der Absicht gesprochen, sich selbstständig zu machen. Er nahm noch einmal den Hörer ab und rief D.C.I. Kilpatrick an.
»Was gibt’s, John?«
»Diese Zeitschrift, Sir, die mit der Story über Calumn Smylie – wie heißt die?«
»Das ist irgend so ein Londoner
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