Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld
Käseblatt …« Man hörte Papier rascheln. »Ja, hier ist es. Snoop .«
» Snoop ?« Rebus sah zu Siobhan Clarke hinüber und vergewisserte sich, dass sie den Namen mitbekommen hatte. »Okay, danke, Sir.« Er legte auf, ehe Kilpatrick ihm irgendwelche Fragen stellen konnte.
»Soll ich anrufen und nachfragen?«
Rebus nickte. Er sah Brian Holmes eintreten. »Kommt wie gerufen«, sagte er. Holmes wischte sich beim Anblick der beiden imaginären Schweiß von der Stirn.
»Also«, sagte Rebus, »was haben Sie aus den Baufirmen herausgeholt?«
»So ziemlich alles außer einem Kostenvoranschlag für eine Renovierung meiner Wohnung.« Er zog seinen Notizblock heraus. »Womit soll ich anfangen?«
19
Davey Soutar hatte eingewilligt, sich mit Rebus im Gemeindezentrum zu treffen.
Während der Fahrt ins Gar-B versuchte Rebus, nicht an Soutar zu denken. Er dachte stattdessen an Baufirmen. Brian Holmes hatte ihm lediglich so viel sagen können, dass die zwei Firmen keine Pfuschbetriebe waren und keine unqualifizierten Schwarzarbeiter beschäftigten. Siobhan Clarkes Telefonat mit der Redaktion des Snoop hatte da schon mehr ergeben. Mairie Hendersons Artikel, der in der nächsten Nummer erscheinen sollte, war nicht speziell in Auftrag gegeben worden. Er war Teil einer umfangreicheren Story, an der sie für eine amerikanische Zeitschrift arbeitete. Warum, fragte sich Rebus, sollte sich eine amerikanische Zeitschrift wohl für den Tod eines Edinburgher Bullen interessieren? Einen guten Grund glaubte er sich vorstellen zu können …
Er fuhr auf den Parkplatz des Gar-B, holperte über die Bordsteinkante auf den Rasen und ließ den Wagen langsam weiter an den Garagen vorbei zum Gemeindesaal rollen. Die Theatergruppe hatte sich auch nicht groß um den Parkplatz gekümmert. Ihr Bus parkte jetzt direkt vor dem Eingang des Klubs. Rebus stellte sein Auto daneben.
»Bullenpack«, sagte jemand. Vom Dach des Gebäudes starrte ein halbes Dutzend Jugendliche zu ihm hinunter. Und ein paar andere standen und saßen neben der Eingangstür herum: Davey Soutar war nicht allein gekommen.
Sie ließen Rebus durch. Es war wie ein Meer aus Hass. Im Saal war gerade eine Auseinandersetzung im Gange.
»Ich hab’s überhaupt nicht angerührt!«
»Vor ’ner Minute war’s noch da.«
»Willst du damit sagen, ich lüge, Mann?«
Drei Männer hatten ihre Arbeit auf der Bühne unterbrochen, um zuzuschauen. Davey Soutar redete mit einem anderen Mann. Sie standen sich dicht gegenüber, die Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Geballte Fäuste und aufgeblähte Brustkörbe.
»Gibt’s ein Problem?«, fragte Rebus.
Peter Cave, der mit dem Kopf in den Händen dagesessen hatte, stand jetzt auf.
»Kein Problem«, sagte er leichthin.
Der dritte Mann war da anderer Meinung. »Der kleine Scheißer«, schimpfte er, womit er Davey Soutar meinte, »hat grad ein Päckchen Fluppen geklaut.«
Soutar sah ganz so aus, als würde er gleich irgendwo reinschlagen, aber interessanterweise nahm er nicht denjenigen ins Visier, der ihn beschuldigte. Rebus wusste nicht, was er von der Theatergruppe erwartet hatte, aber das mit Sicherheit nicht. Soutars Kontrahent war ein großer und drahtiger Kerl mit langen, fettigen Haaren und einem Dreitagebart. Er wirkte nicht im mindesten eingeschüchtert, obwohl er mit Sicherheit von Soutars Ruf gehört haben musste. Ebenso wenig schienen die Bühnenarbeiter abgeneigt zu sein, sich an einer etwaigen Schlägerei zu beteiligen. Rebus holte ein frisches Zigarettenpäckchen aus der Tasche und reichte es Soutar.
»Hier«, sagte er, »nehmen Sie diese, und geben Sie dem Gentleman seine Kippen zurück.«
Soutar drehte sich zu ihm um wie ein Panther im Zoo, dem der Käfig zu eng geworden war. »Ich scheiß auf Ihre …« Das Gebrüll verebbte. Soutar sah in die Gesichter der Umstehenden. Dann stieß er ein hysterisch kicherndes Gelächter aus. Er klatschte sich auf die nackte Brust und schüttelte den Kopf. Dann nahm er Rebus’ Zigaretten an und warf ein anderes Päckchen auf die Bühne.
Rebus wandte sich dem beklauten Theatermann zu. »Wie heißen Sie?«
»Jim Hay.« Er sprach mit einem Westküstenakzent.
»Also gut, Jim, warum nehmen Sie nicht diese Zigaretten mit nach draußen und legen ein Päuschen ein?«
Jim Hay schien Einwände machen zu wollen, besann sich dann aber eines anderen. Er winkte seinen Leuten zu, und sie folgten ihm nach draußen. Rebus hörte, wie sie in ihren Lieferwagen stiegen. Er richtete
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