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Raphael

Raphael

Titel: Raphael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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faucht, bevor sie wie zwei wilde Tiere aufeinander losgehen. Ich wende mich ab und robbe von ihnen weg. Raphael wird den fremden Vampir töten, ich weiß es, und ich will nur noch zu Dad, der vor unserer Garage in seinem Blut liegt. Mein Rücken brennt wie die sprichwörtliche Hölle, so als würde das Messer noch drinstecken. Tut es vermutlich auch. Ich kann mich nicht erinnern, dass der Vampir es herausgezogen hat.
    Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, doch schließlich erreiche ich meinen Vater, während die beiden Vampire hinter mir lautstark kämpfen. Dad atmet ganz flach. Da ist so viel Blut um ihn herum und die Wunde an seinem Hals sieht grässlich aus. Ich muss würgen, als ich meine gesunde Hand auf seine Haut presse, um die Blutung zu stillen, was sinnlos ist. Er stirbt, ist schon fast tot, und er weiß es. Dad sieht mich an und versucht zu lächeln, was ihm nicht gelingt.
    Ich beuge mich dicht zu ihm. „Ich liebe dich, Dad.“
    „Ich … di …  auch.“
    Ich will nicht weinen und tue es trotzdem. Dad sieht es und hebt einen Arm. Wie in Zeitlupe fängt er mit dem Finger eine Träne ein.
    „Chris ist tot, nicht?“
    Wie kann er jetzt danach fragen? Ich bringe es nicht über mich zu lügen. „Ja.“
    Dad seufzt, als hätte er es geahnt. „Vergiss uns nicht, Caine.“
    „Niemals.“
    „Verspr ... mir ...“, flüstert er, kaum noch hörbar.
    „Alles, was du willst.“ Und wenn ich ihm die Sterne vom Himmel holen soll, ich tue es.
    „Verliere nicht ... dich selbst.“ Die Augen fallen ihm zu. „Bleib mein ... Sohn ... Du bist ... kein Monster ...“
    Dad stirbt, bevor ich ihm mein Wort geben kann, und obwohl er recht hat, tut es weh, die Wahrheit dermaßen schonungslos gesagt zu bekommen. Es war mir bis eben nicht klar, aber mein Vater hat genau gewusst, weshalb ich zu ihm gekommen bin. Und weil ich mein Gewissen beruhigen wollte, musste er sterben.
    Hinter mir ist es ruhig geworden, doch bevor ich mich umdrehen und nachsehen kann, was los ist, ob Raphael lebt, taucht er bereits in meinem Blickfeld auf. Er blutet, trotzdem zerrt er mich rücksichtslos von meinem Vater weg zur Straße, zu dem Wagen, der gerade vor unserem Haus hält. Wenn ich die Kraft dafür hätte, würde ich vor Schmerzen schreien, aber mehr als Stöhnen bringe ich nicht zustande. Setjan und zwei Vampire, die ich noch nie gesehen habe, steigen aus dem Wagen.
    „Raphael, was ist ...? Oh mein Gott.“
    „Später“, knurrt Raphael und reißt die Hintertür des Wagens auf, um mich auf die Rückbank zu bugsieren. Irgendetwas trifft meine Seite und jetzt schreie ich doch, weil der Schmerz wie Lava durch meinen geschundenen Körper rast. „Bring die Leiche dieses Sterblichen in ein Kühlhaus und lass Vargas verschwinden. Ich muss mich um den Kleinen kümmern, sonst kratzt er mir ab.“
    „In ein Kühlhaus? Was hast du vor?“
    „Mach' es einfach!“, flucht Raphael und zerrt dabei an mir herum. „Und besorg' mir einen Arzt. Das kriege ich allein mit meinem Blut nicht wieder hin.“
    „So eine verdammte Scheiße.“
    „Setjan, mach schon!“, schreit Raphael ihn auf einmal an und danach kommt Bewegung in den Wagen und die umstehenden Vampire.
    Geht es mir dermaßen dreckig? Anscheinend schon, oder ich bilde mir die Sorge in Raphaels Stimme ein. Er redet unablässig weiter, ich glaube sogar, dass Raphael mich anspricht, aber ich verstehe kein Wort. Es ist alles weit weg. Wie durch Watte. Andauernd dringen Wörter zu mir, aber ihren Sinn begreife ich nicht. Schlafen. Ich möchte nur schlafen.
     

 
     
    9
     
     
    Ich lebe.
    Auch wenn ich mir angeblich redliche Mühe gegeben habe, nachträglich wie eine Flachpfeife abzukratzen. Das waren jedenfalls Raphaels nette Worte, als ich nach über zwei Wochen im Tiefschlaf aufwachte und er mit einem erleichterten Lächeln neben mir auf der Bettkante saß.
    Ihm geht es gut, nur ich bleibe ein Sorgenkind. Einen Monat ist es her, dass der andere Vampir, Vargas, mich fast und meinen Vater umgebracht hat, und trotzdem bin ich weiter ein Pflegefall. Von wegen Wunderheilung bei Vampiren. Irgendwann vielleicht, aber nicht in meinem Alter. Ein Wunder kann ich laut Setjan ohnehin nicht erwarten. Mit einer 15 Zentimeter langen und verdammt scharfen Klinge im Rücken, einer Kugel in der rechten Seite und einigen gebrochenen Knochen in Schulter und Arm, steht selbst ein Vampir nicht so schnell wieder auf.
    Das wird dauern , hat Setjan gesagt, als ich in seinem Haus zum zweiten Mal zu mir kam. Wie recht

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